Anstatt das Abenteuer wirklich konsequent auf Erkundungsreize auszulegen, anstatt eine möglichst unberechenbar wirkende Welt zu kreieren und die Rolle des Lara Croft in eine intelligentere und anspruchsvollere Richtung zu entwickeln, serviert Crystal Dynamics zudem erschreckend billige und primitive Momente. Das fängt schon bei Kleidung und Animationen von Lara an und hört bei ihren naiven Kommentaren mit Rehblick auf: Warum muss sie wie ein Schimpanse ihren nur von einem Fetzen Neopren geteilten Hintern immer wieder penetrant in die Kamera strecken? Soll das sexy sein? Nichts gegen attraktive Polygonladys, aber hier wird Lara einfach billig inszeniert. Man muss sich fragen, ob man das Image als Sexsymbol oder als Videospielcharakter stärken will. Für Lara wäre Letzteres wesentlich wichtiger, denn die Zeit, in der man mit polygonalen Titten und Ärschen vielleicht noch faszinieren konnte, weil es neu war, sind eindeutig vorbei.
Ich rechne den Entwicklern deshalb hoch an, dass sie mir nach den Kapiteln die Möglichkeit geben, ihr ein Outfit mit langer Hose zu verpassen. Kaum trägt Lara andere Kleidung, wirkt sie auch weniger lächerlich – und trotzdem attraktiv. Leider fehlt ihr immer noch die Intelligenz und der Reiz des Unnahbaren, den man von einer britischen Aristokratentochter erwarten könnte. Dafür müsste man bessere Dialoge und innere Monologe als dieses 08/15-Gebrabbel entwerfen. Als sie ein Untier von einem Tintenfisch in den Tiefen des Meeres entdeckt, das auf den ersten Blick beeindruckt, fällt ihr tatsächlich nichts anderes ein als „Oh, der ist ja nett.“
Spaßbremse XII: Risse in der Grafikpracht
Auch die auf den ersten Blick famose Kulisse bekommt irgendwann Risse. Auf den zweiten Blick offenbaren sich nicht nur Clippingfehler, Lara kann auch an einigen Stellen komplett durch Felsen gehen oder stößt an unsichtbare Wände, obwohl kein Hindernis zu sehen ist. Schon auf ihrer Yacht darf sie tatsächlich weder die Treppe auf das Oberdeck hinauf klettern noch an das Steuer – wenn man die drei kleinen Stufen hinauf gehen will, stößt man tatsächlich so auf unsichtbare Grenzen, dass diese auch noch per Animation der Hände mitten in der Luft erkennbar werden. Überhaupt gibt es bei solchen
Kollisionen oder Sprungversuchen einige holprige, fast schon plumpe Bewegungen zu sehen, die dieser Akrobatin nicht gut stehen. Richtig ärgerlich ist es, wenn man sich eine ganze Zeit locker auf schulterhohe Felsen zieht, aber das plötzlich an anderer Stelle nicht mehr möglich ist. Diese Inkonsequenz zeigt sich schon auf dem Frachter, wenn Lara die Container erklettern muss. Anstatt sich akrobatisch über eine direkt daneben platzierte Kiste hinauf zu ziehen, muss sie die Treppe hinten nehmen. Wieso?
Apropos Inkonsequenzen – da fallen mir noch einige Kleinigkeiten ein, die mich während des Spiels geärgert haben: Wieso verschmutzt Lara selbst dann, wenn kein Schmutz in der Nähe ist? Da wird beim Erkunden der Yacht einfach nur eine fleckige Textur auf ihre Beine geklatscht. Besser wäre es, wenn sie sich beim Klettern und im Dschungel schrittweise Schürfwunden oder Flecken zuziehen würden. Wieso nimmt Lara nicht grundsätzlich Schaden, wenn ihre Beine eindeutig im Feuer hängen? Sie kann an einigen Stellen sogar komplett in den Flammen stehen – ohne Konsequenz. Dabei zeigt sie vorher noch eine schöne Abwehrgeste, wenn sie sich die Hand schützend vor das Gesicht hält. Wieso breitet sich Feuer nicht in einem Level aus, wo Lara unterwegs ist – würde dadurch nicht erst Spannung entstehen? Wieso kann Lara manchmal Sprünge aus zwei Metern Höhe nicht einfach abfedern und landet wie eine Holzpuppe am Boden? Und wenn schon ein Waffenarsenal aktiv ist: Wieso gibt es keine Einschusslöcher auf Kisten? Ja, das ist kein wertungsrelevantes Manko, das ist eine kleine Nuance, aber eine weitere Inkonsequenz, die zeigt, dass hinter der hübschen Kulisse einfach nicht viel Substanz steckt.
Das Spiel ist besser als der Test hier, aber schlechter als der Test in anderen Zeitschriften. Legend und Anniversary waren ausgefeilter, das neue TR sowieso. Dennoch ein gutes Spiel, bei dem allerdings die empfindliche Kamera und Steuerung negativ auffällt, die CD schon in den Titeln vorher besser hinbekommen hatte.
Das JnR? Hmm im grunde gibts das Genre im großen Stil so gut wie nur noch von Nintendo )ja einfacher geworden). Ich hab mir dafür ja sogar extra die Wii kaufen müssen, weil auf 360 und PS3 AAA JnR's Mangelware sind. Genaugenommen gibt es selbst auf dem PC mehr und bessere JnR's dank der Indies. Dieses Genre ist iwie ein Stück weit tot. Korigiert mich wenn ich falsch liege, aber ist es nicht so das sich nicht ein einziger großer 3rd Party für JnR's interessiert?
Ja... so wirklich verstehen worin noch der Reiz dieser Genres besteht wenn man sie um ihre wichtigsten Elemente beschneidet, bzw. deutlich entschlackt und somit zu Farce deklassiert, kann ich auch nicht. "Das pixelgenaue Abspringen" hat auch mal in JnR's eine große Rolle gespielt. Mario kommt zwar mit weniger Automatismen zurecht als Uncharted, aber so wirklich spaßig find ich das auch nicht mehr.
Was man aber auf die damals deutlich hackligere Eingabe zurückführen kann. Es gibt YouTube Vids die das recht gut herrausstellen. Bzw. nur vgl. mit Anniversary. Legend und Underworld sind auch ungeachtet der Eingabe deutlich leichter.
Also wer als "Fan" rumheult" das Anniversary zu schwer war...dann Frage ich mich wie die "Fans" Tomb Raider 3 oder 4 geschafft haben? Gut Anniversary war in vergleich zu den sau einfachen "Legend" in der tat um einiges schwerer. Aber Anniversary & Schwer? Nee lass mal. Da sind Tomb Raider 3 &4 um einige ( oder doch mehr?) Härtere Brocken
@Xris: Das stimmt leider. Da muss man sich als Tester dann nicht wundern, wenn man irgendwann nur noch Einheitsbrei serviert bekommt Nach Jump 'n Runs (mit Ausnahme von Mario, wobei die Games auch immer leichter werden) und jRPGs ist es bereits das dritte Genre, dass den Bach runtergeht. Natürlich war das Kampfsystem, bzw. die KI der letzten TRs nicht mehr Zeitgemäß, doch da TR ein AA ist, waren die Action-Einlagen eben nur als Abwechslung gedacht, weswegen dieser Kontrapunkt keinen massiven Wertungsabzug zu Folge haben darf. Bei Uncharted kritisieren die meisten Tester ja auch nicht, dass die Rätsel ein Witz sind (wenn man U als Third Person Shooter ansieht, ist es ja auch legitim). Leider sind die Gamer auch nicht viel besser. Wenn ich mir so anschaue, wie viele TR-"Fans" sich bei Anniversary beschwert haben, dass es zu schwer sei, dann kann ich nur den Kopf schütteln.
@Underworld:
Die Fahrsequenzen fand ich nach einiger Eingewöhnungszeit sogar recht ansprechend. Auch wenn die Steuerung nicht optimal war, haben sie für ein wenig Frische gesorgt.
Die Frage ist welche Schwerpunkte man setzt.
Das mochte ich an Tomb Raider nicht. Schon klar das die Geschichte nicht "komlex" ist oder gesellschaftliche/politische Themen anspricht. Viel simpler: Lara ist böse.