Doch diese Momente bilden leider die Ausnahme von der Regel – was wiederum bedeutet, dass Watch Dogs sein großes Alleinstellungsmerkmal dem allgemeinen Spielfluss opfert, anstatt sich etwas kantiger darzustellen. Denn den Rest kennt man aus anderen Titeln: Beim Deckungssystem z.B., das sowohl in den Schleichmissionen als auch in den gut inszenierten, aber bis auf wenige Ausnahmen kaum fordernden Ballereien zum Einsatz kommt, hat sich Ubisoft im eigenen Hause beim letzten Splinter Cell bedient. Gleichzeitig scheint man auch die Entdeckungsroutinen der Gegner-KI dem letzten Sam-Fisher-Abenteuer entliehen zu haben. Denn wenn sie einen der leblosen Kameraden entdecken (man kann sie nicht aufnehmen und außerhalb von Sichtlinien platzieren), gehen sie meist effektiv auf die Suche und sind aufmerksamer. Es kann allerdings in geschätzten fünf bis zehn Prozent der Fälle auch vorkommen, dass sie über einen Kumpel stolpern und nicht einmal den Ansatz einer Reaktion zeigen.
Die flüssige Bewegung per pedes durch die Stadt, bei der es übrigens kein aktives Springen, sondern nur kontextsensitives Überqueren von Hindernissen oder Klettern gibt, erinnert an ein weiteres Pferd aus dem Ubi-Stall: Assassins Creed. Mitunter wirkt es sogar so, als ob Connor oder Edward Kenway in ein zeitgemäßes Kostüm gesteckt wurden, derart ähnlich sind die Bewegungen. Und wenn wir schon bei Assassins Creed sind: Offensichtlich gibt es derzeit kein Actionspiel von Ubisoft, bei dem man nicht irgendwelche Türme erobern muss, um auf der Übersichtskarte (deren niedrigste Zoomstufe leider immer noch zu dicht dran ist) Bonusmissionen oder zu entdeckende Goodies aufzudecken – hier sind es ctOS-Sendestationen, die nach Freischaltung die ohnehin zahlreichen Nebenaufgaben stets erweitern.
Spielfluss vs. Charakter
Ansonsten bedient sich Ubi Montreal sehr freizügig bei Sleeping Dogs, den Batman-Spielen von Rocksteady, Volitions Saints-Row-Serie (grenzgenial: die so genannten digitalen Trips als abgefahrene Minispiele mit Spaßgarantie) und natürlich beim gegenwärtigen Open-World-Meister schlechthin: Rockstars GTA 5. Das ist per se nicht schlecht, sorgt für ein Gefühl der Vertrautheit und einen nicht zu unterschätzenden Flow. Allerdings macht dies auch deutlich, dass Ubisoft sich zwar sehr genau angeschaut hat, mit welchen Mitteln die Konkurrenz in den letzten Jahren die offenen Welten bereichert hat. Im Gegensatz dazu hat man aber vergessen, neben dem gelungenen Einbinden bekannter Versatzstücke ausreichend eigene Elemente einzubauen, die Watch Dogs Charakter und eine eigene Identität geben könnten. Anstatt mir das Gefühl zu geben, dass es sich jetzt wie Assassins Creed, kurz darauf wie Splinter Cell, dann wie Batman oder Saints Row und zu guter Letzt wie GTA spielt, hätte ich liebend gerne ein paar nicht so glattgebügelte Elemente in Kauf genommen, wenn ich im Gegenzug ein Spiel mit eigenem Flair und einer ganz eigenen Atmosphäre genießen dürfte.
Das Hacken ist in Ansätzen so ein Element. Doch ähnlich wie in der erzählerischen Ebene oder den Auswirkungen auf die Stadt, die Bevölkerung oder Aiden als Figur, bleibt es bis auf wenige Ausnahmen mechanisch so oberflächlich wie der Ein-Knopf-Nahkampf. Ja: Es macht Spaß und hat sogar taktische Auswirkung auf den Kampfverlauf, wenn ich Dampfrohre oder Elektrizitätskästen manipuliere. Oder wenn ich bei einer Verfolgungsjagd Ampeln oder Spikes manipuliere und damit die Gesetzeshüter ausschalte – auch wenn es nur ein einfacher Geschicklichkeitstest ist. Oder wenn ich bei einem Gegner per Fernzündung die mitgeführten Granaten zum Explodieren bringe und versuche, die Umgebung so weit zu manipulieren, dass im Idealfall ein Schusswechsel umgangen werden kann. Und wenn ich mich von Kamera zu Kamera hacke, um von dort innerhalb cleverer Umgebungsrätsel ferngesteuert Schalter zu finden und umzulegen, macht das nicht nur Spaß, sondern kratzt am Potenzial, das der gesamten Thematik innewohnt. Aber es wird eben nur angekratzt. Mehr Vielfalt beim Hacken, mehr Anspruch und schon wären die Wachhunde aus einer unterhaltsamen, aber größtenteils auf Durchkommen
designten Ecke in spannendere Bereiche gelangt. Und wieso ist das Erbeuten von Geld einerseits so leicht und andererseits so sinnlos? Man kann im Vorbeilaufen anderen Leuten per Handy das Geld per elektronischer Überweisung aus der Tasche ziehen. Aber abseits von Bauteilen für Granaten, Sprengfallen bis hin zu Stromnetz-Überlastung, die einen visuell eindrucksvollen Blackout nach sich zieht, benötigt man die Kohle eigentlich nicht.
Lineare Geschichte vs. Offener Action-Spielplatz
Watch Dogs übernimmt bei aller Inspiration aber auch einige Mankos, die die offenen Welten schon seit Jahren plagen und für die es auch mit der neuen Konsolengeneration noch keine Lösung zu geben scheint – zumindest nicht bei Ubi. Dazu gehört z.B. die Diskrepanz zwischen den offenen Schauplätzen, die zumeist nur Kulisse für die lineare Geschichte darstellen sowie den Sekundärmissionen. Außer Batman Arkham City hat es kaum ein Open-World-Titel geschafft, die Nebenaufgaben so interessant in den Spielverlauf einzubinden, dass man ihnen lieber folgt als der Hauptgeschichte. In Ansätzen schafft dies Watch Dogs mit seinen zahlreichen sammelbaren Goodies, die bei Komplettierung eine weitere Mission als Auflösung freischalten. Doch da die Missionen sich nicht besonders von dem ohnehin nicht breit gefächerten Spektrum unterscheiden, steht hier auch wieder das Sammeln und nicht die eigentliche Mission im Vordergrund.
Ich bin mittlerweile in einem Alter wo ich nicht mehr soviel rumjustieren will bis es läuft.
Ein Produkt hat gut zu sein oder es kommt in die Mülltonne. Meine freie Zeit ist mir einfach zu schade für sowas.
Leider erfährt man in Tests ja zu solchen Mängeln auch nix mehr, manchen fällt ein viel zu geringer FOV nichtmal auf. Auf dem konsolenlastigen 4 Players eh nicht und selten woanders.
Also ich fands super. Ich hatte deutlich weniger erwartet. An der Grafik gibt es nichts auszusetzen, was einen Spielabbruch rechtfertigen würde. Es gibt heute keine hässlichen Triple-A-Spiele mehr.
Zur restlichen Technik kann ich nichts sagen, habe es auf der PS4 gespielt und da war für mich das gesamte Spiel eine Enttäuschung bis auf die Mission im Hochhaus, die mMn am besten und sinnvollsten inszeniert gewesen ist.
Ich hab mir mal den PC Port für 5€ angetan. Naja was soll man sagen. Alleine der ekelhafte Konsolen FOV macht es im Grunde unspielbar.
Von den ganzen anderen Sachen mal abgesehen. 6 Stunden “gespielt“. Dann runter damit. Technisch einfach Abteilung Mülltonne.
Schade um die 5€, das Setting hätte mich gereizt.