Anklicken statt Anfassen
Überhaupt nähert er sich auf so konventionelle Weise der virtuellen Realität, dass Déraciné weit hinter meinen Erwartungen an ein modernes VR-Abenteuer zurückbleibt. Alleine die Steuerung hat mit moderner Interaktion nichts zu tun. So dankbar ich etwa dafür bin, dass man über Teleportationspunkte durch die Schule „springt“, so sehr sollte man Spielern mit VR-festen Mägen ein alteratives freies Bewegen anbieten. Weiterhin verstehe ich nicht, warum die Tasten zum Ändern der Blickrichtung auf dem gleichen Move-Controller liegen wie die zum Teleportieren. Das ständige Umgreifen verkompliziert nämlich das Vorankommen, während man die Tastenbelegung „selbstverständlich“ nicht ändern darf.
Und wenn es doch nur die Bewegung wäre… Tatsächlich ist aber die komplette Interaktion nur ein Schatten dessen, was sie sein sollte. Warum fasst man Gegenstände z.B. nicht so an, wie man gerade die virtuelle Hand dranhält und warum stellt man sie nicht an einem beliebigen Ort ab oder wirft sie gar dahin? Stattdessen gibt es feste Greifpunkte und vorgefertige Aktionen, die man per Knopfdruck auslöst. Das empfinde ich anderthalb Jahre nach Lone Echo und noch dazu in einem von Sony, also einem der größten VR-Anbieter veröffentlichten Titel als überraschend veraltet. Von überzeugender Immersion kann keine Rede sein.
Aus der Zeit gefallen
Man schaue sich an, wie Lone Echo Erzählspiel und VR-Adventure verbindet, wie What Remains of Edith Finch seine interaktive Geschichte erzählt oder Tacoma eine Welt zum Leben erweckt, in der man ebenfalls unsichtbarer Beobachter ist. Im Gegensatz dazu wirkt Déraciné wie ein Relikt aus der Zeit um Dear Esther, sprich überholt und spröde.
Verstärkt wird dieser Eindruck durch die geringe Anzahl an Objekten, die man aufnehmen und anschauen darf sowie die wenigen Interaktionspunkte, an denen das überhaupt möglich ist. Nicht zuletzt wird man beim Auswählen eines Interaktionspunktes oft unangenehm nah an die Figuren herangesetzt und zu allem Überfluss ist die Schrift auf sämtlichen Büchern oder Notizzetteln dermaßen klein, dass man sie nur über darüberliegende Hilfefenster lesen kann – eine Immersionshürde, die so leicht vermeidbar gewesen wäre!
So lange es spielerisch passt…
Interessanterweise hat das ebenfalls in diesen Wochen veröffentlichte Return of the Obra Dinn ganz ähnliche Probleme – allerdings überzeugt das von gerade mal einem einzigen Entwickler geschaffene Detektivspiel mit einer Rätselkunst, von der Déraciné meilenweit entfernt ist: Beobachtet man auf der Obra Dinn genau die Umgebung und muss ohne Händchenhalten clever schlussfolgern, klickt man sich hier über wenige Interaktionspunkte einfach zum Ziel. Und kommt man im Finale schließlich „zu früh“ auf die entscheidende Idee, steckt man so lange fest, bis man wider besseres Wissen gegenteilig zur theoretisch längst möglichen Lösung gehandelt hat. Nein, geschicktes Spieldesign ist Miyazakis Stärke in diesem Fall leider wirklich nicht.
Beim Spieletitel klingeln schon meine Artsy-Fartsy-Bullshit Glocken.
Nein im ernst: Ich bin in der selben Position wie du und argumentiere stellenweise auch so, weil oft der Respekt einfach für die Arbeit der Entwickler fehlt. Das äußer sich nicht nur in krassen Fällen Todesdrohungen(von denen ich selbst natürlich noch keine bekommen habe) sondern auch oft genug einfach nur darin, dass man Spiele kostenlos anbietet und sich dann noch beleidigen lassen muss, weil man als kleiner Entwickler nicht 1000 versch. Geräte, Tablets, Smartphones und Co. hat um jede Hardware-Konstellation zu testen. Das habe ich also selbst schon erlebt und es ärgert mich auch sehr, dass man dann so unflätig dumme Sprüche an den Kopf geworfen kriegt, vor allem weil man erstmal Jahre studieren musste, gelernt hat, geübt hat, getüffelt hat und letzendlich seine Energie und seine Kreativität in ein Projekt steckt, dass dann von Leuten schlecht gemacht wird, die nicht mal ansatzweise diese Fähigkeiten besitzen und die eigentlich dankbar sein sollten, dass es Menschen gibt, die ihre Freizeitgestaltung mit Videogames überhaupt möglich machen. Denn Geld können sie soviel haben wie sie wollen. Ohne Menschen die fähig sind, Spiele zu entwickeln, die ihren Ansprüchen entspricht, können sie höchstens Münzwerfen mit ihrem Geld spielen.
Aber dennoch muss ich dir hier wiedersprechen: Michaels Wortwahl ist tatsächlich etwas derbe, aber nicht so, dass ich ihn mit oben genannten Personen in einen Topf werfen möchte. Das liegt schon allein daran, dass ich bei den Redakteuren hier weiß, dass sie professionell sind und Zeit und Erfahrung mitbringen. Wenn also ein "Michael Krosta"...
Doch doch, geht auch noch anderes. Par Beispiele: The Persistence, WipEout VR, Astro Bot: RM, Skyrim VR, Firewall und auch Star Trek Bridge Crew.
Das sind meine momentanen Lieblingsspiele der PlayStation VR
Schade, die PS4 ist wohl einfach zu langsam für packende VR-Unterhaltung in der Qualität, mehr als erschrecken geht da wohl nicht. Ich wollte mir das Spiel schon holen weil ich auch Spaß mit den alten Myth oder Riven Titeln hatte.
Generell mag ich ruhigere Spiele die spiele ich dann bewusst um Stress ab zu bauen. Wenn die dann nicht kompliziert sind, brauchen sie aber auf jeden Fall eine gute Story damit sie unterhalten.