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The Saboteur (Action-Adventure) – The Saboteur

Der Zweite Weltkrieg. Unendliche Weiten. Enge Corsagen. Wir schreiben das Jahr 1940. Jedenfalls ungefähr. Dies sind die Abenteuer des Sean Devlin, der als Mitglied der Résistance in Paris unterwegs ist, um die Stadt von der Wehrmacht zu befreien. Viele Kilometer von seiner Heimat Irland entfernt, dringt er als starker Rebell nicht nur in schwache Kulissen und schlüpfrige Bordelle, sondern auch in idiotische Bereiche vor, die kaum ein Tester zuvor gesehen hat. Pandemic, was ist das für ein Abschiedsmurks?

© Pandemic / Electronic Arts

Der Blick in die Figurenhölle

Die Action versinkt angesichts des katastrophalen Figurenverhaltens in der lächerlichen Beliebigkeit: Hier im Video.

…ohne dass es einen juckt. Das mache ich schon eine ganze Weile, weil es so leicht ist. Saboteur bietet auf den ersten Blick mit seinen Alarmstufen, die sich, falls man ihrem Umkreis nicht entkommt, in ihrer Intensität steigern und immer mehr sowie schwerer bewaffnete Truppen nach sich ziehen, ein solides Fundament. Aber das stürzt nicht irgendwann ein mal, sondern immer wieder komplett in sich zusammen. Deshalb stehe ich jetzt auch zum hunderteinundzwanzigsten Mal relativ relaxt auf einem Dach (hier im Video). Um mich herum jaulen natürlich die Alarmsirenen. Unter mir stehen auch schon die ersten Jäger in ihren graugrünen Uniformen und zücken ihre Gewehre. Eigentlich müsste ich jetzt Panik oder wenigstens etwas Angst bekommen, denn ich bin hier oben gut sichtbar und alleine unterwegs. Außerdem rufen diese fünf Landser bereits Verstärkung! Ich hätte den Typen mit der Trillerpfeife zwar töten können, um dem vorzubeugen, aber warum? Diese Deutschen sind zwar trotz meiner Anschläge noch in der bewaffneten Überzahl, aber das ist mir schnurzpiepegal.

Mein Puls ist kaum spürbar. Denn da unten wimmelt es nicht vor deutscher Gründlichkeit oder gar Effizienz, sondern vor Idioten. Und zwar Vollidioten, die sich selbst bei einem erhöhten Schwierigkeitsgrad (es gibt derer vier) wie Bots aus dem Jahr 1988 verhalten. Da kommen gerade noch mehr in einem Schützenwagen heran gekurvt – und jetzt aufpassen: Der fährt in vollem Tempo zwei von seinen wartenden Kameraden über den Haufen! Ist das nicht cool? Ohne dass ich einmal

Zwar machen die Bombenjobs zwischendurch Spaß, aber die Stealth-Elemente gehen unter.
schießen musste, sind schon zwei tot. Aber es geht ja noch weiter: Der Fahrer und die Besatzung steigen aus und da der Alarm noch anhält, ich stehe ja als Rebell noch mit Popcorn (okay, das habe ich mir jetzt dazu gedacht) auf dem Dach, kommt weitere Unterstützung heran gefahren, die mit Schmackes in den Trupp rast, der erneut um zwei Mann dezimiert wird, während die anderen verzweifelt auf mich schießen.

Kampf gegen uniformierte Idioten

Ob sie mich treffen? Nö. Ich stehe halt verdammt gut. Also so fünf Meter weiter oben im Blickfeld. Und wenn sie mal treffen und der Bildschirm Blutflecken zeigt, gehe ich halt etwas weiter. Wie lange kann ich wohl hier oben stehen und dem Suizid auf der Straße zuschauen? Hey, das tut einem jungen Mann aus dem Land der Autofetischisten durchaus weh, wenn die eigenen Vorfahren da nicht nur als, ich zitiere, „Hurensöhne“, „Kakerlaken“, „Abschaum“ und „Bestien“, sondern auch als Verkehrsidioten lächerlich gemacht werden. Muss das denn sein? Nichts gegen ein klares Feindbild ohne Nuancen, aber muss man auch die Fahrkünste der Urgroßväter so diskriminieren? Amerikanische Entwickler sind schon seltsam oberflächlich…

Wie schnell wäre der Zweite Weltkrieg wohl vorbei gewesen, wenn die Genies von Pandemic im deutschen Generalstab gesessen hätten? Nach einer Stunde Endlosfahrtotschleife? Diese selbstmörderische Farce von Figurenverhalten geht tatsächlich noch einige Runden weiter, denn schließlich wollen ja auch noch Motorräder und LKW der Deutschen beweisen, wie akkurat die Wehrmacht ihre eigenen Soldaten überfahren kann. Hier sind sie sowas von effizient, dass ich mich jetzt doch wieder geschmeichelt fühle – so kann sich immerhin nur ein Volk mit ungeheurer Disziplin selbst ausrotten. Dass der Entwickler von EA danach gleich mit wegrationalisiert wurde, zeugt nur von Konsequenz.

Moorhühner und Geisterfahrer

Ich soll endlich weg vom Sarkasmus, der einem Spiel mit RTLII-Böse-Nazi-Story und 08/15-Charakteren vielleicht gar nicht gerecht wird? Das ist ja nur ein Spiel? Okay. Ich beruhige mich ja wieder. Aber diese grottenschlechte Szene will mir deshalb nicht aus dem Kopf gehen, weil sie symptomatisch für das Versagen der Entwickler ist, eine glaubwürdige Welt mit

ernst zu nehmenden Gegnern zu inszenieren: Denn irgendwann, als da unten ein Dutzend Leichen lagen, habe ich nicht mehr gezählt und wollte mitmachen und nicht nur spannen. Ich habe also einfach den Karabiner gezückt und munter drauflos geballert – das ist in diesem Spiel übrigens einfacher als in Moorhuhn: Denn im Gegensatz zu dem Federvieh, das

Die deutschen hat man immer ohne Nervenkitzel im Visier: Sie verhalten sich strunzdämlich.

sich auch bewegt, präsentieren sich die deutschen Landser und Wachleute gerne statisch im freien Schussfeld, anstatt gezielt Deckung zu suchen, einen Sturmtrupp auf das Dach zu schicken oder gar Granaten hinauf zu werfen. Dafür werfe ich selbst fleißig welche runter.

Ich ziele also bequem auf Beine, Torso oder Köpfe und meist reicht ein Schuss, um diesen Witz von Soldateska ins Jenseits zu befördern. Wer Shooter kennt, muss hier viel Espresso trinken, um nicht sofort einzunicken. Kurzum: Das ist die mit Abstand schlechteste KI, die mir seit Jahren begegnet ist. Erst wenn in der letzten Alarmstufe die Schergen der Gestapo heran rücken und Flammenwerfer zum Einsatz kommen, gerät man etwas ins Schwitzen.  Aber das ist noch nicht alles. Immerhin ist sie in den Verfolgungsjagden für Lacher und Stunts gleichzeitig gut: Es kann sein, dass mich verfolgende LKW einfach mal so, ohne dass sie abgedrängt werden, von einer Brücke fallen, weil der Fahrer scheinbar nicht geradeaus steuern kann – das sieht aus, als würde das Fahrzeug plötzlich von einem Dimensionstor verschluckt; diese Szene hat drei Redakteure in ungläubiges Staunen versetzt. Klasse ist dann auch, wie die Besatzung aussteigt und dann stehend (!) aus dem Wasser der Seine heraus feuert, bevor sie nach ein paar Sekunden elendig ersäuft, anstatt zum rettenden Ufer zu schwimmen, wo eine klar sichtbare Leiter wartet. Soll ich vom idiotischen Verkehr erzählen, in dem sich Fahrzeuge blockieren? Warten wir einfach auf YouTube.
                  

  1. Sorry Jörg, bei dem Review saß dir der Furz quer...oder die notwendigen Patches noch nicht drin....
    Das Spiel ist einfach geil lange nicht mehr so ausgiebig unterhalten worden die Kampagne hat massiven umfang, die offene welt ist ziemlich genial....die Gebäude auf die man überall drauf kann brauchen sich vor einem Assassins Creed II (das von mechaniken im gameplay weitaus WENIGER zu bieten hat) ) nicht verstecken. Es ist vielleicht technisch nicht ganz so imposant aber dafür umso mehr an Inhalt vorhanden. Und ich persönlich habe gegen LEder, STrapse und dicke Hupen NIX einzuwenden...gott sei dank ist mir das ganze feminazi SJW gesabbel am Arsch vorbei.

  2. Wie interaktiv ist Paris abgesehen vom sabotieren?
    Ich habe was von Glücksspiel, Straßenrennen und Lapdance gelesen.
    Was gibt es sonst noch nebenbei zu tun?

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