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X4: Foundations (Simulation) – Lustlos durchs All

Fünf Jahre hat sich Egosoft Zeit gelassen, um nach dem verkorksten X Rebirth die Hauptserie auch namentlich so fortzusetzen, wie man es aus den Zeiten davor gewohnt war. Fünf Jahre, in denen Rebirth über verschiedene Upgrades technisch reifer, aber nie zu einem guten Spiel wurde. Fünf Jahre, in denen sich der Weltraum weiterentwickelt hat – mit Elite Dangerous, Rebel Galaxy, Evochron Legacy und anderen. Und wie unser Test zeigt: Fünf Jahre, in denen Egosoft den einmal verlorenen Anschluss noch immer nicht wiedergefunden hat.

© Egosoft / Egosoft

Das fängt bei wichtigen Informationsfenstern an, die sich ständig hin und her bewegen, aber nicht festmachen lassen, und geht bis zu einer Kartenansicht, deren Position und Zoomstufe nach jedem Benutzen verlorengeht. So sucht man ständig aufs Neue nach Schiffen und Stationen, die man nicht zentriert hat. Ich habe auch keine brauchbare Übersicht des kompletten Personals gefunden und, und, und.

Gibt es eine Anleitung für die Tutorials?

Auf eine gute Einführung in die Menüführung verzichtet Egosoft übrigens. Wozu auch? Es gibt zwar optionale Tutorials, die man jederzeit abrufen kann. In diesen fehlen allerdings etliche Informationen und obwohl sie interaktiv sein sollen, registrieren die Anleitungen nicht, wenn man bestimmte Aktionen gerade gar nicht ausführen kann oder sie bereits ausgeführt hat. Schaut man ein paar Sekunden lang nicht hin, weil man vielleicht noch mit dem Verarbeiten einer vorherigen Information beschäftigt ist,

Welche Alternativen gibt es?



X4: ist das aktuellste Abenteuer seiner Art – doch das aktuelle Elite Dangerous macht auch heute noch mehr Spaß als die verkrampfte Tabellenkalkulation von Egosoft. Alleine das Gefühl ein Raumschiff zu bedienen, ist in David Brabens Spiel nach wie vor ungeschlagen.

Eine hervorragende Alternative, sowohl für Solisten als auch Online-Spieler, ist außerdem Evochron Legacy, das uns zum Zeitpunkt seines Erscheinens durch die Lappen gerutscht ist, aber zu den Besten seiner Art gehört! © 4P/Screenshot

kann es außerdem passieren, dass man eine entscheidende Anweisung der ausschließlich in Textform vorgetragenen Hilfen schlicht verpasst. Am besten beginnt man dann noch mal von vorn.

Gerade in Anbetracht der umständlichen Handhabung und des ohnehin komplexen Spiels sind die mangelhaften Erklärungen eine Zumutung – mal ganz davon abgesehen, dass X4 auf eine sanfte Einführung verzichtet und Frischlinge nach Spielstart einfach auf dem Hangar abstellt. „Mach mal!“ Ne, danke.

Und keiner kennt sich hier aus

Es wird ja nicht besser, wenn man endlich im Spiel ankommt. Mir ist z.B. völlig unklar, weshalb man praktisch keinen Handel treiben kann, indem man auf Station A produzierte Waren dort kauft und auf Station B wieder absetzt. Theoretisch ist das freilich möglich. Doch in X4 kosten fast alle Artikel dort mehr, wo sie produziert werden, als dort, wo sie benötigt werden. Nun gilt das zum Glück nur für den auf Einsteiger zurechtgeschnittenen Spielmodus, aber gerade der sollte einen leichten Start ins Händlerleben ermöglichen. Stattdessen fliegt man erst stundenlang umher, um wenigstens die ersten größeren Teile der Karte sowie ein paar Ressourcenvorkommen aufzudecken, denn einen Plan der (durchweg belebten) Umgebung gibt es „selbstverständlich“ einfach nicht.

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Auf der Autobahn durchs Sternsystem: Welcher Weltraum-Fahrer hat sich genau das nicht schon immer gewünscht? © 4P/Screenshot

Apropos belebte Umgebung: Egosofts Universum wirkt zu allem Überfluss auch noch ungewöhnlich klein. Das liegt daran, dass man nie große Strecken zurücklegt, Planeten nur als animierte Bilder den Hintergrund zieren und ein Highway ähnlich wie in X Rebirth die wichtigsten Sektoren verbindet. Auf dieser Ringstraße rast man binnen weniger Minuten durch das komplette aktuelle Gebiet – eine Tatsache, die das Gefühl im Weltall unterwegs zu sein ad absurdum führt.

Grafik-Demo statt Flugphysik

Die Illusion mit dem Raumschiff unendliche Weiten zu erkunden, entsteht schon deshalb nicht, weil die Flugphysik nur sehr entfernt ans Fliegen erinnert. Selbst schwere Flieger bremsen etwa dermaßen abrupt ab und lassen sich so leicht zur Seite schieben, dass sich das Steuern mehr nach dem hastigen Anschauen einer Grafik-Demo anfühlt als nach Newtons Gesetzen. Große Schiffe beschleunigen und drehen sich im Normalfall zwar angenehm träge, aber auch sie ändern in vielen Situationen so schnell ihre Flugrichtung, dass von einem plausiblen Fluggefühl keine Rede sein kann.