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Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde (Taktik & Strategie) – Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde

Peter Jacksons gefeierte Ringverfilmung gibt`s mittlerweile nicht nur auf DVD: Vom Rollenspiel bis hin zur Requisite, von der Kaffeetasse bis hin zu Unterhose – Frodo & Co sind überall. Feldherren durften bisher allerdings nur auf dem Brett gegen Sauron antreten. EA füllt jetzt die virtuelle Lücke und präsentiert das erste Echtzeit-Strategiespiel zur Kino-Trilogie. Können die Fantasy-Schlachten begeistern?

© EA Los Angeles / Electronic Arts

 Die Folge ist, dass gerade die späteren Schlachten in ein heilloses Durcheinander ausarten können, in dem ihr eher Schnellklicker als Taktiker sein müsst. Der Übersicht hätte auch eine weitere Zoomstufe gut getan, denn oft sprengt eine Schlacht die Monitorgrenzen. Wer gerne mit verschiedenen Gruppen Zangenangriffe oder Umzingelungen organisiert wird auch deshalb ins Schwitzen geraten, weil sich eigene Truppen strikt weigern, sich von alleine zu verteidigen; auch die gegnerischen Kämpfer lassen

Brücke sichern gegen Troll & Ork: Im Wald der Elfen kommt es auf schnelle Entscheidungen und den Einsatz der Spezialfähigkeiten an.

sich zu oft einfach abschlachten: Da stellen sich z.B. zwei Dutzend Uruk-hai vor meine Festungsmauern und lassen sich von meinen Bogenschützen eindecken, bis sie alle tot sind. Hier versagen auch die lobenswerten Emotionen: Es gibt keine Angst, keine Flucht.

Und der Schweiß perlt auch, weil die schlechte Wegfindung schon mal ganze Kompanien auf unsinnigen Routen in den Tod schickt; auch beim Bemannen der Mauern kann man so manches Debakel erleben. So ist man immer zum nervigen Einheitensitting verdonnert, um an allen Ecken und Enden des Schlachtfelds Angriffs- und Marschbefehle manuell anzuordnen und hat Schwierigkeiten, in der Weite des Geländes zu kommandieren. Die Wegfindungsproblematik ist EA bekannt und soll in einem kommenden Patch behoben werden.

Helden- & Feldherrenzauber

Die Truppenführung rückt auch deshalb in den Hintergrund, weil die Spezialfähigkeiten so unglaublich stark sind. Man ertappt sich dabei, wie man in Action-Rollenspiel-Manier einfach nur alle Zauber und Attacken so schnell wie möglich hintereinander aktiviert, bis der letzte Ork endlich fällt. Denn Gandalfs Blitze, Gimlis Axt oder Sarumans Feuerball sind so mächtig, dass sie ganze Kompanien in den Tod schicken. Was zu Beginn aufgrund der grandiosen Atmosphäre noch Spaß macht, nutzt sich allerdings auf Dauer ab. Außerdem kann es schwierig sein, die heroischen Super-Angriffe im Eifer des Gefechts auszulösen. Besonders jene, die punktgenau auf einen Gegner gezielt werden müssen, wie z.B. Eomers gleißender Speer, brauchen oftmals mehrere Versuche.

Saurons Auge lässt Gegner erzittern und fördert die Kampfkraft der Orks.

Hinzu kommen dann noch auf Klick die Feldherrenfähigkeiten wie Heilung, Saurons Blick, Elfenunterstützung, Kampfesrausch, Eisregen oder gegen Ende des Spiels die mächtige Armee der Toten oder der Furcht einflößende Balrog. Klar sieht es genial aus, wenn plötzlich spitzohrige Bogenschützen irgendwo aus dem Nebel hervortreten und reihenweise Orks befiedern. Oder wenn man mal eben eine Armee der Toten beschwört, um die Grünhäute nach Mordor zu jagen.

Aber die einzige Herausforderung besteht auf Dauer darin, die Spezialfähigkeiten der Helden sowie diese Feldherren-Boni auf die heranrückenden Truppen zu jagen. Das wird actionorientierte Einsteiger eher freuen als gewiefte Kommandeure, die vielleicht eine militärisch ausgefeilte Variante der Tabletop-Kriege erwartet haben. Leider geht es zu sehr um Schnelligkeit, zu wenig um Taktik. Gerade aufgrund der mächtigen Helden wird das eigentliche Strategiespiel, also der kluge Umgang mit den Truppentypen im Feld, etwas zu stark in den Hintergrund gerückt. Stattdessen geht es darum, möglichst große Armeen zu rekrutieren und schnell alles platt zu machen. Noch einen Kritikpunkt bietet das Missionsdesign, denn es  kann nicht gerade mit Abwechslung aufwarten: Die Aufträge beschränken sich meist auf das Zerstöre-Alles-Prinzip. Also heißt es oft nur Orks suchen, Lager zerstören, Orks suchen, Lager zerstören – und das ein halbes Dutzend mal auf der einen Karte, dann auf der nächsten. Lediglich die Belagerungen bringen später etwas mehr Würze ins Spiel, das insgesamt zu viele monotone Längen hat.