Über weite Strecken fährt man allerdings das übliche Programm auf, an dem die meisten Wandersimulatoren von Everybody’s Gone to the Rapture bis Dear Esther kranken. Soll heißen: Spielerisch fällt auch The Shattering sehr flach aus und beschränkt sich in der Regel nur darauf, den nötigen Trigger in Form eines Gegenstands oder einer Handlung zu finden, damit es in der Geschichte weitergeht. Zwar sorgt in der Regel eine effektive Farbgebung oder die Platzierung von Objekten für Hinweise, doch in manchen Situation kommt man vielleicht nicht gleich auf die Lösung, wo und wie es weitergehen soll. Als angenehme Abwechslung habe ich die Momente empfunden, in denen man die Wahl zwischen verschiedenen Dialogoptionen bekommt – besonders in den kleinen Fragerunden zu den Bild-Assoziationen, die man zwar schon ähnlich in anderen Spielen wie Until Dawn gesehen hat, aber immer noch anziehend auf mich wirken. In einer kurzen Fluchtsequenz muss man außerdem die Beine in die Hand nehmen und die Sprint-Funktion erfüllt ihren Zweck. Zwischendurch durchwühlt man freilich wieder zahlreiche Schubladen und Schränke, in denen sich meist gar nichts oder nur nutzloses Copy&Paste-Zeugs befindet. Gibt es denn keine besseren und sinnvolleren Methoden, die Spieler von Wandersimulatoren aktiv einzubinden? Oder haben da Leute tatsächlich Spaß daran, damit sie ein bisschen mehr mit der Umgebung interagieren können, wenn es sonst schon so wenig zu tun gibt? Ich gehöre jedenfalls nicht dazu und kann diese „Öffnungsorgien“ beim Mobiliar langsam nicht mehr ertragen. Das ist nichts anderes als eine überflüssige Beschäftigungstherapie!
Gute Sprecher, lückenhafte Lokalisierung
Die englischen Sprecher liefern überwiegend überzeugende Darbietungen, obwohl man eigentlich keine der Figuren zu Gesicht bekommt. Das ist freilich immer noch besser als die seltsamen Lichter-Silhouetten, die man beim schnarchigen Everbody’s Gone to the Rapture über sich ergehen lassen musste, dessen Spielwelt zwar offener und freier war als hier, aber dafür auch deutlich langweiliger ausfiel. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht, stattdessen werden nur Untertitel geboten. Zwar werden oft sogar Schriftzüge auf Texturen lokalisiert, doch bei manchen Dokumenten oder durchaus relevanten Beiträgen im Radio oder TV wurde leider auf eine Übersetzung verzichtet. Hervorzuheben ist auf jeden Fall die stimmungsvolle Klangkulisse: Die Musik ist zwar eher auf Ambient ausgerichtet und hält sich damit überwiegend im Hintergrund, tritt aber in den richtigen Momenten aus dem Schattendasein hervor und untermalt wichtige Szenen oder Handlungen mit effektiven Klängen. Die Empfehlung der Entwickler, im Idealfall Kopfhörer beim Spielen zu verwenden, kann ich an dieser Stelle nur sekundieren. Denn erst so werden die perfekten Voraussetzung geschaffen, um in diese mitunter abstrakte und stellenweise verstörende Welt einzutauchen, bei der die Unity-Engine trotz detailarmer Kulissen und kleiner Areale manchmal an ihre Grenzen stößt und es als Folge dessen zu leichten Einbrüchen bei der Bildrate kommt.
Deck 13 als Publisher und dann NUR Englischer Ton? Pfui!
Gestern durchgespielt, und kann die Wertung definitiv nachvollziehen. Wer gerne Wander-Simulationen in bedrückenden Geschichten "spielt", bekommt auch hauptsächlich das, was man sich drunter vorstellt. Aber so richtig innovativ davon ist "nur" der Artstyle, den Rest hat man woanders auch schon gesehen. Das Genre hat sich seit "Dear Esther" durchaus weiterentwickelt...
Fans von Walking Simulatoren können mMn. zugreifen, aber wer noch nie Fan von diesem Genre war, dem wird "The Shattering" auch nicht umstimmen. Die greifen besser auf "What Remains of Edith Finch" zurück, was eher dazu taugt, das Genre gern zu haben^^...