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Trials Evolution (Arcade-Action) – Trials Evolution

Scheitern kann so schön sein! Wo der Kopf des Ragdoll-Fahrers mit dem Auge am Brett hängen bleibt, ist kein Platz für schlechte Laune. Nach einem unfreiwilligen Doppelsalto bringt der Pechvogel das komplette Gerüst zum Einsturz, wird prompt darunter begraben, flutscht in wilden Zuckungen durch eine Ritze, stürzt hundert Meter in die Tiefe, wird vom Bretterstapel erschlagen und tanzt zum Abschluss einen Electric-Boogie. Herzlich willkommen zur Gold-Edition von Trials Evolution!

© RedLynx / Ubisoft

Schweißtreibender Purismus

Ein Trip ins Grüne war noch nie so schweißtreibend.
Ein Ausflug ins Grüne war noch nie so schweißtreibend. © 4P/Screenshot

Münzen, Tricks oder ähnlichen Schnickschnack wie in Joe Danger gibt es nicht. Stattdessen bleibt das Spiel minimalistisch und konzentriert sich voll und ganz auf den Balance-Akt. Eine gute Entscheidung, denn wenn ich mich von einem schmalen Holzpfosten vorsichtig auf das nächste Gerüst fallen lasse, ist das anspruchsvoll genug. Auch Joe Danger macht seine Sache prima, nur eben auf eine andere Art: Dort wird die höhere Komplexität durch das gutmütige Arcade-Fahrverhalten ausgeglichen.

Eine erfreuliche Neuerung zum Vorgänger ist der sanftere Einstieg: Auch als Anfänger macht es diesmal unheimlich viel Spaß, sich durch die Karriere zu beißen, denn die ersten Kurse dienen als behutsames Kennenlernprogramm mit der Fahrphysik. Erst nachdem ich genügend Erfahrung und Medaillen gesammelt habe, darf ich den Führerschein für eine höhere Kubikzentimeter-Klasse machen und beim nächsten Wettbewerb antreten. Später wird es trotzdem richtig knackig: Es gibt Extrem-Strecken, Platin-Medaillen und natürlich weltweites Protzen in diversen Bestenlisten. Nach Regionen werden sie leider nicht mehr geordnet (wie z.B. in Trials 2), aber immerhin darf nach Freunden sortiert werden. Noch wichtiger: Die Geister sämtlicher Spieler lassen sich herunterladen, um direkt gegen sie anzutreten.

Abwechslung satt


On- und offline rasen bis zu vier Spieler um die Wette.
On- und offline rasen bis zu vier Spieler um die Wette. In die Übersetzung der Menüs ist wenig Mühe geflossen: Rast man als zweiter ins Ziel, erscheint z.B. der Satz „Du ist 2.“ © 4P/Screenshot

Eine weitere Stärke von Trials Evolution ist die Abwechslung: Mal bin ich im klassischen Lagerhaus unterwegs, später aber auch in einer idyllischen finnischen Seenlandschaft oder in einer von Limbo inspirierten Schwarz-weiß-Kulisse. Je nach Tageszeit protzen die Schauplätze mit einer stimmungsvollen Beleuchtung und feinen Schatten, der neblige Hintergrund wirkt auf den ersten Blick aber karg. Es geht immer noch von links nach rechts, doch diesmal gibt es auch Biegungen um die Ecke. Ein Kameraschwenk und schon düse ich auf der gegenüberliegenden Seite des Steinbruchs entlang. In hundert Metern Höhe springe ich über riesige Holzachterbahn-Konstrukte, später kämpfe ich auf einem stark wankenden Schiff mit der Schwerkraft. Nur wenn ich Schwung und Schwerkraft richtig nutze, erreiche ich den Looping und zische elegant durch eine Bodenklappe unter Deck.

Sehr schön ist auch der Ausblick beim Bezwingen eines fetten Steinturms. Wie in Super Ghosts-n-Ghouls hüpfe ich auf einer äußeren Wendeltreppe voller Schikanen bis an die Spitze. Neben kurze Herausforderungen besitzt das Spiel übrigens auch ein Cross-Gegenstück zur Nordschleife. Die Strecke schlängelt sich kilometerlang an einem Steinbruch entlang, bis nach vielen Minuten endlich die Ziellinie in Sicht ist. Zum Glück hat während des Marathons der Soundtrack meine Nerven beruhigt. Statt wild schrammelnden Gitarren bekam ich sphärische Triphop-Klänge zu hören, während das relaxte „Ooooyyyooo“ des Sängers direkt von der Bergspitze zu kommen schien.

Ausgiebige Bastelstunde


Die mit dem mächtigen Editor gebastelten Kurse dürfen mit anderen PC-Spielern geteilt werden.
Die mit dem mächtigen Editor gebastelten Kurse dürfen mit anderen PC-Spielern geteilt werden. © 4P/Screenshot

Im beliegenden Editor kann ich das vorgegebene Terrain prima nutzen: Ein paar Brückenpfeiler und Rampen hier, ein neuer Hügel dort, ein paar alte Autos und Rohre als Hindernis – und schon ist die eigene Strecke fertig. Da es keine Tutorials gibt, dauerte die Einarbeitung ein Weilchen, doch dann kam ich auch mit den kurz gehaltenen Beschriftungen zurecht. Nach ersten Gehversuchen im Einsteiger-Editor steht auch die Profi-Variante der Entwickler zur Verfügung. Mit ihr lassen sich sogar ein Kugel-Labyrinth, ein Ufo-Flug, Ski-Abfahrten, Vertikal-Shooter und eine Angry-Birds-Kopie auf die Beine stellen. Ein paar Beispiele sind bereits als Extra-Herausforderung ins Spiel eingebaut. Ganz so ausgefeilt wie in LittleBigPlanet 2 wirken die Bonus-Spielchen nicht, eine lustige Abwechslung sind sie aber allemal.

Besonders cool ist der Mehrspielermodus: Bis zu vier Kontrahenten fahren on- oder offline um die Wette. Wie viel Spaß das macht, zeigte sich beim Test des Originals. Während ich bereits den Test in die Tatstatur hackte, schrie sich der Rest der Redaktion nebenan die Seele aus dem Leib. Ich zitiere: „Ja! Jaa! Jaaaaa! Neinneinnein, aahh! Das ist doch zum kotzen! Nein! Doch! Scheiße! Schneller! Ich war doch so lang Erster!“ Wer ein Splitscreen-Match gewinnt, streicht ein hübsches Sümmchen an Punkten für das angelegte Turnier ein. Fällt jemand vom Rad oder verschwindet am linken Rand des Schirms, werden dafür Strafpunkte abgezogen. Online machen die schnellen Matches und kleinen Rennserien fast genau so viel Laune – und steigern zusätzlich den eigenen Rang. In kurzen Supercross-Rennen zischen alle Teilnehmer hintereinander auf eigenen Bahnen um die Wette. Auf komplexen Kursen fahre ich dagegen auf der gleichen Piste wie mein vermittelter Gegner. Damit wir uns nicht in die Quere kommen, ist er nur als Markierung  auf der Strecke zu sehen.

 

  1. Eigentlich wirklich gut das Spiel, allerdings sind die späteren Strecken wirklich
    teils nervig schwer.
    Noch nerviger ist, das Ubi mal wieder zu blöd ist, einen anständigen MP
    hinzukriegen. Naja wirklich überraschen ist das nicht.

  2. Habe es soeben gekauft und habe erst ein paar Level beendet, aber ich muss zustimmen was die Hardware angeht. Selbst mit meiner GTX 670 ruckelt das Spiel ordentlich. 60 FPS bekomm ich da meistens nicht hin.
    Edit: nach ca 1 Stunde Spielzeit habe ich jetzt auch schon 2 Abstürze zu melden.

  3. @Kamphamster
    Mir ist das auch teilweise zuviel "Piffbaffbumm". Brauche diese ganzen nicht gameplay-relevanten Explosionen und sonstige dynamische Hintergründe auch nicht. Aber meist bin ich sowieso stoisch auf mein Moped fixiert.
    Bei der Kamera gebe ich Dir auch recht, das ist nicht immer optimal und etwas zu "dynamisch". Die kniffligen Strecken sollte man allerdings eh mehr oder weniger auswendig können - man sollte zumindest wissen, wann man mit Vollgas durch brettert und wann man eher dosiert fahren sollte.
    Insgesamt kann ich damit gut leben, der Spielspass wird für mich dadurch nicht wesentlich beeinflusst.
    P.S.: Nein, ich arbeite nicht für Ubisoft Shanghai :)
    Ich finde einfach, dass das Spiel ein bisschen mehr Beachtung verdient hätte. Und ausserdem: je mehr Leute das Spiel spielen, desto weniger Wartezeit habe ich im Multiplayer ;)

  4. BesorgterBuerger hat geschrieben:[...]
    Fazit:
    Die 20 Euro sind gut angelegt, zumal ja auch die Strecken von TrialsHD enthalten sind.
    Extra für den Beitrag registriert, ich rieche Publisher.
    Gut ist es, Spaß macht es, süchtig macht es irgendwie auch. Aber es hat durchaus seine Ecken und Kanten.
    Die Kamera z.B. ist saumäßig. Zu dynamisch, ständig bemüht das Spielgeschehen auf "unwesentliche" Aspekte à la Piffpaffbumm zu lenken. Es ist ein Unding wenn ich bei drei Sekunden Flugphase erst kurz vorm Aufschlag sehe, wie ich landen muss. Entsprechend ergeben sich auch hunderte Versuche.

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