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Fussball Manager 11 (Sport) – Fussball Manager 11

In der langjährigen Geschichte von EAs Fussball Manager ist es noch nie vorgekommen, dass für das Cover jemand verpflichtet wurde, der schon einmal das Titelbild zierte. Doch zum zehnten Geburtstag der Reihe wollte man sich diesen Luxus gönnen und wurde sich erneut mit Felix Magath einig. Doch der erfolgsverwöhnte Trainer hat dieses Jahr mit überraschenden Sorgen zu kämpfen. Ein schlechtes Omen?

© Bright Future / Electronic Arts

Wie gehabt stehen eine Sofortberechnung, ein Videotextmodus, ein umfangreicher sowie in diesem Jahr erweiterter Textmodus und das 3D-Match zur Verfügung, für das man dieses Jahr sogar noch eine besondere Erweiterung bereithält: Die Total Team Control. Dieses optionale Feature ist als Premium Content verfügbar und wird aktiviert, wenn auf dem Rechner bereits FIFA 11 installiert ist bzw. nachdem man die Team Control im EA Store erworben hat – wobei es auch Editionen gibt, in der dieses Feature bereits integriert ist. Das Ergebnis: Man kann wie z.B. im Jahr 2004, als es die so genannte „Fusion“ zwischen FIFA und dem Manager gab, aktiv sein Team steuern – was zwar für sich betrachtet eine interessante Ergänzung darstellt, aber im Manager-Zusammenhang vollkommen zweckentfremdet ist. Wenn ich meine Mannschaft spielen wollte, würde ich sowieso zum „echten“ FIFA greifen, und das vornehmlich auf Konsolen. In einem

Die Taktik-Tafel bietet u.a. übersichtliche Laufwegserstellung, die im 3D-Match allerdings nur ansatzweise umgesetzt wird.

Manager-Spiel will ich aber genau das, was der Name andeutet: Managen und mich um Entscheidungen kümmern, damit ich mich beim Match über meine Schützlinge, die Aktionen des Gegners oder die vermeintliche Unfähigkeit des Referees und nicht über meine (Un-)Fähigkeiten am Pad aufregen kann.

„Geh lang“

Dass ich trotz einer visuell gut umgesetzten Kulisse, die mit verschiedenen Kamera-Einstellungen, Wiederholungen, guten Spieler-Animationen und nach wie vor nervigem Kommentar am liebsten den Textmodus zur Ergebnisfindung wähle (Videotext und Sofortberechnung kommen für mich nicht in Frage, erfüllen aber ihren Zweck), liegt vor allem an der Match-Intelligenz im 3D-Modus. Egal ob Oberligamannschaften antreten oder es zu einem heißen Nord-Südgipfel kommt, bleibt die Spieldarstellung mehr oder weniger gleich – und vor allem gleich unzufrieden stellend. Dabei ist es nicht einmal die unzureichende Differenzierung, wenn es um technische Fähigkeiten geht und eine Mannschaft aus den unteren Ligen im Wesentlichen die gleichen Fähigkeiten am Ball hat wie ein Top-Team.
Doch wenn zwei Mannschaften ohne Elan den Ball immer wieder im Mittelfeld hin und her passen, die Spieler um sich selbst dribbeln, dann zurück spielen und überhaupt nur wenige Versuche unternehmen, das Spielgerät in den gegnerischen Strafraum zu tragen, ist das bedenklich – vor allem, wenn man in den taktischen Einstellungen eine offensive Grundformation gewählt hat oder wenn der FC Bayern mit Robben & Ribery gegen einen Amateur-Club antritt.

Das soll nicht heißen, dass der 3D-Modus vollkommen misslungen ist. Doch der Spaß, den man dabei hat und die zum Fußball gehörenden Emotionen, die einfach dazu gehören (es war einfach mal wieder an der Zeit, den Monitor immer wieder anzubrüllen und bangend davor zu sitzen), werden durch die zu häufig fehlende Spielintelligenz immer wieder ausgebremst.

Die TV-Atmosphäre beim 3D-Match ist trotz schwacher Kommentare gelungen – die Spielintelligenz der Mannschaften eher weniger.

Und das, obwohl mit der frischen Taktik-Tafel ein wahrhaft mächtiges Tool zur Verfügung steht, das Spielern des englischen Football Managers in vielerlei Hinsicht bekannt vorkommen dürfte:  Hier lassen sich nicht nur grundlegende Einstellungen wie „Abseitsfalle“ oder „Konter“ festlegen, sondern auch offensive und defensive Laufwege einrichten, individuelle Anweisungen festlegen und vieles mehr. Selbstverständlich können auch mehrere Taktik-Optionen abgespeichert werden, so dass man nicht jedes Mal aufs Neue alles einstellen muss.

Erfreulich ist auch, dass zumindest die Laufwegs-Vorgaben in der 3D-Darstellung in Ansätzen erkennbar sind. Leider kann man das von taktischen Anweisungen wie „mehr Dribblings“ oder „Flanken aus dem Halbfeld“ nur eingeschränkt erkennen – was wiederum auf die Schwierigkeiten mit der Spielintelligenz zurückzuführen sein dürfte. 

Textwüste für Taktik-Gourmets

Glücklicherweise ist man nicht auf das dreidimensionale Match angewiesen, wenn man spannenden Fußball haben will. Denn der Textmodus ist nicht minder intensiv. Zwar bietet er weniger Möglichkeiten, über Zuruf ins aktuelle Spielgeschehen einzugreifen als sein 3D-Pendant. Aber was dank der guten Texte trotz Wiederholungsanfälligkeit an Bildern im Kopf abläuft und welche Emotionen auch dabei aufgebaut werden, ist gelungen.
Zumal es auch neue Ereignisse wie mögliche Verletzungen oder besondere Torchancen gibt, die besonders begleitet werden und in eigenen „Special Event“-Feldern angezeigt werden.

Mit zahlreichen Statistik-Bildschirmen kann man sich hier zusätzlich zu den Texten ein Bild darüber machen, wie es um die eigene Mannschaft bestellt ist und ggf. versuchen, im Aufstellungs- bzw. Taktik-Bildschirm Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Allen Berechnungsmodi gemeinsam (die Total Team Control ausgenommen) ist der nicht zu verachtende Zufall, der auch die 

Selbst auf kleinen Zwischenbildschirmen kann man umfangreiche Infos und Statistiken finden.

aktuelle Bundesligasituation prägt. Was auf dem Papier als Pflichtaufgabe scheint, kann im Spiel zu einem harten Kampf werden und mitunter zu Ergebnissen führen, bei denen man sich auf den ersten Blick die Augen reibt. Dann wiederum muss man sich nur aktuelle Resultate wie jüngst in der zweiten DFB-Pokalrunde vor Augen halten, um sich klar zu werden, dass

EA mit der Mischung aus Wert basierter Berechnung und dem Schuss Zufall/Glück ins Schwarze trifft. Und selbst wenn man mitunter der Meinung ist (vor allem als Verlierer), dass dieses oder jenes Ergebnis „zu“ zufällig ist: Der FM11 zieht einen emotional in seinen Bann – und hat damit ein großes Ziel erreicht.

Online-Modus 1.2

Bedauerlich ist, dass sich der Online-Modus sich nur in einigen Punkten entwickelt hat. Doch wie beim großen Offline-Bruder, der nach wie vor nur Hotseat-Duelle für Trainer-Auseinandersetzungen vorsieht, ist das nicht von vornherein negativ zu sehen. Denn zum einen war der eher auf kurzen Zeitvertreib denn auf langfristige Kader- und Erfolgsplanung angelegte Spielbetrieb über das Internet konzeptionell bereits auf einem guten Weg. Und zum anderen hinterlassen die ergänzenden Features wie einsetzbare Actionkarten einen guten Eindruck und steigern Spannung und Unterhaltungswert. Schade ist allerdings, dass es auch für den Online-Modus bereits zum Start einige Premium-Inhalte gibt, die nur über den EA Store bzw. besondere Editionen freizuschalten sind.