Veröffentlicht inTests

FIFA 10 (Sport) – FIFA 10

Lange Zeit hat Electronic Arts verzweifelt an seinem Fußball herum gepanscht: Man hat Arcade und Simulation gemischt, man hat bei der japanischen Konkurrenz wichtige Aromen geklaut und trotzdem nicht diesen einzigartigen Geschmack getroffen. Aber 2008 brachte endlich einen erlesenen Tropfen hervor, der auch kritischen Fußballtestern schmeckte. Und genau dieser Kick konnte jetzt weitere zwölf Monate im Entwicklerfass reifen. Wird es zum ersten Mal einen ausgezeichneten Platinjahrgang für FIFA geben?

© EA Sports / Electronic Arts

Die Ballphysik 1.5

In den 1-gegen-1-Situationen kann man den mächtigen Lupfer einsetzen, aber ab und zu erwischt der Torwart auch diesen Ball.

Argentinien kann die scharf herein getretene Ecke auf Ballack jedenfalls nicht verhindern und der Profi des FC Chelsea trifft das Leder mit der Stirn: Es segelt allerdings relativ harmlos Richtung Tor. Was ist da los? Hier zeigt FIFA 10 noch eine Schwäche, denn die Ballphysik hinterlässt trotz der Tatsache, dass sie bei Schüssen etwas schwerer wirkt, noch immer keinen krachenden Eindruck – es fehlt der Wumms. Gerade bei den Kopfbällen vermisst man diese Wucht, die zwar ab und zu da ist, aber in vielen Fällen eben nicht kräftig genug inszeniert wird; das Leder „flufft“ manchmal wie ein Softball. Im direkten Vergleich wirkt PES 2010 hier einfach dramatischer, denn die Flanken kommen schärfer und der Aufprall wird besser inszeniert. FIFA 10 bietet auch hier eine Fülle an Möglichkeiten, denn man kann die Bälle auf den kurzen oder langen Pfosten schlagen, kann die Flugkurve über R1 senken, aber man hat noch Nachholbedarf, denn man vermisst diese hart und scharf in den Rücken der Abwehr gezogenen Flanken.

Wenn Profis wie Ballack oder Totti mit ihrer hervorragenden Schusstechnik abziehen, dann jagt der Ball zwar aus der Distanz ansehnlich Richtung Tor, und es wirkt auch einen Tick besser als im Vorjahr, aber es kracht immer noch nicht gut genug und es fehlt auch bei manchen Volleys dieser wichtige Aufpralleffekt. Und genau hier verspielt dieses sehr gute FIFA 10 zusammen mit der immer noch recht sterilen Karriere den Platin-Award, denn man hat einfach zu wenig Entwicklung in diesen guten, aber eben noch nicht sehr guten Bereich der Ballphysik investiert, der ja auch bei den erwähnten Kurzpässen eine Rolle spielt. Das erkennt man auch daran, dass man bei Flanken und Überdrehung des Analogsticks immer noch unrealistische Flugkurven einleiten kann – das muss 2011 einfach besser werden. Immerhin wirken sich Regen oder Schnee schon jetzt spürbar auf den Platz und die Schüsse aus, wenn das Leder in Pfützen satt auftitscht oder auf Eis an Tempo gewinnt.

Mitten drin statt nur dabei

Egal ob Einlauf, Zeitlupen oder Kommentare – FIFA 10 ist hinsichtlich der Präsentation weiterhin top.

Aber Ballphysik alleine sorgt noch nicht für Atmosphäre, für dieses spezielle Kitzeln im Nacken und die Aufregung im Strafraum. Dazu gehören klasse Animationen, volle Stadien, enthusiastische Zuschauer, dramatische Rettungsaktionen und natürlich der Kick des Augenblicks – dieser Treffer in letzter Sekunde, dieses Gefühl, dass man mit genug Skills und Glück auch ein Match entscheiden kann. Und all das bietet FIFA 10 in einer unberechenbaren Art, die bis vor zwei, drei Jahren nur PES bieten konnte. Es gibt herrliche Abpraller, Freistöße ans Lattenkreuz, heroische Torwartaktionen und viele dieser magischen Momente, die für ein Raunen im Stadion sorgen. Und das sind Qualitäten, die man noch vor ein paar Jahren schmerzlich vermisste.

Natürlich ist es klasse, dass man mit seinem Verein loslegen kann, dass man dank Live Season 2.0 (Video: Live-Season) jeden Mittwoch aktualisierte Kader und Formwerte bekommt – sogar inkl. gelber Karten, Verletzungen und Voraussetzungen. Man kann am ersten Spieltag mit seinen Clubdaten starten und die Saison quasi umschreiben, wobei ein Vergleichsdiagramm zeigt, wie sehr sich virtuelle und reale Ergebnisse voneinander unterscheiden. So eine fiktive Saison voller Erfolge kann durchaus therapeutische Heilwirkung für BVB- und Hertha-Fans haben.

Und es ist schön, dass jetzt auch die holländische Mannschaft mit allen Namen dabei ist. Es sind aber nicht nur die Lizenzen, die offiziellen Wappen, Namen und Stadien, die Lust auf Fußball machen. Es sind die Kleinigkeiten, die für Atmosphäre sorgen: In den Stadien gibt es Durchsagen über falsch geparkte Autos und die Kommentatoren gehen zwischendurch auf die Vereinshistorie oder die Spielerbiografie ein. Überhaupt haben die Sprecher zugelegt und liefern sehr viele passende Analysen und Beschreibungen – natürlich gibt es blödsinnige Aussetzer, aber wir waren überrascht angesichts der vielen treffenden. Bei einem Derby giften sich die Kapitäne schon im Tunnel an und die Zuschauer gehen emotionaler mit. Sehr schön ist auch, dass es in den Nord- und Südkurven richtig Bewegung gibt, denn die Zuschauer springen zu Hunderten auf und ab.

Wo bleibt interaktives Training?

Bei den Flanken sollte man im nächsten Jahr die unrealistischen Dreher beseitigen.

Electronic Arts bietet zwar ausführliche Tutorial-Videos an, um alle Steuerungsdetails von der Abwehr bis zum Sturm zu veranschaulichen. Aber man hat immer noch keine interaktiven Übungen für einzelne Dribblings oder Abwehrsituationen in petto. Gerade angesichts der Fülle an Finten (Video: Dribblings) hätten sich situationsbezogene Trainings angeboten. Immerhin gibt es über 50 Tricks, die je nach Schwierigkeit auf fünf Levels verteilt sind. Und hier kann FIFA aus dem Vollen schöpfen: „Elastico“, „Roulette“, „Sombrero Flick“, „Rabona Fake“, „Hocus Pocus“ – alleine diese Namen sorgen für Zauber.

Neben einfachen Körpertäuschungen und Übersteigern verbergen sich dahinter Hackentricks, Dreher oder artistische Einlagen wie den Überkopfball. Warum kann ich die nicht direkt nachdribbeln? Trotzdem gibt es auch hier Neuerungen: Wer üben will, kann entweder im bekannten Spielbildschirm vor Anpfiff gegen den Torwart zaubern oder über den Druck auf „Select“ bzw. „Back“ ab sofort auf den Trainingsplatz, um dort z.B. acht gegen zwei oder fünf gegen fünf gegen einen Torwart spielen, man kann Freunde dazu einladen und auch komplett ohne Regeln mit wüsten Fouls loslegen – auch der eigene „Virtual Pro“ (Video: Karriere) darf hier wie in allen anderen Modi, offline sowie online, eingesetzt werden. Diese lockeren Kicks machen zwischendurch richtig Laune und man kann das Überzahlspiel üben.

Wer sein Foto auf www.easportsfootball.com hoch lädt, kann übrigens sein Gesicht importieren, bearbeiten und z.B. auf Ronaldos Körper setzen. Aber selbst mit dem Astralkörper muss man erstmal arbeiten: Nach der Erstellung des mittelmäßigen Spielers kann man sich und seine Werte quasi hoch kicken, indem man über 200 Herausforderungen in acht Kategorien wie Balltechnik, Mental, Pässe & Co meistert, dadurch körperliche Fitness, bessere Werte und Fähigkeiten hinzu gewinnt: Wer einen Spannschuss im Strafraum versenkt, bekommt Schusskraft +1; wer vier Kopfballduelle gewinnt, erhält Sprungkraft + 1 und 3,2 Kilometer mit seinem Profi zurücklegt, gewinnt Ausdauer +1. Das wird alles sehr motivierend über eine Art Erfolgestickeralbum visualisiert: Immer, wenn man eine Herausforderung meistert, erscheint ein kleines Abziehbild. Schön ist, dass es hier teilweise sehr knifflige Aufgaben wie etwa das Ausdribbeln von gleich drei Gegnern oder Ähnliches gibt.
        

  1. Ist es normal, dass das Spiel auf Amateur so schwer ist?
    Im Gegensatz zu Fifa 09 verliere ich bei Fifa 10 jedes Spiel und bekomme kaum Tore hin, da ich es deutlich schwerer als den Vorgänger finde.
    Ach gäbe es doch wieder den Anfängermodus, dann wäre das Spiel auch etwas für mich.

  2. habe seit kurzen ne ps3 und muss sagen fifa10 im vergleich zur pc version is ja ein unterschied wie tag und nacht!
    die pc version is echt ein schlechter witz!!! vorallem der grafikunterschied!!!ea macht alles kaputt :( als wenn man zwei verschiedene spiele spielt.
    muss aber sagen fifa09pc ist besser als fifa10ps3 ^^ aufm rasen jedenfalls von den menüs und modis natürlich nicht!
    naja wie immer geschmackssache

  3. Ich finde FIFA 10 auf der Xbox360 genial! Muss aber auch sagen dass ich Fifa ansonsten nur auf dem PC gespielt habe... Mit PES kann ich gar nichts anfangen, wird meiner Meinung nach extrem gehypet!

  4. Jetzt habe ich dieses Mega Ober Affengeile Fifa10 bei meinem Bruder auf seiner XBOX gespielt. Und kam mir vor wie zu Rahns Zeiten. STANDFUßBALL!!!
    Null Dynamik, Null Taktik. NIX! Man ist der Computer KI dermassen hoffnugslos ausgeliefert das es einfach keinen Spaß macht.
    Ich bin durch PES 2010 auf der Wii für diese elend träge langweilige "Steuer einen Mann und hoffe ansonsten auf die Computer KI" Fußball Arcade Kicks absolut verbrannt.
    Die einzige Fußballsimulation fmit zugegeben schlechterer Grafik aber einem Bombastischen Gameplay gibt es einzig und allein auf der Wii durch die "Playmaker" Steuerung. Alles andere wirkt vom Anspruch her auf mich, nur noch wie reiner Kinderquatsch mit Michael Schanze.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1