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Der Pate 2 (Action-Adventure) – Der Pate 2

Vor gut drei Jahren hat sich EA an die Umsetzung eines der einflussreichsten Gangster-Filme der Hollywood-Geschichte gewagt – und konnte mit dem Paten einen veritablen Achtungserfolg erzielen. Auf der einen Seite gut in das Filmuniversum eingebunden, auf der anderen ein passabler GTA-Nachahmer, konnte der Aufstieg vom namenlosen Gangster zum Don der Dons spannende Unterhaltung bieten. Dieses Kunststück soll jetzt auch der Nachfolger schaffen.

© EA Redwood Shores / Electronic Arts

Später gibt es zwar ab und an kleinere Probleme, das eine oder andere Geschäft zu übernehmen, doch wenn man die Spezialfähigkeiten seiner Leute zu nutzen versteht, kriegt man auch diese Schwierigkeiten in den Griff und kann sich darauf konzentrieren, der Geschichte zu folgen, die einen letztlich dazu bringt, sämtliche Geschäfte etc. einzunehmen.

Die „Don-Ansicht“ gibt euch einen Überblick der offenen Gangster-Welt. Ihr strategisches Potenzial wird jedoch nur rudimentär genutzt.

Über die schnieke „Don-Ansicht“ kann man jederzeit einen Überblick über die Geschäftslage, die Standpunkte sowie die eingeteilten Wachen von eigenen und firmenfremden Betrieben gewinnen. Zusätzlich hat man hier auch die Gelegenheit,

rudimentäre strategische Entscheidungen hinsichtlich der gezielten Schwächung der feindlichen Familien zu treffen. So etwa, wenn man durch einen Sprengstoffanschlag versucht, die Produktion bestimmter Betriebe lahmzulegen, um die Kartellkette zu durchbrechen.
In der Theorie klingt dies sehr spannend und könnte für Abwechslung sorgen, doch in der Praxis hat es sich bewährt, die jeweiligen Spezialisten zu schnappen und persönlich den Sabotageakt durchzuziehen – oder besser noch: Das entsprechende Etablissement gleich zu übernehmen.
Um die Don-Ansicht inhaltlich sinnvoller zu gestalten, wäre es durchaus ratsam gewesen, den Spieler gelegentlich zu bestimmten Handlungen zu zwingen, bei denen man nicht vor Ort sein kann. So aber verkommt diese grundsätzlich interessante Mechanik zu einer größtenteils ungenutzt bleibenden Spielerei.

Fern der Vorlage

Je mehr Freiheiten man in den offenen, aber schlussendlich im Vergleich zu Titeln wie Saints Row 2 oder GTA IV kleinen Arealen hat, desto weiter entfernt sich das Spiel vom Film – leider. Denn zum einen wird einem dadurch bewusst, dass es in diesen vermeintlich offenen Gebieten herzlich wenig außerhalb der Reihe zu tun gibt und man auf Dauer in einer kurzfristig spaßigen, aber bereits mittelfristig eher durchschnittlichen Schleife aus Geschäftsübernahmen festhängt. Und zum anderen stellt man bedauernd fest, dass das Zelluloid-Meisterwerk nur als Aufhänger für die zwar unterhaltende aber letztlich bis auf zu wenige Ausnahmen von der Konfektionsstange kommende Gangster-Action dient.

Wo Francis Ford Coppola mit zwei Zeitebenen spielte und auf der einen Seite den Aufstieg des jungen Vito Corleone zum Don sowie auf der anderen den von Michael zum Paten darstellte, konzentriert sich das Spiel auf die Geschehnisse um Michael. Wobei selbst er nur zu einer Nebenfigur wird, während man sich selber zum Don aufschwingt.
Und hier ist ein kleines Dilemma zu finden. Mit all der sauber inszenierten Action, den offenen, aber nicht ausreichend gefüllten Welten sowie den strategischen Elementen hat Der Pate 2 eigentlich genügend Stoff, um ohne die Lizenz im Rücken bestehen zu können. Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass die aufgezwungen wirkende Einbettung in den Film einigen Elementen eher schadet. Andererseits jedoch sind die kommerziellen Chancen für das
Spiel ohne den lukrativen Namen eher gering einzuschätzen. Dennoch: Kenner und Liebhaber der Filmvorlage werden eher enttäuscht sein.

Abhilfe hätte unter Umständen ebenfalls eine zweite Zeitebene sein können, die die Geschehnisse in New York ersetzt und einem analog zum Film den Aufstieg von Don Vito erzählt – evtl. mit leicht veränderten Mechaniken sowie anderen Charakteren, die einem vielleicht als gealterte Gangster in den 60ern wieder begegnen. So hätte zumindest ein interessanter erzählerischer Bogen geschlagen werden können. Doch hätte, wäre und wenn helfen an dieser Stelle nicht weiter. Also kehren wir lieber in die Gegenwart zurück.

Zurück in der Vergangenheit

Wobei „Gegenwart“ in jeglicher Hinsicht relativ scheint. Denn zum einen spielt das Gangster-Epöschen in den 60ern, was mit entsprechend designten Klamotten, Fahrzeugen oder Frisuren auch gebührend dargestellt wird.

Die imposanten Explosionen gehören zu den visuellen Highlights einer ansonsten eher konventionellen, teilweise sogar spröden Technik.

Doch viel erschreckender ist der Zustand der visuellen Gegenwart. Denn in Zeiten, in denen Rockstar Games, Avalanche Software und auch Volition zeigen, wo sich offene Welten hin entwickeln können und vor allem auch angesichts der nicht herausragenden, aber in jeder Hinsicht grundsoliden Technik des Vorgängers wirkt Der Pate 2 häufig anachronistisch.

Denn es bleibt erschreckenderweise das Gefühl zurück, dass sich die Serie in diesem Bereich nicht weiterentwickelt hat. Die gleißenden und den Bildschirm imposant erschütternden Explosionen sind davon ausgenommen. Die waren damals und sind heute noch mehr denn je ein Hingucker.
Der Rest hingegen hat Schwierigkeiten, mit der sich stetig weiter entwickelnden Konkurrenz Schritt zu halten. Das generelle Figurendesign geht zwar in Ordnung und die Animationen können zu einem Großteil ebenfalls zufrieden stellen, doch im Texturdetail, z.B. der Kleidung wirkt vieles sehr platt und steril.

Und während die passable Anzahl an betretbaren Gebäuden hinsichtlich der Einrichtung durchaus den Verdacht nahelegt, dass der zweite Paten-Aufguss ein HD-Spiel ist und die Engine auch bei aufwändigen Feuergefechten großer Gruppen nicht aufmuckt, bleiben die Fahrten oder Gänge durch die Stadt den Beweis immer wieder schuldig: Pop-Ups, Fade-Ins, Clippings, fade Texturen – für nahezu alles, was Kollege Michael in seinem Technik-Check bislang behandelt hat, findet sich auf den kriminellen Straßen ein Beispiel.