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WipEout HD Fury (Rennspiel) – WipEout HD Fury

Ich war zufrieden – aber ich war nicht glücklich: Auf der einen Seite war WipEout HD eine optisch und akustisch grandiose Fortsetzung der aktuellen WipEout-Generation, auf der anderen Seite war es aber auch nur eine inhaltlich stark abgespeckte HiRes-Version ihres PSP-Vorgängers. Umso gespannter war ich, was die längst überfällige Erweiterung noch aus dem Spiel rausholen könnte. Habe ich wieder nur ein Update des HD-Updates heruntergeladen?

© Sony Liverpool / Sony

Ein schleppender Start

Es gibt nicht viele Spiele, für die ich das tun würde: Weil mein heimisches Internet seit Wochen den Dienst verweigert, wuchte ich doch tatsächlich mitten im Sommer die schwere PS3 ins Büro, um mir die etwa 600MB große Erweiterung zu besorgen. Diesen Download und einen satte 100 MB mächtigen Patch später darf ich dann endlich die Kinnlade fallen lassen – dabei habe ich noch keine einzige Rennrunde mit der fertigen Version zurückgelegt! Doch wenn sich die immer wieder zu „Elektro-Staub“ zerfallende Nahaufnahme eines futuristischen Überschall-Rasers langsam zu dem behäbigen Schnaufen der neuen Menü-Musik dreht, ist das einfach eine mitreißende Kampfansage. Es ist eine Kampfansage an die edle Schlichtheit des vorherigen Menüs – vor allem aber ist es die Kampfansage an den kompletten Rennzirkus. Denn wo bisher noch Einzelrennen, Turniere und Zeitfahrten meinen Alltag bestimmten, legt die neue Karriere auf Eliminator, Zone Battle und Detonator Wert.

Die Namen deuten es an, rote und schwarze Farbtöne bestimmen jetzt das Design, die Beats der sechs Neuzugänge im Soundtrack – allen voran Noisia mit ihrem mächtigen Machine Gun – schlagen nicht umsonst eine Stufe härter: In Fury geht es nicht um gewöhnliche Rennen mit gelegentlichem Waffeneinsatz. In Fury entbrennen martialische Materialschlachten! Denn die erwähnten Spielvarianten ändern das bekannte WipEout HD so

Fury ist eine Kampfansage an das, wofür WipEout HD bisher stand.

ab, dass neben der Kontrolle über hohe Geschwindigkeiten auch ein geübtes Auge verlangt wird.

Die explosive Zone

So gilt es in Zone Battle z.B. nicht nur, den Gleiter wie im verwandten Zone-Modus bei stetig ansteigender Geschwindigkeit zu beherrschen. Stattdessen steht hier das komplette Feld am Start und jeder Pilot will die angezeigte Zone, also eine vorgegebene Mindestgeschwindigkeit, als Erster erreichen. Die Geschwindigkeit steigt dabei auch hier selbstständig – allerdings reicht das für den Sieg nicht aus. Stattdessen lädt man durch Überfahren von Beschleunigungsfeldern Energie auf, mit der man einige Zonen überspringen kann. So weit, so einfach. Doch wer diesen Boost aktiviert, hinterlässt auch eine Mauer, die dem, der hineinfliegt, Schaden zufügt und Boost-Energie abzieht. Wichtiges Detail: Wer sein Schiff ruiniert, ist zwar umgehend wieder auf der Strecke – verliert aber ganze fünf Zonen! Riskiert man also den Boost oder entlädt man die Energie doch lieber in einen kurzen schützenden Schild? Gerade online sorgt dieser Modus für knifflige Geplänkel bei Geschwindigkeiten im vierstelligen Bereich – großartig!

Und auch mit Detonator erweitern die britischen Entwickler den Zone-Modus, selbst wenn diese Variante nur Solofliegern zur Verfügung steht. Diese müssen zufällig platzierten Minen entweder ausweichen oder sie mit einer Waffe ähnlich der normalen Minikanone zerschießen, während sie wie gewohnt mit der wachsenden Geschwindigkeit zurechtkommen müssen. Natürlich gibt es für das Zerschießen mehr Punkte und eine hohe Punktzahl ist das alleinige Ziel – doch wer fliegt bei Tempo Überschall schon gerne mitten ins Minenfeld, wenn das MG jeden Moment nachladen muss… Bei hohen Geschwindigkeiten ist der Rausch aus Tempo und Taktik durchaus bemerkenswert, auf Dauer ist mir Detonator allerdings zu eintönig. Bislang habe ich die entsprechenden Events in der Karriere sogar meist übersprungen. Gut, dass dies weiterhin möglich ist.

Kenn ich? Kenn ich nicht!

Gleich zwei brandneue Spielvarianten führt Fury also mit Zone Battle und Detonator ein; beim dritten Neuzugang, Eliminator, schlagen hingegen die „Kenn ich!“-Glöckchen der Veteranen an. Immerhin gab es den Modus bereits im dritten PlayStation-Spiel, zuletzt wurde er in Pulse auf PSP wiederbelebt. Deshalb war ich im ersten Augenblick auch sehr angetan von seiner Rückkehr. Nicht zuletzt hatte ich ihn in HD (immerhin ein Quasi-Remake von Pulse) schmerzhaft vermisst. Hier ist er also wieder: der Modus, dessen Ziel nicht das Überqueren der Ziellinie, sondern das Ausradieren gegnerischer Gleiter ist. Und dennoch ist er ganz anders als er auf dem Handheld präsentiert wurde…