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Autobahnpolizei Simulator 2 (Simulation) – Schlimmer als die Polizei erlaubt

Deutschland ist Simulator-Land: Im Fahrwasser von erfolgreichen Landwirtschafts- und LKW-Simulationen kommen auch deutsche Verkehrspolizisten zu ihrem Videospiel-Einsatz. Wie aufregend und unterhaltsam die virtuelle Dienstlaufbahn ist, verrät der Test.

© z-software / Aerosoft

Hier bitte wenden!

 

Freut man sich zu Spielbeginn noch darauf, die hässliche aber doch irgendwie urig-deutsche Spielwelt mit Autobahnen und Kleinstadt-Atmosphäre zu erkunden, stellt sich auch hier bald Ernüchterung ein: Fast jede Landstraße wird nach wenigen Metern mit Stop-Schildern abgewürgt, auch innerorts gibt es stets nur zwei, drei Straßen und einen unterirdisch texturierten Supermarkt zu bestaunen. Tanken an einer der Raststätten an der Autobahn? Nicht möglich! PKW-Lenker zur Rede stellen, die aufgrund der miesen KI selbstständig regelmäßig Unfälle bauen? Geht nicht, obwohl die X-Taste ein Gesprächsangebot suggeriert. Ein bisschen abseits der Schnellstraße durch die City cruisen? Durchfahrt verboten! Immerhin gibt es gegenüber der Hauptwache einen Donutladen, wo mir der Verkäufer zwar kein Zuckergebäck (die Animation dafür hätte wohl das Budget gesprengt) reicht, aber wenigstens drei immergleiche Floskeln für „unseren Freund und Helfer“ übrig hat.

 

Autobahnpolizei Bug-Simulator 2?

 

Über zwei Jahre sind seit der PC-Veröffentlichung des von Z-Software programmierten Spiels vergangen – die Entwickler konnten zwar besonders grobe Schnitzer (außerhalb des Gesichts befindliche Augen, Massenkarambolagen abseits der Fahrbahn, verschwindende Körperteile) beheben, die Liste der technischen wie spielerischen Unzulänglichkeiten ist dennoch so lang wie die der Staumeldungen rund um deutsche Großstädte: Wenn man mit der Leitplanke oder anderen Fahrzeugen kollidiert, schnellt eine Prozent-Anzeige in die Höhe. Mal addiert ein Crash nur fünf Prozent oder zehn Prozent, ein ander Mal macht eine doofe Kombination aus Leitplanke und LKW sofort die 100% voll und sorgt für den sofortigen Missionsabbruch plus Teleport zum Hauptquartier. Die letzten 15 Minuten für die Tonne, danke! Bei jedem Aussteigen aus dem Wagen teleportiert sich mein Polizist um einen Meter, beim Betreten der Diensstelle schiebt mich die nach außen aufgehende Tür wieder aus dem Gebäude. Ein anderes Mal flippt die Laderampe eines LKWs mein dahinter geparktes Polizeiauto in die Höhe oder ich schanze nach einem Chrash mit dem Gegenverkehr 50 Meter durch die Luft und auf eine Viehweide. Cool, hier kann ich hier sogar durch Begrenzungswände fahren und mir die Spielwelt von unten ansehen.

 

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Tristes, aber halbwegs realistisches Bild: Polizeifahrt auf einer fiktiven deutschen Autobahn. © 4P/Screenshot

Auch die Karte, die stets umständlich per Menü aufgerufen werden muss, lässt Komfort vermissen: Sie ist nicht zoombar, essentielle Erläuterung fehlen – immerhin kann ich dort per Fernreise zu bereits freigeschalteten Punkten springen und mir so die Fahrt zum nächsten Einsatzort verkürzen. Zu guter Letzt möchte ich noch kurz den Werbetext von Publisher Aerosoft zu Wort kommen lassen: „Neben dem freien Spiel überzeugt dieses Mal auch eine spektakuläre und aufwendig inszenierte Story, die in mehr als 20 Missionen erzählt und durch Cutscenes aufgelockert wird. Alle Missionen, egal ob in der Story oder im freien Spiel, sind zudem aufwendig vertont und bieten so ein realistisches und spannendes Spielerlebnis.“ Ganz sicher nicht!

 

  1. TaLLa hat geschrieben: 02.03.2020 21:56
    Joaaa hat was mit Zielgruppe zu tun, diese Sims werden gerne an den mit 40-50 Jährigen gamer verkauft der auf seinem email PC mal etwas spielen will. Ohne sie würde es auch keinen beliebten Eurotruck Sim oder Landwirtschaftssim geben. Dass wir bei den sims so verkacken ist zwar bedauerlich, aber Interessenten gibt es. Und die kaufen eben gerne noch bei Mediamarkt.
    :lach: Vor 15 Jahren waren es Mädchen, die sich Sims gekauft haben, vor 10 Jahren dann einfach nur Frauen und heute sind es die Mitt-40er bis Mitt-50er (Männer?). Jetzt haben wir bald alle Vorurteile durch :ugly:

  2. TaLLa hat geschrieben: 02.03.2020 21:56 Joaaa hat was mit Zielgruppe zu tun, diese Sims werden gerne an den mit 40-50 Jährigen gamer verkauft der auf seinem email PC mal etwas spielen will.
    Es geht doch nichts über falsche Vorstellungen und absurde Vorurteile. Ich bin 51. Welcher meiner beiden PCs ist der email PC ? Der 3770 mit den Anwendungen und zum Surfen oder der 6700k mit der GTX 1070 ?
    Ich zocke seit den 80ern. Nutze das Internet seit 1996 und kenne niemanden meiner Altersklasse, der einen email Rechner hat. Aber diese wirren Vorstellungen gibt es wohl für jede Altersklasse. So wird Rentnern gerne vorgeworfen immer noch von den Zeiten bei Adolf zu träumen. 75 Jahre nach dem ENDE des Krieges eine ganz erstaunliche Rechnung. :roll:
    Diese Berufssimulationen sind übrigens nicht für den angeblich bereits mit dem Kopf wackelnden 40 - 50jährigen gedacht, sondern sprechen vor allem Leute an, die damit involviert sind. Auch an Kinder wird sowas gerne verschenkt. Die Bauernhofsimulatoren spielen dagegen wohl alle, angesichts der Verkaufszahlen. Selbst ich habe so ein Ding gekauft. seitdem liegt es auf der Platte, ich habe erstmal Farcry 5 und AC:Origins nachgeholt. :lol:

  3. NewRaven hat geschrieben: 27.02.2020 19:12 Ja, wobei das auch ein Problem birgt. Ich hab jetzt nach dem guten, witzigen Test leider wirklich Lust, mir das Elend selbst anzusehen - und ich fürchte, wenn es hier nur um 5 EUR statt 20 gehen würde, würde ich das sogar tun - wohlwissend, dass ich auch die 5 EUR ganz sicher in ein besseres Spiel hätte investieren können. Aber die Neugier...
    :D
    Ja das hatte ich nach dem Test/Video auch. Aber nein ich hab zu wenig Zeit aktuell. Fand das Video aber auch gut. Wenn ich überlege wie viel Müll ich in den 1990er als gratis Demo gespielt hatte, weil es einfach die PC-Spiele nur ab 18 per Versand gab und nicht vor Ort. Musste ich doch darüber lachen. In der aktuellen Überfluss-Gesellschaft stellt sich diese Frage gar nicht, außer man hat Quarantäne. :)

  4. tschoukah hat geschrieben: 27.02.2020 22:20 Ich finde es tatsächlich beachtlich, dass ihr in Anbetracht der Größe und Kapazitäten Eurer schnuckeligen Redaktion Zeit findet, diese Sorte Software-Müll überhaupt zu testen. :steinigen:
    Das war auch mein erster Gedanke.

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