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True Crime: New York City (Action-Adventure) – True Crime: New York City

Der anhaltende Erfolg von Rockstars GTA-Serie ruft nach wie vor regelmäßig Nachahmer auf den Plan. Die Entwickler von True Crime: New York City steigen sogar schon zum zweiten Mal gegen den Genre-Primus in den Ring. Zunächst schlägt sich der Herausforderer auch tatsächlich äußerst wacker, aber schon nach wenigen Runden zeigen sich deutliche Abnutzungserscheinungen und es hagelt Verwarnungen wegen schwerwiegender Regelverstöße, die am Ende sogar zur Disqualifikation führen – wir liefern euch die genaue Kampfanalyse.

© Luxoflux (PS2) / Exakt Entertainment (PC, Xbox, GC) / Activision (Konsole) / dtp (PC)

Doch damit nicht genug: Auch unerklärliche Todesfälle wie unvermittelte Teleportationen auf den Meeresgrund oder das Explodieren des Dienstwagens ohne jegliches Fremdeinwirken haben den Spielspaß immer wieder zerstört.

Riskanter Ritt: Auf Motorrädern heizt ihr besonders schnell und unkontrolliert durch Manhattan. (PS2)
Es ist auch öfters passiert, dass plötzlich keine Verbrechen mehr begangen wurden und wir das Spiel beenden und neu laden mussten, um wieder Karrierepunkte sammeln zu können. Da fragt man sich natürlich, ob es die Entwickler einfach nicht besser konnten -oder wollten.

 

Doch Unfähigkeit hin, Zeitdruck her, ein so verbugtes und unausgereiftes Spiel zu veröffentlichen, ist eine Frechheit. Und selbst wenn alles planmäßig verlief, gab es immer wieder unnötigen Ärger: So wurden wir z.B. bei Verfolgungsjagden trotz Blaulicht regelmäßig durch Rammattacken unbeirrter Zivilisten oder Streifenkollegen zur Aufgabe gezwungen. Oder es sprangen uns Passanten ohne eine Ausweichchance für uns im Zuge eines spontanen Selbstmordversuchs vors Fahrzeug, was von den Kollegen gleich als Amokfahrt gewertet und mit Beschuss geahndet wurde. Kurios ist auch, dass man sich in solchen Situationen nicht einfach verhaften lassen kann, um den obligatorischen Strafdienst in Uniform anzutreten, sondern warten muss, bis einem die KI-Zombies die komplette Lebensenergie weggeballert haben…

Groteske Freakshow

Apropos KI: Das Verhalten der New Yorker mag ja teilweise sehr eigen sein, aber was ihr in True Crime mitunter zu sehen bekommt, ist geradezu grotesk bzw. so albern, dass das ganze Setting unglaubwürdig wird: 

Fies: Wer will, bedroht unschuldige Passanten, jubelt ihnen Drogen unter und verhaftet sie. (GC)

Da rennen schwere Jungs wie Volltrottel ihre Schädel an parkenden Autos ein, bevor sie wie Geister regungslos durch ganze Fahrzeugkolonnen gleiten. Betrunkene Großmütter torkeln in klonartigen Grüppchen durch die Straßen bis sie in irgendwelchen Zäunen verhängen. Harmlose Touristen beschimpfen euch mit erhobenem Mittelfinger, Prostituierte balancieren hektisch auf Mauervorsprüngen hin und her. Yuppies setzen euch nach einer ergebnislosen Leibesvisitation mit einem Elektroschocker zu. Und Polizisten steigen mitten auf einer Kreuzung aus ihrem Wagen, gehen abwehrend in die Knie und schluchzen alle paar Sekunden Oh no!. Letzteres haben auch wir uns gedacht, als wir Zeuge von alledem und vielen weiteren skurrilen Verhaltensweisen wurden.

Feuer frei!

Andere Dinge sind wiederum einfach nur nervig wie die teils haarsträubende Kollisionsabfrage oder die bockige Kamera, die es immer wieder schafft, in die ungünstigsten Blickwinkel abzudriften. Mitunter beamt sie sich sogar direkt in euren Kopf und pflastert den Screen mit halbtransparenten Augäpfeln und Gebissquerschnitten zu, während sich die Gegner aus dem Staub machen. Wer gerne eine der verfügbaren Martial Arts-Stile anwenden will, wird jedenfalls schnell verzweifeln und dank automatischer Zielaufschaltung und manueller Trefferzonenwahl in Zeitlupe doch lieber zu einer der zahlreichen und mitunter beidhändig einsetzbaren Schusswaffen greifen.

Ödes Werbespiel: Wer alle zehn Puma-Treter findet, schaltet ein gesponsortes Bonus-Outfit frei. (Xbox)

 Die Ballerabschnitte machen jedenfalls bei weitem am meisten Spaß und das nicht nur, weil dort dank der hochgradig zerstörbaren Umgebungen so richtig die Fetzen fliegen.

Rote Farbe, böse Farbe

Schade nur, dass sich deutsche Spieler wieder einmal bevormunden lassen müssen und weder das komplette Waffenarsenal nutzen dürfen, noch auch nur einen Spritzer Blut zu sehen bekommen. Flammenwerfer und Molotov-Cocktails bleiben hierzulande jedenfalls trotz einer Altersfreigabe ab 18 Jahren im Schrank und selbst Reeds blutverschmiertes T-Shirt zu Beginn des Spiels präsentiert sich nur leicht verschmutzt (PS2) bzw. weiß gewaschen (GC & Xbox). Nicht einmal die Blutspuren im Schnee, anhand derer ihr euren flüchtigen Bandenchef im ersten Spielabschnitt verfolgt, haben es in die deutsche Fassung geschafft, was natürlich nicht nur an der Atmosphäre zehrt, sondern auch die Wegfindung erschwert. Aber seis drum, da die Sprachausgabe im Spiel ohnehin auf Englisch belassen wurde und die deutschen Untertitel mehr als lückenhaft bzw. unglücklich sind, gibt es ohnehin keinen Grund, sich die deutsche Version zuzulegen.