Fazit
Was für eine prächtige Kulisse! Ich dachte, den Aquariumeffekt gäbe es nur bei friedlichen Siedlern, aber ich könnte mir stundenlang diese rudernden Trolle oder Felsen werfenden Riesen anschauen. EA hat noch mal all die Jackson’schen Geister beschworen, die Fantasy-Fans zu Hunderttausenden in die Kinos trieb: Freut euch auf Arwens Flut mit galoppierenden weißen Hengsten oder die Peitsche des schwelenden Balrogs. Aber obwohl diese zweite Schlacht um Mittelerde optisch alle Register zieht und sogar mit neuen Völker, Zaubern, Bauprinzipien und Spielmodi auftrumpft, sinkt die heiße Begeisterung der ersten Stunden bald auf ein kühleres, wenn auch immer noch gutes Niveau. Denn statt ein Epos im Stile Tolkiens gibt’s in der Kampagne bloß Fastfood – sie ist zu kurz und bietet kaum dramatische Würze. Hinzu kommt, dass die künstliche Intelligenz der Feinde nicht überzeugen kann und dass das an sich gute Formationssystem genau so inkonsequent umgesetzt wurde wie die überflüssige Planungsphase oder der halbgare Eroberungsmodus im Risikostil. In den Online-Duellen wird schließlich deutlich, dass die lobenswerte neue Freiheit im Befestigungsbau empfindlich geschmälert wird, wenn Bogenschützen und Schwertkämpfer Mauern einreißen können. Auch in Sachen Spielbalance wird EA noch nachhelfen müssen. Und warum hat man bei den Multiplayermodi so gegeizt? Hier hätte man doch mehr als schnöde Deathmatches anbieten müssen! Trotzdem spiele ich ein Skirmish nach dem anderen, denn hier zeigt die KI ein besseres Gesicht. Trotzdem lasse ich meine Truppen gerne online kämpfen, denn die Schlachten sind schnell, dynamisch und es gibt mit sechs Völkern verdammt viel auszuprobieren. Kurzum: Kein Spiel für Mitglieder der Deutschen Tolkien Gesellschaft. Kein Spiel für gewiefte Manöver-Strategen. Aber für ein Gemetzel bei voll aufgedrehter Anlage sehr empfehlenswert! Also lasst den Isengart-Fackelträger laufen…