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Fight Night Round 2 (Sport) – Fight Night Round 2

Blut, Schweiß und Knockouts. Wer dieses Jahr beim Boxen in der ersten Reihe sitzen will, kommt nicht um Fight Night Round 2 herum. Wir sind mit dem beeindruckenden Sportspiel von Electronic Arts in den Test-Ring gestiegen, haben Haymaker wie Heu gemäht, zwei Pads schrottreif gezockt und trotz kleiner Schwachpunkte und fehlendem Online-Modus ein großes Spektakel erlebt. Ring frei!

© EA Chicago / Electronic Arts

Sinnvolle Wünsche

Das Problem ist nur: Diese acht Attribute wirken sich nicht spürbar auf den Boxstil aus. Klar kann ein schnellerer Mann besser seine Jabs anbringen und eine Top-Ausdauer lässt euch länger hart zulangen. Aber alle Boxer der fünf Gewichtsklassen spielen sich fast gleich – es fehlt ihnen an Charakter und Eigenheiten. Man vermisst eine größere Vielfalt bei

Na, wer erkennt diesen linkischen Blondschopf? (GC)

der Beinarbeit, etwa den Ali-Shuffle oder tänzelnde Doppelschritte, sowie individuellere Schläge. Das größte Problem im Einzelspielermodus sind diese kleinen Wiederholungserscheinungen, die sich auch in den spektakulären, aber an einer Hand zählbaren Knockout-Sequenzen zeigen.

Im Laufe der Karriere, die ihr entweder mit einem selbst erstellten oder vorhandenen Kämpfer bestreiten könnt, ähneln sich alle Kämpfe und Kämpfer. Es gibt zwar Rechts- und Linksausleger, schnelle und behäbige Boxer, Knockoutsucher und Taktierer, aber man kann sie fast alle mit derselben Methode zu Fall bringen. Das liegt auch daran, dass die KI immer noch etwas zu leicht zu durchschauen ist und nie spürbar auf den eigenen Stil reagiert. Deshalb sind Kenner des Vorgängers schneller Amateurweltmeister und unter den Top 20 der Profirangliste, als man trainieren kann. Knifflig ist nur, das die Gegner hier länger durchhalten und einfach bessere Statistiken haben, die man sich erst antrainieren muss.

Boxer made in USA

Schade ist auch, dass das Aufgebot der vorhandenen Profis zum einen fast nur aktuelle oder pensionierte amerikanische Puncher bietet und zum anderen gerade im Schwergewicht stark an das Vorjahr erinnert: Ali, Byrd, Liston, Holyfield, Jones, Toney. Warum gibt es keine europäischen Athleten? Warum kann man sie nicht wenigstens freischalten? Immerhin ist der Editor so komfortabel zu bedienen, dass man sich schnell seine Klitschkos, Ottkes und Schmelings basteln kann. Zwar vermisst man hier etwas mehr Vielfalt in Sachen Frisuren, aber dafür lassen sich Muskeln und Gesichtszüge wunderbar anpassen.

In der Top 10 der Profiliga gewinnen die Kämpfe endlich an Brisanz, da euch die Gegner öfter mit wuchtigen Haymakern und Kombinationen eindecken. Aber die Karriere ist für Einzelspieler auf Dauer auch deshalb zu eintönig, weil ihr die Dramatik fehlt. Es werden keinerlei Geschichten um eure Boxer gestrickt, sondern es geht einzig darum, schnell Kohle und die zwölf Trophäen zu sammeln, damit man vor dem Kampf gezielt in neue Trainer, Cutmen, Babes und Ausrüstung investieren kann.

Ein 2D-Schock zum Freispielen: Super Punch-Out für den GameCube. (GC)

So wirkt das ganze Drumherum recht austauschbar. Es kommt keine emotionale Stimmung à la Rocky auf, alles wirkt nach außen hin prächtig, aber recht steril. Vielleicht hätte es geholfen, wenn man wenigstens einen Trainer gehabt hätte, der einen auf dem Weg zur Spitze mit weisen Ratschlägen begleitet? Vielleicht noch ein Erzfeind? Eine Beziehung? Das sind alles wünschenswerte erzählerische Happen, die der Karriere mehr Seele eingehaucht hätten.

Knackiges Training

Apropos Training: Im Gegensatz zum Vorgänger könnt ihr jetzt gezielt drei Methoden der Vorbereitung wählen, die immer einen Pool an Fähigkeiten verbessern: Sandsack, Kombo-Dummy und Gewichtheben. Diese Minispiele sind gut ausbalanciert und unterhaltsam, können aber auf Wunsch übersprungen werden. Wer sich für automatisches Training entscheidet, kann aber sein fettes Wunder erleben: Wir haben Roy Jones aggressiv Kraft trainieren lassen und aus dem vorher drahtigen Boxer wurde einer mit unrealistischer Wampe. Auch hier zeigt Fight Night eher Arcade- als Simulationscharakter. Spaß macht’s trotzdem.