Schönheitschirurgen bei der Arbeit
Hoppla! Wieso krame ich eigentlich die Blaupause aus den vergangenen Jahren hervor? Abgesehen davon, dass sie wie der ideenlose Einstieg eines Verlierer-Interviews beim Fußball klingt („Wie fühlen sie sich jetzt?“), passt sie nur oberflächlich zu dem, was euch mit EAs Golfern erwartet. Denn im Grunde führt nur die PS2-Variante (deutsche Xbox-Besitzer werden vom Publisher einfach ignoriert) die Formel „never change a winning team“ konsequent fort. Die PSP-Umsetzung gleicht ihr zwar spielerisch, schreitet inhaltlich aber auf abgespeckten Pfaden und auf Xbox 360 hat EA Sports sowohl die Präsentation aufgepeppt als auch die Schlagtechnik leicht verändert.
Dabei wirkt vor allem das erste Anschalten des 360-Tigers wie der Blick in eine andere Welt. Ihr klickt euch nämlich nicht durch die stylischen, aber trockenen Tafeln der Vorgänger, sondern steht sofort auf dem Platz. Kein gewöhnlicher Golfplatz, wohl gemerkt, sondern ein Übungsareal, auf dem ihr eure Fähigkeiten nach Lust und Laune trainieren könnt. Entweder ihr schwingt euch so (wieder) in Form oder macht sofort Karriere. Anfänger
Zwei Bunker hinter dem Loch, ein Teich direkt davor: Mit dem neuen Zielkreis wird das ohnehin knifflige Green noch schwieriger. |
bekommen zudem endlich eine Einführung spendiert, die sie in Wort, Bild, Ton und Übungsstunde mit der Praxis vertraut macht. Jeder Erfolg spült dabei Geld in die Kassen und steigert je nach Art des Trainings bestimmte Werte eures Profis, den ihr wie gehabt im umfangreichen Game Face erstellt. Kinnbreite, Augenhöhe, Größe, Brustumfang, Altersflecken, Haarfarbe – Gerüchten zufolge sind Schönheitschirurgien neidisch auf Tiger Woods-Spieler.
Platzmangel
Wie gehabt sehen die Golfer klasse aus. Auf der Next-Gen-Konsole fallen außerdem die Zuschauer auf, da sie zusammenzucken, wenn euer Ball in ihrer Magengrube landet. Auf den Kursen beherrschen hingegen auch diesmal eckige Häuser, kantige Zuschauer, fehlende Zuschauer auf PSP sowie blasse Farben und auf PS2 gelegentliches Ruckeln das Bild. Nur mit der 360 steht ihr auf farbenfrohen Plätzen. Der Atmosphäre kann das alles aber erstaunlich wenig anhaben, denn die Bewegungen der Profis, Eichhörnchen im Hintergrund, begeisterter Applaus oder emphatisches Seufzen sowie die wunderbar zynischen Kommentare von David Feherty und Gary McCord erzeugen eine unglaublich dichte Stimmung. Dabei ist es immer noch schade, dass deutsche Moderatoren aufgrund der enormen Popularität des Golfsports horrende Summen für Aufnahmen am Mikrofon verlangen. Oder warum müssen nicht Englisch sprechende Spieler nach wie vor rätseln, was gesagt wird? Zynismus beiseite und Lob an EA: Schon mal zu Beethoven eingelocht? Auf PSP dürft ihr jedenfalls eure eigene Musik ins Spiel einbinden. Nicht, dass der entspannte elektronische Soundtrack das nötig hätte! Und wenn euch auf Xbox 360 langweilig ist, dann schaltet doch das Radio ein: ESPN liefert alle 20 Minuten aktuelle Berichte vom US-Sport. Wahlweise versorgt euch auch ein Live-Ticker am unteren Bildschirmrand mit wichtigen Ergebnissen.
Aber tolle Atmosphäre, schicke Menüs und praktische Trainingseinheiten beiseite – was hat sich sonst auf dem Platz getan? Welche Plätze gibt es
überhaupt? Was könnt ihr dort tun? Zunächst einmal kann sich der Tiger nur auf PS2 wirklich frei bewegen, denn dort schlägt er auf 21 Kursen ab. Seine Handheld- und 360-Pendants müssen mit zwölf Plätzen Vorlieb nehmen – auf PSP sind das so viele wie im Vorjahr, auf 360 immerhin doppelt so viele wie zuletzt. Einen Editor findet ihr allerdings immer noch nicht. Ihr könnt lediglich euren Wunsch-Parcours aus den bereits enthaltenen Löchern erstellen.
Blutiges Spiel im Team?
Dafür gibt es viel zu tun, denn neben der PGA Tour, in der ihr euch von den Amateurrängen bis zur Weltspitze vorkämpft (auf 360 erstmals auch mit Tiger Woods ohne bereits erhöhte Werte!), warten etliche Varianten auf euch, in der ihr euch an verschiedenen Abwandlungen einer normalen Partie versucht. Neu ist z.B. Greensome, wo euer Team gegen das eines Kontrahenten antritt. Nachdem alle Teilnehmer abgeschlagen haben, entscheidet ihr hier, welchen eurer Bälle ihr abwechselnd ans Loch spielen wollt. Eine nette Idee, aber eigentlich nur etwas für Feiglinge, denn aufregend wird es erst bei Bloodsome: Hier entscheidet das gegnerische Team, welchen eurer Bälle ihr schlagen müsst…
Mich würd mal interessieren obs wieder so wie bei den letzten Karrieremodi der Fall ist, dass ich 18 unter spielen muss, um eine realistische Chance zu haben. Das spiel hat mich nämlich immer überzeugt bis es dann gegen Ende so unrealistisch wurde, dass ich jedesmal aufhören musste.