Das Abenteuer spielt an der englischen Küste, auf dem Schiff und auf der Schatzinsel unter südlicher Sonne. Entsprechend abwechslungsreich sind die 3D-Umgebungen, die mit Hilfe der Nebula-Engine entstanden. Hier wird Atmosphäre groß
Aus dem Piratenroman bekannte Schauplätze wurden stimmungsvoll in 3D umgesetzt. Leider sind die Gegenstände oft nur Zier. |
geschrieben, was sich u.a. durch schöne Lichteffekte wie das Spiel der Sonnenstrahlen im Blätterdickicht des Dschungels zeigt. Ansonsten ist das Spiel zwar bunt, aber nicht so knallig, wie manch modernes Comic-Abenteuer. Die Farben der Klamotten sind eher gedeckt, was der authentischen Stimmung gut tut. Denn Farbe konnten sich zur Zeit der Freibeuter nur die Reichen leisten, wozu Piraten und Schankjungen aber nicht gehören.
Daneben bekommt ihr immer wieder die handelnden Akteure zu sehen, deren Charaktermodelle im zeitgenössischem Stil gekleidet sind. Trotz einer gewissen comichaften Übertreibung der Figuren sind diese durchaus realistisch gehalten und verhalten sich auch so. Ihre Bewegungen könnten jedoch etwas umfangreicher sein, da sie meist nur recht unbewegt in der Gegend herumstehen. Ein Schwachpunkt sind wieder einmal die nicht lippensynchronen Gesichtsanimationen, die aber auch bei anderen Spielen nicht immer das Gelbe vom Ei sind. Für ein kleines Team besitzt das Abenteuer unter dem Strich eine beachtlichte 3D-Optik, die im Genre nicht selbstverständlich ist.
Fast ein Hörspiel
Lange bevor der Begriff „Hörbuch“ überhaupt in Mode kam, hatten wir als Kinder bereits Hörspiele auf Audiokassette oder LP. Gerade das der Schatzinsel hörten ich und mein Bruder so oft, dass wir es fast auswendig kannten. Wir liebten es wegen der beeindruckenden Stimmen und der tollen Piratenatmosphäre. Eine derartige Wirkung entfaltet die deutsche Sprachausgabe von Treasure Island nicht ganz, aber sie ist doch überdurchschnittlich. Das geht sogar soweit, dass man den teils langen Gesprächen gern folgt, die man in vergleichbaren Titeln schon mal wegklickt. Insbesondere Long John Silver, der Doktor und Jim stechen positiv heraus.
Natürlich könnt ihr die Gespräche nicht nur passiv mitverfolgen, sondern dürft auch selbst was sagen. Hier gaukelt euch das Adventure oft eine echte Auswahl vor: Ihr könnt eurem Jim zwar stimmlich Gewicht verleihen, indem ihr entscheidet, was er sagen soll. Durchtriebener Pirat oder Müttersöhnchen? Soll Jim wichtig aufsprechen oder doch eher verbal vor den Erwachsenen kuschen? Allerdings hat das keinerlei Auswirkung auf den Spielverlauf, da die Geschichte weitergeht, egal für was ihr euch entscheidet. Es ist linear, es gibt keine alternativen Spielverläufe und oft müsst ihr einfach alles durchfragen, wie ihr es aus anderen Adventures kennt.
Stilechter Aufwasch
Auch sonst nehmen die Berliner Macher Robert L. Stevensons Romanvorlage ernst, wie wir euch bereits in der Vorschau mitteilten. Die Stationen der Schatzsuche sind alle grob wiedergegeben, ihr könnt sie der Reihe nach besuchen und alle
Das Zeitalter der Musketen lebt wieder auf. Alle wichtigen Personen des Romans sind mit von der Partie. |
wichtigen Akteure sind mit von der Partie. Sogar Ben Gunn, der verrückte Hund, erhält einen durchgeknallten Auftritt, der fast ein wenig an Gollum erinnert, wenn er vom Schatz schwärmt. Da merkt man halt, dass er jahrelang allein auf dem Eiland weilte. Klar, dass es im Roman noch mehr zu entdecken gibt, da er halt doch noch mehr Details bietet als ein Computerspiel, das sich ans Wesentliche halten muss, um nicht den Faden zu verlieren.
Trotz mancher Änderung ist die Umsetzung gelungen, so ist es auch zu verschmerzen, dass Jims Mutter leider draußen bleiben musste. Im Spiel ist der Junge ein Vollwaise, der die Spelunke ganz alleine führt. Einzige echte Neuerung ist Antoinette, die kesse Tochter von Friedensrichter Trelawny, die Schwung in die Männerwirtschaft bringt. Im Gegensatz zu der weiblichen Person in der Pro 7-Verfilmung des Romans, vermag sie zu überzeugen und steuert etwas zur Story bei. Und wenn es nur die Beschützerinstinkte sind, die sie weckt und die auch zum Durchspielen motivieren. Klar dass sie bei der Besatzung auf geteiltes Echo stößt, denn Frauen bringen ja bekanntlich Unglück an Bord.
ist halt immer Ansichtssache und Treasure Island ist ein Grenzfall. Wenn es die geilsten 5 Stunden deines bisherigen Abenteurerlebens sind, dann scheint es durchaus gerechtfertigt, fast jeden Preis dafür zu bezahlen. Dann gibt es Spiele wie So Blonde, die sind zwar ellenlang, ziehen sich aber wie zäher Kaugummi dahin. Kurz und knackig ist mir da fast lieber, aber es gibt Leute, die wollen halt unbedingt Masse für ihre Moneten.
Gruß,
4P|Bodo
Sabrehawk hat Folgendes geschrieben:
Nun lass dich doch nicht ins Bockshorn jagen.Du weißt doch das es immer diese Schwätzer gibt, die den Shooter im Godmode oder das Adventure mit Komplettlösung durchspielen und dann mit der kurzen Spielzeit prahlen oder darüber nörgeln.
Wenn ein Adventure "nur" 8-10 Std. Spielzeit hat aber in dieser Zeit eine gute Unterhaltung bietet, ist das doch in Ordnung.
Natürlich muß dann trotzdem noch jeder für sich selbst entscheiden, wieviel Geld einen das wert ist.
5-10 stunden spielzeit für ein Vollpreis Adventure? Dafür würde ich grad mal ne 60 vergeben. Dass doch Verarschung.
wenn du selbst spielst, brauchst du sicher mehr als fünf Stunden. Die dürften eher mit Komplettlösung in der Hand gestoppt sein. Es ist recht kurz, aber an die 10 Stunden sind es schon.
Erstaunlicherweise werden die Kapitel gegen Ende immer kürzer und spielerisch dürftiger, weshalb ich keine 80 Prozent mehr vergeben habe. Dass man gerade im Finale patzt, muss nicht sein. Also eindeutig nicht das Adventure des Jahres. Manch einer wird sogar mit Recht sagen, dass er dafür keine 40 Euro berappen will.
Das Spiel ist gar nicht so hardwarehungrig, wie es scheint, mit 512 MB RAM einem 2 GHz CPU und einer Grafikkarte mit 128 MB bist du schon dabei. Und es läuft sogar ohne DVD im Laufwerk!;-)
Schönen Tag noch,
4P|Bodo
Ich würde noch warten mit der Wahl des Adventures des Jahres. :wink: