Der Widerstand als Brettspiel
Denn hauptsächlich verbringt man seine Zeit auf der Übersichtskarte von Berlin. Hier kann man, ähnlich wie bei einem Brettspiel, Aktionen durchführen. Diese reichen vom Anwerben neuer aktiver Mitglieder und Unterstützer sowie Spendensammlungen über den Druck von Flugblättern oder das Verteilen von illegalen Büchern hin zu spektakuläreren Aktionen wie Anschlägen oder Sabotage. Die Gruppenmitglieder haben Werte, die z.B. ihre Überzeugungskraft, Empathie oder Allgemeinwissen repräsentieren. Zudem haben sie Eigenschaften, die in bestimmten Situation Vor- oder Nachteil sein können – etwa wenn ein Mitglied als ehemaliger Gewerkschafter zwar guten Zugang zu Arbeitern hat, mit Akademikern aber eher weniger interagieren kann.
Jede Aktion hat basierend auf Charakter-Werten und Eigenschaften eine Erfolgswahrscheinlichkeit sowie eine Gefahrenstufe. Werde ich z.B. bei nächtlichen Schmierereien von der SA erwischt, kann ich die Flucht antreten und die Aktion abbrechen, mich verstecken, um gegebenenfalls doch einen Erfolg zu erzielen, oder die Aktion durchzuziehen und dabei Festnahme, Verletzung oder gar den Tod von Gruppenmitgliedern in Kauf nehmen. Obwohl die Ergebnisse im Hintergrund anscheinend ausgewürfelt werden, ist die Erfolgsrate auch bei gefährlicheren Aktionen relativ hoch – bei umsichtigen Entscheidungen hatte ich nur selten Konsequenzen zu erdulden, die über ein „Wurde gesehen“ hinausgingen. Immerhin: Es gibt nur einen (automatischen) Speicherstand. Stirbt ein Gruppenmitglied oder löst sich die Gruppe wegen mangelnder Unterstützung oder fehlender Moral auf, bedeutet dies das Ende eines der ca. 4-5 stündigen Durchläufe.
Repetitive Routine
Dies erhöht immerhin das Level der Aufmerksamkeit der Gestapo, sodass ich meine Gruppenmitglieder in ein Versteck schicken kann, um die Behörden zu beruhigen. Auch gibt es Aktionen, die mit Entscheidungen zusammenhängen, die ich zuvor getroffen habe. Etwa, den jüdischen Bekannten nach dem Luftschutzbunker-Zwischenfall eine neue Bleibe zu suchen. Leider bleiben viele der Aktionen nur an der Oberfläche und werden eher spartanisch mit Texteinblendungen und simplen Bildern illustriert. Zudem werden viele Handlungen schnell sehr repetitiv. So schickt man die Gruppenmitglieder z.B. dauernd zum Spenden sammeln und ins Gespräch mit Arbeitern, Gewerkschaftern und sonstigen Unterstützern, um die Leisten für Moral und Unterstützung hoch- und die Gruppe damit zusammenzuhalten. Da die Ereignisse aber immer gleich ablaufen, werden die Grundaufgaben schnell zur Routine.
Ebenfalls rein spielerisch etwas demotivierend, an dieser Stelle aber natürlich historisch realistisch, ist die Tatsache, dass sich nichts am wesentlichen Verlauf der Geschichte ändern lässt. Egal wie viele Unterstützer ich versammeln kann, wie viele Informationen ich an die Alliierten liefere oder wie viele Bücher ich importiere: Mein lebensgefährlicher Widerstand hat zu keinem Zeitpunkt auch nur die kleinste Chance, das Nazi-Regime ins Wanken zu bringen. Umso wohltuender sind die kleinen zwischenmenschlichen Erfolge, wenn Menschen etwa in Sicherheit gebracht werden können oder man überzeugten Parteigängern Paroli bieten kann. Ein kommender Patch soll aber eine „alternative Zeitlinie“ ermöglichen, in der man auch den Kriegsausgang beinflussen kann.
Nie wieder Krieg hat leider auch nach dem ersten Weltkrieg niemanden gekratzt. Nie wieder Krieg — Käthe Kollwitz, 1924
Und leider scheint Star Wars: Episode II – Attack of the Clones der populärste Film zum Thema zu sein.
Das Nie wieder getöns kratzt heute einfach "niemanden" mehr.Einfach weil die Gefahr nicht besteht das sich ein 4tes Reich im 1940er Still erhebt.Weswegen das ständige Mahnen mit solchen Videos relativ wertfrei ist.
Erst letztens im Zug hab ich ein Gespräch bezüglich dem Thema von einer Gruppe 16 Jähriger Schüler "belauscht".
Die waren genervt und haben das ganze "Aufpassen das sowas nicht wieder passiert" Geschwurbel der Lehrkraft absolut nicht ernst genommen.Stichwort -als würde sowas heute noch passieren können...
Es wird Zeit sich da was aktuelleres Einfallen zu lassen.Ist ja nicht so als würde es da genug Material geben.Menscheit und Dumm und so.
Hallo
Die sprechen aber schon von wohltemperierten Grausamkeiten. Wehret den Anfängen.
Christoph
Bitte, Leute, hört damit auf, sofort "Nazi" zu schreien, wenn jemand eine - wenn auch noch so unsinnige Aussage - tätigt. Wenn jemand ernsthaft anfängt, Vernichtungskriege zu fordern, dann, ja dann kann man durchaus "Nazi" rufen, aber vorher nicht.
Hallo
Als Lehrer muss ich mal eine Lanze für meine Kolleginnen brechen. Es ist ja nicht so, dass nur auswendig gelernt und abgefragt wird. Da gibt es Projekte, Filme, Theater, rollenspiel, kursfahrten, Besuche an relevanten Orten usw usf. Dass nicht immer alle begeistert dabei sind, dürfte wohl auch an der Heterogenität der SchulerInnen liegen. Nicht alle, sind an allem interessiert. Und schon gar von Klasse 8-11. Da ist unterrichten teilweise wirklich ein Kämpfen gegen die Hormone.
Christoph