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Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth (Action-Adventure) – Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth

Horror-Feinschmecker werden sich freuen: Endlich gibt es ein neues auf den Romanen von H. P. Lovecraft basierendes Call of Cthulhu-Abenteuer – und das auch noch zum Sparpreis. Also ab nach Innsmouth! Dort angekommen ziehen euch die morbide Story, das bizarre Charakterdesign und die düstere Atmosphäre schnell in ihren Bann. Allerdings lässt dieser mit zunehmender Spieldauer massiv nach und wandelt sich gar in herbe Enttäuschung – wir verraten euch warum.

© Headfirst Productions / Ubisoft (PC) / Take 2 (PS2, Xbox)

Mehr Frust als Lust

Die teils ausufernden Ladezeiten und frustrierenden Trial&Error-Passagen mit nicht immer ideal gesetzten Speicherpunkten zehren da schon eher an der Geduld des Spielers. Auch eine Kartenfunktion wäre trotz des extrem linearen Leveldesigns teilweise auch hilfreich gewesen.

Mit der Brechstange: Da ihr erst sehr spät an Schusswaffen gelangt, hilft anfangs oft nur Flucht.

 Wenn man ein und die selbe Stelle ein Dutzend Mal in Angriff nehmen muss, nur um alle Sackgassen eines Fluchtweges auszusondieren, den ihr unter harschem Zeitdruck bewältigen müsst, kann man schon mal verzweifeln. Die Rätseleinlagen bereiten hingegen nicht allzu viel Kopfzerbrechen, wenn man alle Informationen aufmerksam liest. Schade nur, dass sich 90 Prozent der Denkaufgaben auf einfache Safeknack- und Schalterrätsel beschränken und oft recht aufgesetzt wirken. Nichtsdestotrotz stellen sie eine willkommene Auflockerung im ansonsten eher drögen Schleich- und Ballerdasein dar.

Hin und wieder gilt es sogar kleinere Sprung- und Kletterpassagen zu meistern, was sich aufgrund der hakeligen Kollisionsabfrage und unzeitgemäßen Steuerungsmechanismen jedoch oft als unnötig frustrierendes Unterfangen erweist. Denn wo man in Spielen wie Resident Evil 4 einfach nur im richtigen Moment eine Aktionstaste drücken muss, um Leitern zu erklimmen, Abgründe zu überwinden oder einstürzenden Plattformen zu entkommen, muss man das in Call of Cthulhu alles in pixelgenauer Handarbeit erledigen. Das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn es einwandfrei funktionieren würde. Aber immer wieder rutscht ihr an Leitern, die sich genau vor eurer Nase befinden, vorbei oder verharrt am Fuße der Sprossen, weil euer Blickwinkel nicht steil genug angesetzt ist.

Keine Zeit zum Fackeln: Beim Zielen beginnen eure Arme schon nach wenigen Sekunden zu ermüden.

 Auch das Einsacken oder Untersuchen von Items fällt teilweise unnötig schwer. Es kann sogar passieren, dass Jack eine Leiter ein stückweit hinaufsteigt und dann mit irgendeiner unsichtbaren Barriere kollidiert, die ihn weder weiter empor, noch hinab klettern lässt und der einzige Ausweg ein eventuell tödlicher Absprung in die Tiefe darstellt…

Nachlassende Spannung

Zudem trüben einige logische Inkonsequenzen das Spielerlebnis. So werdet ihr etwa immer wieder Zeuge eines Perspektivenwechsels, in dem euch eine Kreatur verfolgt und sich an kurz zuvor besuchten Orten auf die Lauer legt. Macht ihr euch allerdings die Mühe, sofern möglich, an den entsprechenden Ort zurückzukehren und genau die Stelle zu inspizieren, an der euer glubschäugige Jäger laut Sequenz warten müsste, ist dort keine Menschenseele anzutreffen. So etwas nimmt dem Ganzen natürliche jede Spannung und Dynamik. Auch dass Feinde stellenweise endlos respawnen, sich nach ihrem Tod schnurstracks in Luft auflösen und weder um ihre Waffen, noch andere Dinge erleichtern lassen, drückt merklich auf die zu Spielbeginn noch so dichte Atmosphäre. Das gleiche gilt auch für die unglücklich plötzliche Metamorphose des Titels vom spannungsgeladenen Schleich- und Recherche-Abenteur zu einem trägen und ideenlosen 08/15-Shooter

Prost, Mahlzeit! – Dem gefräßigen Tentakelmonster müsst ihr erst später gegenübertreten.

mit gerade mal einer Handvoll verschiedener menschlicher und nicht-menschlicher Gegner, wobei sich Letzere erst sehr spät zum Kampf stellen.

Auch die anfangs noch so packend inszenierte Story wird im weiteren Verlauf des Spiels immer stiefmütterlicher behandelt, womit der Titel auch noch den letzten Stimmungsanker kappt. Das Fehlen jeglicher Energie-, Tarnungs- und Munitionsanzeigen wirkt hingegen stimmig, auch wenn gerade das Abschätzen der noch in einem Magazin verbleibenden Patronen ziemlich nerven kann – vor allem bei Schnellfeuerwaffen. Auch das umständliche Wählen und manuelle Nachladen der nicht einmal im Inventar angezeigten Schießeisen gestaltet sich unnötig phlegmatisch, während einen der Verzicht auf die Implementierung einer Taschenlampe angesichts der teils extrem lichtarmen Umgebungen immer wieder dazu zwingt, den Helligkeitsregel des Fernsehers auf Stimmung tötendes Maximum zu stellen. Zudem ist der Verzicht auf ein Fadenkreuz oder ähnliches beim Schießen mehr als gewöhnungsbedürftig. Dass die Zielgenauigkeit bei längerem Anvisieren eines Gegners abnimmt anstatt zu steigen, kennt man sonst sogar eher genau anders herum – ein ehemaliger Polizist, dem schon nach wenigen Sekunden mit der Waffe im Anschlag die Arme schlackern, wirkt jedenfalls wenig glaubhaft…