Wer mit lesen ähnlich viel anfangen kann wie mit Kakerlaken im Kleiderschrank, der ist hier natürlich falsch. Denn lesen tut man. Und zwar richtig viel. Im Kern ist es schließlich das, was Barkeeperin Jill auf Arbeit macht: zuhören. Gelegentlich setzt sie ihren Gästen natürlich frische Drinks vor, aber das hier ist keine Stress-Simulation, in der man binnen weniger Minuten möglichst viele Cocktails mixt.
VA-11 HALL-A stellt vielmehr die Arbeit in einer kleinen Bar nach, wobei der Name die offizielle Bezeichnung des Orts ist, den Kenner aber wie das Walhalla der nordischen Mythologie aussprechen. Dorthin verlaufen sich jedenfalls selten mehr als zwei Gäste gleichzeitig. Die setzen sich dann an den Tresen, sagen hallo, verlangen das Übliche und plaudern drauf los. Und dieses unverbindliche Plaudern bekommt Entwickler Sukeban Games eben so gut hin: Man liest keine ellenlangen Abhandlungen und Erklärungen und Hintergründe und was einen sonst noch kaum interessiert. Die Personen halten sich vielmehr kurz und kommen direkt zum Punkt.
Jill schaltet sich zudem häufig ein, fragt nach oder soll selbst antworten. Es ist die Dynamik der Unterhaltungen, die hier so überzeugend ist, weil sich manche Figuren untereinander kennen, die Chefin mit einem kurzen Hinweis den Plausch
unterbricht oder andere Bekannte das Zwiegespräch aufbrechen. So hat man nie das Gefühl in einer gleichförmigen Textflut zu versinken.
Synthwave und Science-Fiction
Nicht zuletzt erzählen die Beteiligten immer interessante Sachen. Informationen stecken dabei oft in Nebensätzen, sodass man nie das Gefühl hat rein funktionale Texte zu studieren. Auf diese Art lernt man nach und nach Jills Kollegen kennen sowie Einzelheiten über künstliche Körperteile, Androiden, Gehirne in Gläsern, eine mysteriöse Hackergruppe, öffentliche Proteste, einen geplanten Anschlag und irgendwann auch Wichtiges über Jill selbst. Nebenbei lauscht man dem starken Synthwave-Soundtrack, dessen Playlist man vor jedem Arbeitstag eigenhändig zusammenstellt.
Selbstverständlich ist das alles nicht neu. Sukeban verbindet es aber so elegant, dass ich hier wie in einem spannenden Buch versunken bin. Einen gehörigen Anteil daran haben die interessanten Figuren – allesamt mit einem Spleen gesegnet, alle aber gleichzeitig auf ihre Art liebenswert, geheimnisvoll oder irgendwie anders interessant.
Gutes Spiel, bin gespannt ob das Sequel, N1RV Ann-A, auch so gut wird.
Ich spiele es lieber am Desktop-System, wo gute Lautsprecher angeschlossen sind. Kopfhörer geht auch, aber ich finde der Raumschall unterstreicht das Ganze trotzdem.Tolles Spiel!
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Moment, es bekam eine USK 16? o_O
Gab vor 2 Jahren bereits nen Vita-Port.
Aber wird ja wie so häufig nicht weiter berücksichtigt oder erwähnt.
Dabei war es bis dato die beste Version [weil mobil] und aktuell die einzige Möglichkeit es physisch [in englisch] zu besitzen.
Nunja, die physische Switchfassung wird sicher nicht lange auf sich warten lassen.