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Civilization Revolution (Taktik & Strategie) – Civilization Revolution

Von der Höhlenmalerei bis ins Raumfahrtzeitalter: Wer kann seine Nation erfolgreich durch die Geschichte führen? Wer beweist Runde für Runde strategisches Geschick? Das, was Feldherren, Forschernaturen und Kulturschöpfer seit Jahren am PC begeistert, feiert jetzt in einer neuen Form auf Xbox 360 und PlayStation 3 Premiere: Sid Meiers Civilization. Die Frage ist nur, ob der Untertitel „Revolution“ zu viel verspricht…

© Firaxis / 2K Games

Kunterbuntes Historientheater

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Bunt, idyllisch und konsolentauglich: Sid Meier hat den Dinosaurier der PC-Strategie für die Couch optimiert.

Falls sich ein PC-Veteran in diesen Test verirrt haben sollte: Nein, dieses Civilization kommt trotz 16 wählbarer Völker samt Technologiebaum, Enzyklopädie zum Nachschlagen sowie Wundererrichtung nicht an die Tiefe des Originals heran. Es ist eine abgespeckte Variante für den schnellen Spaß zwischendurch. Und nein, es ist gerade für einsame Herrschernaturen bei weitem nicht so reizvoll wie das große Welteroberungsepos auf dem Rechner. Wer vor dem Monitor sitzt, kann sein Imperium über Wochen ausbauen. Wer von der Couch aus regiert, kann es in zwei Stunden von der Steinzeit bis nach Alpha Centauri schaffen – und das auf dem dritten von fünf Schwierigkeitsgraden gegen ein halbes Dutzend KI-Herrscher.

Dafür genießen Konsoleros zunächst die Früchte des neuen Grafikstils, der nicht mit Bewegungen und Animationen geizt: Da schiebt sich schon mal ein muskelbepackter Barbar ins Bild und keift euch an, während er seine Keule schwingt. Oder Napoleon meldet sich höchstpersönlich zu Wort, um euch voll animiert ein Vertragsangebot zu machen; auch Bismarck, Kleopatra & Elizabeth sind dabei – damit gibt es ein reichhaltiges historisches Puppentheater, von dem der PC nur träumen kann. Schön ist, dass das Gegenüber schon beim Wählen einer Antwortmöglichkeit anhand seiner Gestik und Mimik zeigt, was es von der Antwort halten wird. Und wenn man ablehnt, geht es schnell mit Erpressungen zur Sache:

„Wir sind eure protzige Überheblichkeit leid. Entweder, ihr überlasst uns euren Großen Künstler oder es gibt Krieg!“

Die Frage des Kitsches

Salve! Angreifen oder lieber klein bei geben? Euer Militärberater kann euch einen Tipp geben.
So schön die neue Lebendigkeit in Sachen Mimik und Gestik ist: Man gewöhnt sich recht schnell daran und erkennt nach zwei, drei Partien nicht nur die vielen Wiederholungen in den Animationen, sondern auch die kleinen Schwächen im Detail. Dass die Herrscher nicht lippensynchron und dazu in einer Fantasiesprache reden, kann man noch verschmerzen. Aber einige der besonders klobigen Attraktionen, die man sich in der eigenen Trophäenhalle ansehen kann, hätte man sich besser gleich sparen können: Wer zur Hölle will sich kantige, vielleicht sogar am Rande der Hässlichkeit zuckelnde Bären aus mehreren Perspektiven ansehen? Später gibt es Jongleure, Tänzerinnen etc.

Schade ist auch, dass die teilweise idyllische Kulisse von kleinen Grafikfehlern unterbrochen wird: Da flackert ein Schatten künstlich, da gibt es ein Clipping, da rutscht ein Krieger seltsam in den Boden. Und irgendwie hat das angenehm Bunte teilweise die Grenze zum Kitsch überschritten. Civilization stand bisher für Epos, für Erhabenes und Edles – deshalb hat man sich am PC auch so über die Weltwunder oder die marmorne Benutzeroberfläche gefreut. Hier kann ich in der Top 10 der erfolgreichsten Städte noch nicht mal in eine üppigere Ansicht zoomen, die mir meine Bauwerke etwas pompöser zeigt. Diese Auskopplung hat zwar etwas sympathisch Humorvolles, aber leider auch etwas unfreiwillig Billiges an sich.