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Harveys Neue Augen (Adventure) – Bunter schwarzer Humor

Geschlagene acht Jahre hat sich Daedalic Zeit gelassen, um die Fortsetzung seines hochgradig wahnsinnigen Überraschungshits Edna bricht aus für die Konsolen umzusetzen. In unserem Adventure des Jahres 2011 gibt es ungeklärte Todesfälle, Zensur-Gnome,
transzendentale Ausflüge ins Unterbewusstsein – und eine brave
Klosterschülerin, die mehr mit dem Chaos zu tun hat, als ihr lieb ist.

© Daedalic / Rondomedia

Nicht mit dem Feuer spielen!

In den folgenden Kapiteln wird es noch abgedrehter. Wer sich so wenig wie möglich spoilern möchte, sollte den Rest des Tests überspringen und zum Fazit wechseln. Da es sich um ein zentrales Feature der Spielmechanik handelt, will ich es aber nicht unerwähnt lassen: Als Lilli einen Brief von Edna findet, versucht sie natürlich, auch aus dem Kloster zu entkommen und ihrer Freundin zu helfen. Leider kommt ihr Dr. Marcel in die Quere. Als er sie in seiner Gewalt hat, wird klar, was es mit dem Titel des Spiels auf sich hat: Er hat Ednas alten Stoffhasen Harvey in eine Hypnosepuppe mit rot glühenden Augen verwandelt. Mit Hilfe des teuflischen Werkzeugs verpflanzt sie noch mehr psychische Blockaden in das ohnehin gebeutelte Hirn der armen Klosterschülerin.

Immer, wenn sie etwas tut, was sich für ein braves Kind nicht gehört, erscheint eine Projektion von Harvey auf der Bildfläche und betet mit mechanischer Stimme ein Verbot herunter. Versucht sie, Löcher in ein Laken zu stanzen, ermahnt sie der flauschige Anstandswauwau z.B. „Du sollst nicht mit spitzen Gegenständen hantieren.“ Ein versuchter Ausflug in eine finstere Höhle quittiert Harvey mit „Du sollst dich nicht an gefährlichen Orten herumtreiben!“ Natürlich hat der „lustige Hase“ auch einen Gegenvorschlag parat: „Es gibt doch so viel schönere Orte, an denen Kinder sich aufhalten können. Das Berufsinformationszentrum des Arbeitsamts zum Beispiel. Oder ein Rolf-Zuckowski-Konzert!“

Skurrile Traumwelten


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In Hypnose-Traumwelten wird Harveys Bann durch geschicktes Rätseln gebrochen. D

anach lässt sich eines der Verbote in der Extra-Leiste deaktivieren.

© 4P/Screenshot

Das Schönste an Verboten ist natürlich, sie zu umgehen. Also findet Lilli einen Weg, sich in Trance zu versetzen, um die Blockaden zu lösen. Kurz darauf wandere ich mit ihr durch skurrile Traumwelten, in denen die Wände aus riesigen Knochenskulpturen bestehen, Hunde Skat spielen, ein weiser Schamane Wikipedia-Weisheiten rezitiert und vieles mehr. Natürlich tauchen auch Figuren aus der realen Welt auf oder schlüpfen in andere Rollen. Ist eine der kleinen Traumwelten abgeschlossen, lassen sich die Harvey-Verbote am Bildrand deaktivieren. Es darf aber immer nur eine Regel wie „Nicht mit Feuer spielen“ zur Zeit ausgeschaltet werden. Durch diesen kleinen Mechanismus gewinnen die Kopfnüsse in der zweiten Spielhälfte etwas an Komplexität. Auch einige Dialogrätsel wie die Geheimsprache einer Eule müssen entschlüsselt werden.

Ab und zu trifft Lilli außerdem auf eines der ausgelagerten Puzzles und Minispiele. Sie sind zwar mit der Handlung verwoben, wirken aber trotzdem etwas aufgesetzt. Sie muss zum Beispiel den Schamanen durch ein Höhlenlabyrinth lenken oder Logikrätsel lösen, in denen eine von Harveys aufgestellten Regeln als Widerspruch entlarvt werden. Dazu schiebe ich auf einem Extrabildschirm meist diverse Gegenstände, Symbole oder Satzteile an die richtige Stelle. Keine Angst – das Spiel ist nicht zum Professor Layton-Klon mutiert  – es gibt nur rund ein halbes Dutzend dieser Aufgaben. Mir haben sie aber nicht sonderlich gut gefallen. Die Entwickler wollten ihre Spieler offenbar auch nicht zu sehr damit ärgern, daher lassen sie sich mit einem Knopfdruck überspringen. Im späteren Verlauf gibt es übrigens ein Wiedersehen mit liebgewonnen Bekannten wie Droggelbecher und dem philosophierenden Bienenmann.


  1. Todesglubsch hat geschrieben: 16.08.2019 12:57 Meh, kein "alles mit allem benutzbar"? Das fand ich an Edna, trotz der wirklich hundsmiserablen Präsentation, doch gerade so genial. Dann passe ich halt :(
    Das würde ich mir überlegen. Unter'm Strich fand ich HNA, so sehr ich das auch vermisst habe, Ewigkeiten die DIaloge zu allen möglichen Item-Kombinationen anzuhören, dann doch besser.

  2. Todesglubsch hat geschrieben: 16.08.2019 12:57 Meh, kein "alles mit allem benutzbar"? Das fand ich an Edna, trotz der wirklich hundsmiserablen Präsentation, doch gerade so genial. Dann passe ich halt :(
    Ja, das war so wohl leider nicht mehr vom Aufwand her finanzierbar. Edna 1 war ja auch ein Studienprojekt und Erstlingswerk.
    Genau das macht den ersten Teil ja immer noch besonders. Fand HNA aber auch gut, nur das mit dem kombinieren ist so nicht drin.

  3. Ich finde das Spiel immer noch genial vom Humor her.Hab es unzählige Male am PC Durchgespielt. Hab es mit damals als CD-Version gekauft mit der ollen Code Wheel die dabei lag als Kopierschutz.
    Das hat so richtig an alte Zeiten Erinnert.

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