Die Stars der Spielhalle
Nach all dem technischen Wirrwarr will ich auch noch ein wenig auf die Tische eingehen, schließlich stecken im Spiel viele Highlights der Pinball-Geschichte. Der Star des Aufgebots ist nach wie vor Medieval Madness vom damaligen Branchenkönig Williams mit seinem luftig-offenen Aufbau, hohen Rampen und vielen lustigen Ideen. Ziel des Spiels ist es, eine ganze Reihe von Burgen mit der Flipperkugel zu malträtieren, bis ihre Mauern am oberen Bildrand mit viel Getöse in sich zusammenkrachen. Zwischendurch rettet man Jungfrauen aus dem Turm, beschwichtigt pöbelnde Untertanen oder schießt aus dem Boden klappende Orkgesichter ins Erdreich zurück. Ein Riesenspaß mit toll arrangierten Rampen, Zielen und Modi! Einzigartig gut sind auch die vielen lustigen Sprachsamples, unter anderem von Comedian Tina Fey.
Ähnlich viel Spaß macht das ebenfalls von Brian R. Eddy designte Attack from Mars. Im Jahr 1995 – also kurz vor dem Kinohit Mars Attacks – entwarf Midway (unter dem Label Bally) einen Comedy-Flipper mit Invasions-Thema. Das übersichtliche, aber trotzdem hochmotivierende Layout durchschauen auch Einsteiger auf Anhieb: In der oberen Hälfte des Spielfelds wartet eine fliegende Untertasse darauf, mit der Flipperkugel abgeschossen zu werden, nachdem man das Schutzschild zerstört hat. Nach ein paar Treffern gibt das Flugobjekt wild rotierend den Geist auf. Auch das Abschießen der wild auf und ab hüpfenden grünen Männchen macht Laune. So befreit man ein Land nach dem anderen, während ihre Bewohner mit überdreht stereotypen Akzenten um Hilfe rufen. Auch nach Berlin führt die Weltreise zur Rettung der Menschheit.
Weitere Tische im Detail
Auch die übrigen Tische sind fast ausnahmslos derart gut und abwechslungsreich designt, dass man sich stunden- oder sogar tagelang damit beschäftigen kann. Weitere Highlights sind z.B. das das mystische Twilight Zone, der knifflige Klassiker Fun House mit dem sprechenden Kopf Rudy oder Tales of the Arabian Nights mit seinen orientalisch verschnörkelten Bahnen und einer drehbaren Wunderlampe.
Auch einige ältere Perlen aus den Siebzigern und Achtzigern sind wieder dabei: Tische wie Gorgar oder das klimpernde und klingelnde Big Shot sind zwar wesentlich einfacher aufgebaut, bieten aber trotzdem eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit der Silberkugel. Ganz alte oder experimentelle Tische fehlen leider. Wer Gottliebs durchgeknalltes „Goin‘ Nuts“ (Multiball-Wahnsinn mit Countdown-Timer) oder den Pinball-Urvater „Playboy“ (kam noch ohne Flipper-Hebel aus) ausprobieren möchte, muss zum alten Gottlieb Pinball Classics greifen oder darauf warten, dass Farsight sie evtl. in der Zukunft als DLC nachreicht.