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Der Pate 2 (Action-Adventure) – Der Pate 2

Vor gut drei Jahren hat sich EA an die Umsetzung eines der einflussreichsten Gangster-Filme der Hollywood-Geschichte gewagt – und konnte mit dem Paten einen veritablen Achtungserfolg erzielen. Auf der einen Seite gut in das Filmuniversum eingebunden, auf der anderen ein passabler GTA-Nachahmer, konnte der Aufstieg vom namenlosen Gangster zum Don der Dons spannende Unterhaltung bieten. Dieses Kunststück soll jetzt auch der Nachfolger schaffen.

© EA Redwood Shores / Electronic Arts

Finger weg vom PC

Und haltet euch bloß von der PC-Fassung fern! Während der Action, sprich: zu Fuß und mit der Knarre im Anschlag, sollten Rechenknecht-Dons keine Probleme haben. Doch sobald es ans Fahren geht und damit zur grundlegenden Fortbewegungsart von Auftrag zu Auftrag und Geschäft zu Geschäft, tritt ein Streaming-Problem auf, das auf den Testrechern einfach nicht in den Griff zu kriegen war.
So mussten wir auf Hardware, die bislang auch mit Titeln wie Crysis keine Probleme hatte und auf denen (ich traue mich kaum, die Büchse der Pandora zu öffnen) auch GTA IV gut lief, die Auflösung bis auf 1024×768 reduzieren, die Details auf

Eine der möglichen Annehmlichkeiten bei einem übernommen Kartell: Kugelsichere Westen für den Don und seine Jungs…

Medium setzen sowie V-Sync ausschalten – nur um festzustellen, dass Der Pate 2 selbst in dieser Auflösung bei Fahrsequenzen nicht einmal zehn Sekunden am Stück aushalten kann, ohne ins Ruckeln und Zockeln zu kommen. Au weia!
Also Auflösung und Details wieder hochgesetzt und siehe da: Es wird immer noch nicht sauber gestreamt, aber wenigstens liegt man mit dem grundsätzlichen visuellen Gesamteindruck auf par mit den Konsolenversionen, die sich wiederum in dieser Hinsicht nur marginal voneinander unterscheiden. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die PS3 mit leichter Kantenbildung sowie etwas verwaschenen Farben zu kämpfen hat – beides wirkt sich jedoch nicht auf die Wertung aus.

Bei der Kontrolle der Figuren gibt es innerhalb der Systeme ebenfalls mitunter deutliche Unterschiede. Mit der Standard-Maus-Tastatur-Einstellung am PC jedenfalls konnte ich nicht warm werden. Zu träge und mit Ausnahme des Zielens bei Schusswaffen zu ungenau, habe ich mich als PC-Pate schnell für den Einsatz des 360-Pads entschieden, das automatisch identisch belegt wird wie das gut funktionierende Konsolen-Gegenstück.
Auf der PS3 gibt es wie bereits im ersten Teil sparsam, aber effektiv eingesetzte Sixaxis-Unterstützung, um dem Gegner im Nahkampf und bei Erpressungsversuchen z.B. noch interaktiver zusetzen zu können. Diese kleinen Details wirken sich allerdings nicht auf die Wertung aus. Dann schon eher das hart an der Toleranzgrenze schrammende Fahrverhalten der Boliden, die mitunter derart schwammig über den Asphalt schlingern, das einem beinahe vom Zuschauen schlecht werden kann.

Man spricht Deutsch

Die deutsche Lokalisierung ist zwar technisch sehr sauber, man hat mit Lutz Mackensy eine gleichermaßen bekannte wie markante Stimme für den Part von Michael Corleone gefunden und auch die anderen Figuren gut besetzt. Dennoch: Sowohl die häufige Lippen-Asynchronität als auch die inhaltliche Qualität der Dialoge, allen voran die One-Liner der begleitenden Kumpanen oder die Passanten-Sprüche lassen zu wünschen übrig. Und nicht zuletzt bleiben dadurch einige Atmosphärepunkte auf der Strecke. Diese Verluste werden vom jazzigen Soundtrack, der mit zahlreichen Elementen der bekannten Melodien spielt sowie den Radiosendern, die zeitgenössische Musik anbieten, jedoch weitestgehend aufgefangen.

Die kompromisslosen Action-Sequenzen haben sich schadlos gehalten. Die für die USK-Freigabe nötigen Schnitte finden sich im Zivilisten-Umfeld.

Für einige Leser sicherlich nicht uninteressant sind die Unterschiede, die wir zwischen den (deutsch synchronisierten) PEGI- und den USK-Fassungen ausmachen konnten. Erstaunlicherweise halten diese sich in einem weitestgehend harmlosen und nicht die Wertung beeinflussenden Rahmen.
Denn sobald es an die Gefechte zwischen den verfeindeten Gangster-Banden geht, zeigen sich beide Versionen gleichermaßen schonungslos bis hin zu den expliziten Exekutionen. Damit geht man zwar auch deutlich weiter als z.B. der Film, aber letztlich passt es hier zur Thematik und ist darüber hinaus ein gutes Beispiel, wie man in Zusammenarbeit mit der USK Schnitte an der richtigen Stelle ansetzt.

Denn die nennenswerten Unterschiede konnten wir nur im Umgang mit den Zivilisten auf den Straßen und in den jeweiligen Etablissements ausmachen. Weder Fahrzeuge noch Schusswaffen konnten den Passanten in der USK-Version etwas anhaben und auch gegen Nahkampf-Attacken zeigen sie sich immun.
Dies wirkt sich in einer Hinsicht auch aufs Spiel aus, wobei sich das Ergebnis sowohl positiv als auch negativ zeigt: Begeht man eine Straftat auf offener Straße, kann man sicher sein, dass eventuelle Augenzeugen die Polizei rufen werden. In der USK-Variante hilft jetzt nur noch Fersengeld, um ggf. den Gesetzeshütern zu entkommen. Als PEGI-Pate hingegen kann man auch versuchen, den Zeugen in einer dunklen Ecke unbemerkt auszuschalten. Durch diese Unterschiede wird man hierzulande einer gewissen Spannungsebene beraubt.
Da aber andererseits die künstliche Dummheit der NPCs so weit geht, dass sie nicht nur unfähig scheinen, an einem nur minimal auf der Straße geparkten Fahrzeug vorbei zu manövrieren, sondern einem in der PEGI-Version unvermutet vor die Karre hüpfen und damit vollkommen unnötig auf euer Strafregister einwirken, bringt die Entschärfung auch eine positive Seite mit sich: Man kann sich um das Wesentliche kümmern.

Viel zu tun?

Und davon gibt es genug – trotz vergleichsweise schnell wiederkehrender Muster, die dafür sorgen, dass man sich das Spiel in schmackhafte Häppchen einteilt, zu denen man immer wieder zurückkehrt. Zumindest so lang, um von Anfang bis Ende passable Unterhaltung geboten zu bekommen. Man folgt der zu locker in den Film eingepflegten Story, bringt ein Geschäft

Mit ein wenig gutem Zureden kann man versuchen, den Ladenbesitzer davon zu überzeugen, dass er beschützt werden muss…

oder ein Kartell nach dem anderen unter Kontrolle und exekutiert den einen oder anderen Gegner – der ganz normale Gangster-Alltag eben.

Wer Lust hat, kann bestimmten NPCs einen „Gefallen“ tun (zumeist ein Attentat, Körperverletzung oder Sachbeschädigung) und bekommt im Gegenzug entweder Vergünstigen bei Gesetzeshütern, Geld oder Informationen über einen der Capos der feindlichen Familien. Sprich: Man weiß, wo er anzutreffen ist und wie man ihn am wirkungsvollsten unschädlich macht. Das diese Aufträge allerdings auch dafür sorgen, dass man zu einem der eigenen Etablissements

Und nicht zuletzt kann man auch versuchen, sich in den als nette Dreingabe zu verstehenden Online-Bandenkriegen für bis zu 16 Spieler zum Don der Dons aufzuschwingen. Mit den üblichen Standard-Optionen für z.B. „Levelbeschränkung“ der Spieler, Respawn-Zeit etc. ausgestattet, stehen allerdings nur sechs Karten und Variationen von Standard-Modi wie Team-Deathmatch zur Verfügung, um sich auszutoben. Zudem gab es auf Konsolen immer wieder Probleme, Verbindung zu den jeweiligen Hosts herzustellen. Ob dies an einer eventuellen Inkompatibilität der hiesigen USK-Fassung mit den übrigen Versionen liegt, konnte nicht hundertprozentig geklärt werden – die Verdachtsmomente scheinen aber ausreichend. Auf PC hingegen gab es überhaupt schon Schwierigkeiten, Server zu finden. Und ist man irgendwann doch in der Lage, sich gegen andere Gangster behaupten zu müssen, stellen sich immer wieder Lags ein, die zwar im tolerierbaren Rahmen liegen, aber letztlich unterstreichen, dass die Mehrspieler-Duelle nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine nette Ergänzung zum im Mittelpunkt stehenden Kampagnen-Modus sind.