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Der unglaubliche Hulk – Das offizielle Videospiel (Action-Adventure) – Der unglaubliche Hulk – Das offizielle Videospiel

Sega, Marvel und Filmumsetzungen für die aktuelle Konsolengeneration… Da war doch was? Richtig: Iron Man, vor gut vier Wochen ins Rennen um die Fangunst gestartet, zeigte sich auf der 360 nicht so durchschlagend, wie es sich für einen Helden seines Ranges gehört. Und ebenso schnell, wie der Eiserne im Kino vom Unglaublichen Hulk abgelöst wird, unternimmt Sega einen zweiten Anlauf, um zu beweisen, dass man mit Lizenzen umgehen kann.

© Edge of Reality / Amaze (DS) / Sega

Beim Upgrade-System geht Edge of Reality einen gut tarierten und auf Belohnungen für inhaltliche Meilensteine basierten Weg, die beinahe an ein „Learning-by-Doing“ erinnern. So wird sicher gestellt, dass Hulk nur dann neue Fähigkeiten bekommt, wenn die bis dahin freigeschalteten Eigenschaften erlernt und verinnerlicht sind. Unter dem Strich kommt dabei ein enormes Kombo- und Spezialfähigkeitenarsenal heraus, das zusammen mit Möglichkeit, seine Umgebung als Waffe zu verwenden, für Unterhaltung sorgt, die gefährlich nahe an die letzten Spider-Man-Abenteuer heran rückt. So kann Hulk z.B.

Effektreiche Kämpfe, zerstörbare Umgebungen: Hulk lässt es krachen.

Autos nicht nur aufnehmen und diese als Schlaggegenstand verwenden, sondern sie auch zu maßgeschneiderten „Metall-Handschuhen“ für sich verarbeiten, mit denen man natürlich mehr Schaden anrichtet. Später lassen sich sogar Panzer in der einen oder anderen Form zweckentfremden.

Technische Unzulänglichkeiten

Hulk hat allerdings nicht nur ein Problem mit seiner unzügelbaren Wut, die im Spiel durch Zerstörung angefeuert wird und letztlich die Energie für monströse Attacken liefert. Bei all den guten Ideen, die Edge of Reality eingebaut hat, wenngleich die meisten davon ursprünglich auf anderen Bäumen wuchsen, saß dem Team offensichtlich der Zeitdruck im Nacken. Der Titel musste unbedingt zum Filmstart fertig werden. Das Ergebnis: Die Technik schafft es nicht über die gesamte Zeit, die unterhaltsamen Spielmechaniken adäquat anzutreiben.

Über kleine Kameraprobleme und im einen oder anderen Krisenmoment etwas ungenau reagierende Steuerung will ich mich gar nicht übermäßig aufregen. Denn letztlich gerät man durch diese Mankos nur höchst selten in unfaire Situationen.
Auch die immer wieder kehrenden Klonarmeen, die Jagd auf euch den grünen Giganten machen, stören mich weniger. Selbst die nur selten zufrieden stellende Physik-Einbindung kann ich einigermaßen verkraften – obwohl dieser Punkt natürlich (wie alle anderen auch) die B-Note drückt. Auch die niedrig aufgelösten CG-Videos, die die ohnehin kaum interessante Story voran treiben sollen, nehme ich hin – immerhin sind die deutschen Synchronsprecher gut ausgewählt, während im englischen Original sogar die entsprechenden Schauspieler ins Studio gezerrt wurden und dementsprechend gut arbeiten.

Wo mir allerdings der Superhelden-Geduldsfaden reißt, sind die offensichtlichen Schwächen der Engine. Wenn mir ein Spiel schon eine offene Welt anbietet, dann sorgt doch bitte schön auch dafür, dass mich diese Welt in ihren Bann zieht.
Und zwar nicht nur durch die Möglichkeit, Lampen, Autos, Fassaden und ganze Straßenzüge zu zerlegen. Sondern auch in Momenten der Ruhe, wenn ich einfach nur auf dem Weg zu meinem nächsten Missionsziel bin oder wenn ich mir die Zeit nehme, nach Geheimnissen und Nebenaufgaben zu suchen.
Dann will ich keine aufploppenden Texturen an Gebäuden, die geschätzte 25 bis 30 Meter von mir entfernt sind. Ich will auch keine plötzlich rein fadenden Gebäudeteile wie Balkone, Fahnenstangen, oder Notleitern. Und auch auf gut fünf bis zehn

Natürlich hat der grüne Gigant auch vor größeren Kontrahenten keine Angst…

Meter vor mir auftauchende Passanten kann ich ebenfalls verzichten. Dass das Hulksche Manhatten dementsprechend keine berauschende Fernsicht ermöglicht, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht mehr erwähnen…

Dabei hat der Grafikmotor letztlich doch einiges zu bieten: Das Gegnerdesign kann sich sehen lassen, Hulk verfügt über viele geschmeidige Bewegungsabläufe und ist ansehnlich texturiert. Die pompösen Explosionen und Zerstörungseffekte lassen mich die angesprochenen technischen Probleme auch immer wieder fast vergessen. Aber eben nur „fast“.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was die Engine-Programmierer mit einem nicht so rigorosen Zeitplan im Rücken auf die Beine stellen könnten.
Dann nämlich hätte Bruce Banner mit seinem Alter Ego absolut in Wertungsbereiche vordringen können, die bislang nur der Superheldenelite vorbehalten waren.
So bleibt „nur“ die Gewissheit, dass Edge of Reality hinsichtlich Spielmechnaniken wenn schon nicht alles richtig, aber wenigstens absolut nichts falsch gemacht hat und die Engine mit zusätzlicher Arbeit genug Potenzial zeigt, um in einer eventuellen Fortsetzung bzw. einem anderen Open World-Titel ihre Stärken ausspielen zu können.