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Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots (Action-Adventure) – Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots

Alles hat irgendwann ein Ende. Traditionen verschwinden, Erinnerungen verblassen und Helden sterben. Der Tod gehört genau so zum Kreislauf des Lebens wie zur Welt der Spiele. Aber nur sehr selten werden die damit verbundenen Gefühle von Trauer, Abschied und Melancholie so in das Design eines virtuellen Abenteuers eingeflochten, dass man als aktiver Spieler emotional berührt wird. Wer kann so etwas leisten? Manche Filme. Manche Bücher. Und Hideo Kojima.

© Kojima Productions / Konami

Der alte Mann & die Weltrettung

Was hat Liquid vor? Der Mann mit dem schlohweißen Haar bedroht die ganze Welt und ihr müsst ihn aufhalten. Nachdem Michael im ersten Testteil auf viele Aspekte einging, folgt hier Jörgs zweiter Testteil.

Der große Japaner, der gerne Regisseur geworden wäre, spielt von Beginn an auf einer bittersüßen Klaviatur des Todes, die den Kenner der Serie sowohl wehmütig seufzen als auch ängstlich bangen lässt: Wird er etwa einen der größten Helden der Videospielgeschichte sterben lassen? Das verraten wir natürlich nicht. Aber wer in dieses grandiose Finale abtaucht, wird von Symbolen des Todes begrüßt: Da ist ein Friedhof. Da sind Gräber. Irgendwo krächzen Krähen. Und da steht ein alter Held, der trotzig seine Zigarette raucht. Warum auch nicht? Er soll immerhin die Welt retten. Mal wieder.

Alleine diese Ausgangssituation ist aus zwei Gründen einzigartig: Erstens schlüpft man zum ersten Mal in der vor jungen Helden nur so strotzenden Videospielgeschichte in die Rolle eines alten Mannes, der nicht nur tiefe Falten im Gesicht hat, sondern sich an den Rücken fasst, gefährlich hustet und schon mal kotzend zusammen bricht. Zweitens schlüpft man in die Rolle eines todgeweihten Mannes, denn dieser Solid Snake, dieser hochverdiente Veteran, leidet an einer seltsamen Krankheit, die den Alterungsprozess extrem beschleunigt – er hat nur noch wenige Monate zu leben.

Ihr seid nicht allein: Ab und zu begleitet euch Meryl samt Squad. Auch im Online-Modus seid ihr als Viererteam unterwegs – was der Multiplayer zu bieten hat, erfahrt ihr hier!

Und diese Zeit soll er in fünf großen Akten dazu nutzen, seinen Erzfeind und Zwillingsbruder Liquid Snake zu eliminieren. Er verfolgt ihn also als Auftragskiller über die halbe Welt, vom Nahen Osten über Südamerika und Osteuropa bis in den hohen Norden. Warum? Weil Liquid eine von Kriegen zerrissene Welt mit einem großen Coup unterjochen will. Auch die UN weiß von seinen Bestrebungen. Kojima beschreibt sehr gekonnt eine düstere Zukunft, in der die Menschen und Kriege von einem System kontrolliert werden, in der nicht mehr Nationen, sondern Firmen und manipulierbare Nanotechnik das militärische Sagen haben.

Der Krieg hat sich verändert

Ihr vermisst weitere Details zu Grafik, Akustik und Multiplayer oder CQC?

Dann empfiehlt sich ein Blick auf den ersten Testteil von Michael!

Über Briefings, Filme mit bis zu 50 Minuten Länge und Dialoge wird ein bedrückendes Szenario erschaffen, das ein wenig an die Dystopie eines Half-Life erinnert. Winzig kleine Implantate sorgen nicht nur dafür, dass selbst unerfahrene Menschen in Killermaschinen verwandelt werden, sondern auch für die totale Kontrolle – Big Brother is watching you. Und vor allem: Big Brother is watching war! In jeder konventionellen Armee ist Nanotechnik mit ihren IDs in Menschen und Waffen aktiv, auch in jeder kleinen Rebellengruppe, und deshalb floriert die Rüstungsindustrie. Die verspricht so natürlich den „sauberen“ Krieg.

Kojima betreibt hier nicht nur Gesellschaftskritik auf hohem Verschwörungsniveau, indem er Geheimorganisationen wie die Patrioten ins Spiel bringt, sondern greift aktuelle Ereignisse auf und benennt die USA ganz klar als Urheber all der Probleme, die einen Tyrannen wie Liquid erst möglich machen – kein Wunder also, dass euer erster Einsatz im Nahen Osten beginnt: Es sind die Stellvertreterkriege wie im Irak, von der die Kriegswirtschaft profitiert. Gut und Böse sind also klar verteilt? Nein. Kojima zeichnet ein viel komplexeres Bild als es zu Beginn den Anschein hat.