Veröffentlicht inTests

Metal Gear Survive (Action-Adventure) – Bitterer Überlebensk(r)ampf

Nach dem Drama und Weggang von Hideo Kojima führt Konami die hauseigene Marke Metal Gear jetzt notgedrungen ohne ihren berühmten Erfinder weiter: Der Ableger Survive verabschiedet sich von der klassischen Tactical Espionage Action, sondern bietet stattdessen einen Überlebenskampf mit leichten Horror-Anleihen. Ob sich die Reise in die gefährliche Welt Dite lohnt und das Konzept eine Bereicherung für das Metal-Gear-Universum darstellt, klären wir im Test.

© Konami / Konami

Anspruchsvoller Überlebenskampf

Das heißt aber nicht, dass der Überlebenskampf keinen Anspruch bietet. Vor allem im enorm zähen Einstieg kriecht man ständig auf dem Zahnfleisch, weil insbesondere Nahrung Mangelware ist und der Fund von verzehrbaren Tieren oder Pflanzen zu sehr vom Zufall abhängt. Zudem muss man zunächst verschmutztes Wasser aus Tümpeln herunterwürgen, was früher oder später zu einer Darminfektion führt, die man wie jeder andere Verletzung nur mit den entsprechenden Medikamenten kurieren kann. Daher sind die ersten Stunden vor allem von Frust geprägt, wenn man verzweifelt die wenigen Ressourcen zusammenkratzt und sich im tödlichen Nebel auf die gefährliche Suche nach Rezepten für den Bau von Waffen, Klamotten, Gebäuden sowie anderen Objekten begibt. Diese sind meist in Kisten versteckt, die man mit einem durchaus interessanten Minispiel lautlos öffnen sollte, um nicht die infizierte Meute anzulocken. Erst mit dem Ausbau der Basis dank entsprechender Baupläne und entspannt sich die prekäre Lage zunehmend: Sobald die gehaltenen Ziegen regelmäßig Fleisch und Milch liefern und die Trinkanlage sauberes Wasser produziert, fühlt man sich nach der anfänglichen Durststrecke fast schon wie im Schlaraffenland. Bei all dem Überfluss kann es tatsächlich passieren, das Lebensmittel verdirbt oder Fleisch vergammelt.

[GUI_STATICIMAGE(setid=82198,id=92548054)]
Das Ballon-System darf auch hier nicht fehlen. © 4P/Screenshot

Doch bis dahin ist es ein weiter und steiniger Weg, der viel Geduld und Durchhaltevermögen erfordert. Denn zu Beginn leidet man nicht nur unter den Mangelerscheinungen, sondern muss ich auch erst einmal an den vielen Stationen mit ihren verschachtelten Menüs zurechtfinden. Ärgerlich: Während für die Erstellung von Objekten wie Waffen, Munition oder Gebäuden die nötigen Ressourcen aufgeführt werden, steht man bei der Kochstelle vor dem ersten Rätsel. Um schmutziges Wasser abzukochen und in sauberes H2O zu verwandeln, benötigt man eine erweiterte Kochstelle mit Topf. Aber wo soll man das herbekommen? Die Entwickler lassen die Spieler hier ziemlich im Regen stehen, was man für die nötige Erweiterung eigentlich tun muss. Irgendwann wurde mir dann selbst klar, dass zum einen die gefundenen Rezepte und zum anderen der Fortschritt innerhalb der Kampagne eine Rolle spielen. Aber man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Man ist zwar in der Lage, aus irgendwelchem Schrott und gefundenen Materialien hochkomplexe Schusswaffen oder technische Gadgets herzustellen, aber ein verdammter Kochtopf lässt sich nirgends auftreiben. Es zeigt sich erneut, dass Logik nicht unbedingt zu den Stärken des Spiels zählt. Das wird auch dadurch unterstrichen, dass z.B. Lager-Kumpel Reeve zunächst keine Probleme mit Hunger und Durst zu haben scheint und seine Lebensenergie trotz einer schweren Infektion nicht abnimmt. Ärgerlich in diesem Zusammenhang: Für das nötige Heilmittel benötigt man eine erweiterte Medizinstation und ich hatte erneut keine Ahnung, wann und unter welchen Voraussetzungen ich sie überhaupt bauen darf. Als Folge dessen verbrachte der wertvolle Teamkamerad etliche Stunden auf der Krankenstation und ließ sich nicht länger im Basisbetrieb einsetzen. Dort kann man man gerettete Personen verschiedenen Abteilung zuweisen, um mit zunehmender Erfahrung und Hilfe z.B. die Wartezeit bis zur nächsten Ernte zu verkürzen. Von daher sollte man immer neuer Personal durch Rettungsmissionen rekrutieren, falls sich die Gelegenheit ergibt. Gleichzeitig empfiehlt es sich, immer die Augen nach neuen Rezepten offen zu halten und die Kochstelle aufzumotzen. Suppen eignen sich später z.B. als ideale Kombination, um Hunger und Durst gleichzeitig zu stillen, während geräuchterte Gerichte länger das Sättungsgefühl aufrecht halten. 

Schwache KI  

[GUI_STATICIMAGE(setid=82526,id=92551351)]
Erst zu spät werden neue Gegnertypen wie der agile Verfolger eingeführt. © 4P/Screenshot

Genau wie die Fauna mit ihren ewig gleichen Angriffsmustern oder gar KI-Aussetzern sind auch die Wandelnden nicht gerade Intelligenzbestien und haben mitunter auch Probleme mit der Wegfindung. Trotzdem besteht große Gefahr, wenn sie in Massen angreifen – eine Erfahrung, die man vor allem in den bockschweren Verteidigungsmissionen machen darf, bei denen man später sogar mehrere Wellen überstehen muss. Wer hier nicht bereits Rezepte für robustere Barrieren und stationäre Geschütze gefunden hat, ist aufgeschmissen! Diese Abschnitte bilden übrigens auch die Basis für den Koop-Modus, in dem sich bis zu vier Spieler in typischer Horde-Manier den wilden Angreifen entgegenstellen und ihr unaufhaltsames Voranschreiten ausbremsen dürfen. Im Gegensatz zur Kampagne hat man hier allerdings die Möglichkeit, zwischen den Wellen neuen Nachschub an Stationen herzustellen und sich bei Bedarf gegenseitig wiederzubeleben. Neben schnellen Partien werden auch tägliche Bergungsmissionen angeboten. Problem dabei: Der erforderliche Mindestrang wird oft so hoch angesetzt, dass man entweder nicht teilnehmen darf oder zu massiven Kuban-Investitionen für die Stufenaufstiege gezwungen wird. Was soll dieser Unsinn?

Beklemmender Abstieg in die Ruinen


[GUI_STATICIMAGE(setid=82198,id=92548050)]
Bis zu vier Spieler dürfen sich im Koop-Modus gemeinsam den Gegnerwellen stellen. © 4P/Screenshot

Die Erkundungen der düsteren Ruinen haben es ebenfalls in sich, denn aufgrund der engen und mitunter labyrinthartig angelegten Gänge sind die möglichen Fluchtwege eingeschränkt und die Kämpfe entsprechend intensiver. Die Gegnervielfalt lässt aber über weite Strecken zu wünschen übrig: Zwar wird man neben den normalen Wandelnden später auch mit Variationen wie dem Bomber, dem agilen Verfolger und sogar gut gepanzerten Mörsern konfrontiert, doch zusammen mit fies getarnten Pflanzen-Viehchern wird ein Großteil erst mit dem Erreichen des zweiten Gebiets eingeführt – und damit viel zu spät. Bosskämpfe, immerhin eines der Markenzeichen innerhalb der Reihe, lassen ebenfalls lange auf sich warten und sind darüber hinaus nicht sonderlich gut designt. Tatsächlich dienen sie mitunter nur dazu, um die Heimatbasis zu verwüsten und mit dem anschließenden Wiederaufbau eine weitere Runde des nervigen Grinds einzuläuten. Gleiches gilt für die wenigen Missionen, in denen die Meute die Mother Base attackiert und von allen Seiten angreift. 


  1. Metal Gear Survive ist für mich - die Metal Gear Reihe betreffend - dasselbe was Sacred 3 für die Sacred Reihe war. Einfach nur grottig und der Todesstoß für die Reihe.

  2. Aladan82 hat geschrieben: 13.03.2018 16:10 Trotz vieler negativer Tests hab ich es mit Freude in ca. 22 Stunden durchgespielt. Hat überraschend viel Spaß gemacht, vor allem durch den stetigen Progress.
    Hast Du auch schon die Bosse gemacht?

  3. Trotz vieler negativer Tests hab ich es mit Freude in ca. 22 Stunden durchgespielt. Hat überraschend viel Spaß gemacht, vor allem durch den stetigen Progress.

  4. Die Beta mit der dem Spiel zugrunde liegenden Mechanik hat mich nicht angesprochen, fand es aber durchaus sehr solide für ein Spin- off bei klarem Hauptaugenmerk auf koop - Survival anstatt Story. Ressourcenmanagement, ein bisschen Tower - Defense, eigentlich alles recht Rund. Mich beschleicht das Gefühl, dass sich der Tester von der Allgemeinen Stimmung anstecken lassen hat und mit einer schlechten Wertung dem wiederum Rechnung tragen wollte. Find ich echt Schade, denn so sehr ich es Konami gegönnt hätte, sich mit dem Teil "verdientermaßen" völlig auf die Fresse zu begeben um das Bild abzurunden, steht MGS Survive hier eher stellvertretend als exemplarisch im Fokus der Kritik an Konami und dem Umgang mit Kojima. Es ist jetzt sicher kein Titel mit dem sich hohe Durchschnittswertungen generieren lassen dürften, wäre es jedoch nie zu dem Zerwürfnis zwischen besagten Parteien gekommen und Survive wäre genau in jetzigem Zustand erschienen mit einem gewissen Namen in den Anfangscredits, dann ....
    Schade 4 players, da bin ich deutlich besseres von euch gewöhnt.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1