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A Vampyre Story (Adventure) – A Vampyre Story

Würde ein Adventure alter Machart heute noch brillieren oder sind wir schlicht zu bequem geworden? Mit A Vampyre Story von Autumn Moon könnt ihr das überprüfen, denn die comichafte Vampirgeschichte weckt Erinnerung an die gute alte Zeit. Kommt das Blut saugende Abenteuer an einschlägige LucasArts-Klassiker wie Monkey Island heran?

© Autumn Moon Entertainment, Bear Technology / Crimson Cow

Wie früher

Alles in A Vampyre Story verströmt den Charme besserer Tage. Damit ist nicht nur die antike Einrichtung des Schlosses im fernen Draxsylvanien gemeint, 

Mona ist zwar ein Vampir, aber so richtig indentifiziert sie sich noch nicht mit ihrem untoten Dasein. Bis sie es kapiert, dauert es lange. 

die ebenso düster wie exotisch wirkt, sondern auch das makabere Point&Click-Abenteuer selbst. Der Flair von Monkey Island begegnet einem auf Schritt und Tritt – was auch kein Wunder ist, denn schließlich stammt das Spiel von Bill Tiller. Und der war seinerzeit bekanntlich bei LucasArts, wo einst Klassiker wie Sam & Max, Indiana Jones oder Vollgas entstanden.

Auch in punkto Skurrilitäten kann A Vamypre Story durchaus mit den bekannten Klassikern mithalten, denn hier tragt ihr eine vorlaute Fledermaus zur Schau, versucht einen Raben zum Töpfchengehen zu bringen und tratscht schon mal im Folterkeller mit einer eisernen Jungfrau, die sich sogar als ganz nett entpuppt. Natürlich gibt es auch Neues zu entdecken, denn eine dermaßen düstere Stimmung verbreitete keines der alten LucasArts-Abenteuer. Elemente aus dem Horror-Genre findet ihr an jeder Ecke, etwa wenn Kreuze euren Erkundungsdrang bremsen. Die melancholische Protagonistin und Vampirin wider Willen ist ebenso tragisch wie komisch in ihrem Bemühen, sich so menschlich wie möglich zu verhalten. „Isch bin doch kein Vampir, mon dieu!“

Rätsel ohne Gnade

Bill Tiller ist bestimmt kein Mann großer Kompromisse, wie man den Rätseln anmerkt, die ebenfalls wie früher sind. Sprich:

Sie sind beinhart und keinesfalls mit den leicht zu lösenden Puzzlechen zu vergleichen, die vermeintlich moderne Adventure oftmals zieren. Bei A Vamypre Story wisst ihr oft grundsätzlich, wie etwas zu lösen ist, aber den Weg dahin kennt ihr noch nicht, und der kann ganz schön verschnörkelt sein. Ihr wisst, dass ihr den Gargoyle dazu bringen müsst, auf die Seite zu springen. Aber wie? Hier hilft der schmuddelige Rabe, der direkt über dem Steinwesen seinen Horst hat. Ihr arbeitet euch Schritt für Schritt an die Lösung ran, die sich am Ende logisch zusammenfügt.

Nach und nach sammelt sich einiges an im stilecht designten Inventar, wo neben Dingen auch Einfälle landen. 
In der Mehrheit löst ihr Inventarrätsel, wobei das Inventar etwas anders funktioniert als bei vergleichbaren Abenteuern, da ihr nicht nur Gegenstände, sondern auch Ideen einpackt. Da die damenhafte Heldin während der gut 15 Stunden nicht alles in ihrem Sarg herumschleppen will, merkt sie sich vieles und kommt dann wieder, wenn es dran ist. Eine solche Idee könnt ihr wie eine Sache verwenden, so dass es eigentlich keinen großer Unterschied darstellt. Ihr tragt halt das fahle Abbild einer rostigen Klinge mit und wenn ihr sie am rechten Ort verwendet, verwandelt sich Mona in eine Fledermaus und fliegt zurück, um sie zu holen. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass sich Einfälle noch verändern können.

Zu schwer?

Die dicht gestaffelten Aufgaben kommen zum Glück nur selten vom Hundersten in Tausendste, wie es etwa bei Runaway 2 unangenehm in Erinnerung blieb. 

Auch wenn Mona und Froderick oft ächzen, wird völlig Unmögliches in der Regel nicht verlangt, denn alles wird zumindest einmal angedeutet. Wenn ihr mit jemandem oder etwas sprecht, müsst ihr nur genau hinhören uns schon seid ihr des Rätsels Lösung einen Schritt näher gekommen. Auch in alten Schriften gibt es Hinweise zu entdecken. Es gilt die goldene Regel der Rätselknacker: Alles anklicken, lesen und ansprechen. Einzige Konzession an die Moderne ist die Hotspot-Anzeige, die auf Tastendruck alle Aktionsmöglichkeiten aufleuchten lässt. Da ihr viel durch die Gänge schleicht und an bekannte Orte zurückkehrt, gibt es auch eine Funktion, die Monas schwebenden Gang abkürzt.

Dem einen oder anderen wird das Niveau zu schwer sein, was nur zeigt, wie sehr sich die Zeiten geändert haben. Früher hat man sich auch länger Zeit gelassen und teils Wochen mit einem Adventure beschäftigt, was auch hier das Richtige wäre. Ist man heute noch bereit dazu? Manches Rätsel ist leider hart an der Schmerzgrenze, wie etwa die mysteriösen Hexereien im Geheimlabor, wo der Schleim in ätherisch schimmernden Strömen fließt. Da bringen einen fiese Apparaturen der Baronin an den Rand des Wahnsinns. Bisweilen steht ihr auch auf dem Schlauch, was insofern ein Problem darstellt, da A Vamypre Story keine Tipps im Spiel bietet. Einzig im bunten Handbuch sind ein paar für den Start zu finden. Später hilft unter Umständen nur eine göttliche Eingebung oder der Blick in eine Komplettlösung.

Vampir zum Anfassen

Die schrägen Hauptfiguren könnten problemlos in jedem LucasArts-Klassiker auftreten. Zum einen ist da die junge

Auf der Reise nach Paris scheut Mona keine Mühen, um ans Ziel zu kommen. Sie macht Dinge, die sie nicht für möglich hielt.

Opersängerin Mona, die von ihrem heimlichen Liebhaber Baron Shrowdy auf sein Spukschloss entführt wird. Der Vampir hält die Pariserin mit dem sexy Akzent wie in einem goldenen Käfig, was sie pausenlos an Flucht denken lässt. Dann läuft Shrowdy unvermutet in einen Holzpflock der Vampirjäger und Mona ist frei. Allerdings muss sie erst mal aus dem Schloss raus, was länger dauert als gedacht. Als ihr draußen seid, geht’s grad so weiter. Die Macher haben einige Hindernisse eingebaut, bis es endlich Richtung Paris weitergeht. Doch Mona gibt nicht auf, denn sie will trotz neuer Vampirkräfte ihr altes Leben zurück. Ob sich die Zeit zurückdrehen lässt?

Was wäre Mona ohne ihren Freund Froderick, der kleinen aber wortgewandten Fledermaus, die stets auf ihrer Schulter sitzt? Er kommentiert alles mit mehr oder minder humorvollen Sprüchen, bringt Leben in die Bude und ist der heimliche Star des Abenteuers. Immer wieder muss der Sidekick die Kohlen aus dem Feuer holen, wenn Mona sich mal nicht traut. Und für ein Monster in Ausbildung macht sie das ziemlich oft. Er wagt sich auch in dunkelste Löcher vor und scheut keine Mühen, um seiner blassen Herrin zu gefallen. Heimlich ist er in Mona verliebt, was er immer wieder durchblitzen lässt. Aber wie soll ein flatternder Zwerg bei einer Bohnenstange wie Mona landen, die auch noch so eingebildet ist?