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Far Cry: Vengeance (Shooter) – Far Cry: Vengeance

Holt das Hawaii-Hemd aus dem Schrank, schnappt euch die Remote und bereitet euch auf animalische Shooter-Action vor: Der Wii bekommt mit Vengeance sein speziell zugeschnittenes Abenteuer aus dem Far Cry-Universum. Wir sind mit Jack Carver durch den Nunchuk-Dschungel gezogen und haben uns mit Steuerungs-Idealen, KI-Problemen und Grafikschwächen auseinander gesetzt.

© Ubisoft Montreal / Ubisoft

Und als ob das nicht reichen würde, findet sich als vermeintliches Sahnehäubchen eine Zielhilfe, die ihren Job zu genau nimmt: Angesichts der bereits beschriebenen umfangreichen Feinjustierungs-Mechanismen halte ich es für übertrieben, wenn das Fadenkreuz bereits in einiger Entfernung (wenn ihr weit von dem Gegner weg steht bis zu einem geschätzten Meter) rot wird und mir einen sicheren Treffer anzeigt. Gerade auf Konsolen bin ich zwar ein Verfechter einer gewissen Treffer-Toleranz, doch dies ist zu viel des Guten…

Die KI der Gegner spottet jeder Beschreibung und ist den Namen wahrlich nicht wert…

Bei den sporadisch auftauchenden Fahrsequenzen hingegen sieht es ganz anders aus: Hier steuert ihr das Fahrzeug per Nunchuk-Stick und zielt mit der Remote das jeweilige Geschütz. Allerdings macht es die auffällig unglaubwürdige Physik wirklich schwer, hier Gegner effektiv aufs Korn zu nehmen, weswegen man unter dem Strich froh ist, dass die eigentlich als Auflockerung vom normalen Shooter-Alltag gedachten Fahrereien nicht häufiger vorkommen. Auch hier wird man enttäuscht…

Technische Unzulänglichkeiten

Dass man auf Wii keine grafischen Höhenflüge erwarten kann, die mit denen einer Xbox 360 vergleichbar sind, dürfte jedem klar sein und das war auch gar nicht Nintendos Ziel. Doch was Vengeance hier teilweise bietet, spottet jeder Beschreibung und ist ein weiterer Standard, den man mit dem Namen Far Cry eigentlich assoziiert, der aber nicht erreicht wird.
Dabei kann ich sogar noch darüber hinweg sehen, dass das Leveldesign bis auf wenige Ausnahmen dem der Xbox-Variante entspricht. Nur: Dann erwarte ich auch, dass sich die Grafikabteilung Mühe gibt, ein visuell ähnlich ansprechendes Erlebnis zu zaubern wie seinerzeit bei der Far Cry-Premiere auf der mittlerweile ausgedienten Microsoft-Konsole.

Was ich nicht erwarte, sind Bäume und gelegentlich sogar Gegner (!), die in etwa fünf Meter vor einem aufpoppen – teilweise sogar erst, nachdem der Schatten der Figur bereits zu sehen ist. Was ich ebenfalls nicht erwarte, sind die schwammigen Texturen, die selbst hart gesottenen Benutzern des GameCube und des N64 die Schamesröte ins Gesicht treiben. Und was ich ebenfalls nicht erwarte, sind die qualitativ unsauberen FMV-Videos, die die unterdurchschnittlichen Kulissen sogar noch unterbieten (!), die aber zum Glück ähnlich selten gestreut sind wie die bereits angesprochenen Fahrsequenzen.

Prächtige Kulissen sind seit jeher das Aushängeschild des Far Cry-Universums. Auf Wii ist davon weit und breit nix zu sehen…

Was ich erwarte ist Dschungel-Feeling, das auch in Vengeance dank dichter Vegetation in Verbindung mit passabler Sichtweite aufgebaut wird. In seltenen  Glücksmomenten passiert es tatsächlich, dass ich stehen bleibe, nur um mir die idyllische Umgebung samt korrekter Schatten anzuschauen. Zehn Sekunden später, wenn ich mich wider besseren Wissens dazu entschließe, weiter zu gehen, krieg ich auch schon wieder einen verpasst – nicht vom Gegner, sondern von der Grafikengine, die sich zu allem Überfluss auch noch mit Schluckauf plagen muss, während sie Schwierigkeiten damit hat, vernünftige Gegner-Animationen, die eine oder andere gelungene Explosion, Pop-Ups und Texturplopper unter einen Hut zu bringen.

Schade Ubisoft: Was nach den ersten Minuten im Tutorial-Level wie ein richtig gelungener Shooter aussieht, der vor allem dank der durchdachten Kontrollmechanismen punkten kann, wird nach und nach von der eigenen Engine demontiert.

Ist es dann noch eine Überraschung, dass auch die aus den anderen Versionen recycelt scheinende Sprachausgabe sowie die übrigen Soundeffekte kaum der Erwähnung wert sind? Auch dem vermutlich aus Mangel an Ersatz fälschlicherweise mit „Mehrspieler-Modus“ betitelten Splitscreen-Duellen kann man nur schwer Spaß abgewinnen. Ich für meinen Teil kam mir wie im falschen Film vor, mit einem (!) menschlichen Gegenspieler ohne Botmöglichkeit (!) auf viel zu großen Karten (!) ein Räuber-und-Gendarme-Spielchen abzufackeln…