[GUI_PLAYER(ID=92922,width=,text=Grundsätzlich wäre „Macht der Fantasie“ ein würdiger Nachfolger von „Castle of Illusion“. Wenn sich die Entwickler mit unnützen Ideen nicht selbst ein Bein stellen würden.,align=left)]
Wer erinnert sich noch an das Ende des 1990er Mega-Drive-Klassikers Castle of Illusion? Micky hat die böse Hexe Mizrabel erledigt, Minnie Maus ist befreit, das glückliche Paar fliegt, von der geläuterten Mizrabel chauffiert, an einem Feuerwerk vorbei und tanzt anschließend einen glücklichen Walzer durch die Landschaft. Game Over gut, alles gut? Leider nein, denn Mizrabel ist eine Mistkröte, wie man im Intro vom herbei eilenden Oswald erfährt: Sie ist im aus Micky Epic bekannten „Wasteland“ gelandet, wo sie in ihrem Illusionsschloss jede Menge Disney-Figuren gefangen hält und ihre Essenz absaugt, um fliehen zu können. Oder kürzer: Ihr müsst Minnie befreien! Und, wenn’s nicht zu viel Mühe macht, die anderen bitte gleich mit.
Man merkt von der ersten Sekunde an, dass Entwickler Dreamrift mit Micky Epic: Macht der Fantasie (ME) einen echten CoI-Nachfolger auf die Beine stellen wollte.
Die Bewegungen von Micky Maus sind ähnlich, man erledigt Gegner, indem man einen wohlgezielten Hintern-Platscher auf sie macht. Es gibt immer wieder wohlklingende Referenzen zum damaligen Soundtrack zu hören, außerdem ist ein Großteil der Soundeffekte vom Vorbild übernommen – vom Gegner-Auflösungs-Klirren bis zum Holzkopf-„Plock“, wenn man irgendwo anstößt. So weit, so super, denn das Ganze spielt sich wunderbar gemütlich und einfach, die Steuerung ist eingängig und präzise. Die Probleme beginnen damit, dass Micky jetzt keine Äpfel oder Murmeln zum Schmeißen, sondern einen Pinsel in der Hand hat.
Die Illusion des Spaßes
Diesen Pinsel nutzt man nicht nur als Fernwaffe (trifft man einen Feind mit Farbe, lässt er meist Geld liegen, bewirft man ihn dagegen mit Verdünner, kassiert man Lebensenergie-Herzen), sondern auch, um Objekte auszumalen bzw. weg zu pinseln. Wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Immer die gleichen Kanonen, Dreizacks, Spinnweben, Tintenfische oder Plattformen. Ständig muss man zwischen Digipad und Stylus wechseln (das Zeichnen ist mit dem Finger sehr unpräzise – und Präzision ist leider sehr wichtig), was einem vernünftigem Spielfluss im Weg steht. Und mit „ständig“ meine ich tatsächlich „ständig“ – irgendwann habe ich mir den Stift zwischen die Zähne gepackt, weil er teils alle 20 Sekunden gezückt werden musste.
Das erinnert nicht ohne Grund an Drawn to Life, ist aber hoffnungslos übertrieben. Während man dort ein Mal einen Feind oder eine Plattform zu kritzeln hatte, muss man das hier dauernd machen, auf immergleiche Weise: Mit Farbe malt man die Ränder eines Objektes nach, wodurch es automatisch gefüllt wird, mit Verdünner schmiert man einfach das komplette Objekt weg, was genauso interessant ist wie es klingt.
Wie ich hasse wenn irgendwelche Anzugsfuzzis, die noch nie ein Spiel gezockt haben, darüber entscheiden was das Produkt alles bieten soll. Jeder Zocker hätte gewusst, dass ein besseres Spiel dabei rauskommt wenn man die Pinselei weglässt und einfach ein umfangreiches, abwechslungsreiches 2D Jump'n'Run im Stil der alten Mega Drive Spiele entwickeln würde.
okay, ich sehe ein, dass der Punkt missverständlich rüberkommt. Er ist nicht wertungsrelevant, sieht aber so aus, als wäre er es - ich habe ihn deswegen rausgenommen.
Und nein, dein Kommentar war weder nassforsch noch arrogant. Mit vernünftiger Kritik können wir arbeiten.
Cheers
Paul
Ich habe jetzt den östlichen Schlossflügel durchgespielt, was in etwa einem Drittel des Gesamtumfangs entsprechen dürfte. Bisher würde ich das Spiel noch im "guten" Bereich einstufen, aber für mehr reicht es dann einfach nicht. Die Grafik ist wirklich wunderschön, aus den Lautsprechern dringen bezaubernde Melodien und auch die Steuerung funktioniert soweit einwandfrei. Aber das ständige Zeichnen und Löschen von Gegenständen sorgt leider dafür, dass kein richtiger Spielfluss zustande kommt. Ständig greift man zum Stylus um, benutzt den Pinsel, packt den Stylus wieder weg usw. usf. Habe ihn mir genau wie Paul zwischenzeitlich auch einfach zwischen die Zähne geklemmt, denn so oft wie man ihn braucht lohnt es sich einfach nicht ihn wegzulegen. Das Pinseln ist für mich auch die größte Schwachstelle des Spiels, daher kann ich mir gut vorstellen, dass das mit zunehmender Spieldauer nur noch nerviger wird. Immerhin habe ich mich inzwischen an die quietschigen Laute gewöhnt, die Micky bei jedem Sprung macht. Das ging mir zu Beginn des Spiels noch mächtig auf den Zeiger, inzwischen... nicht mehr ganz so arg.
Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr dieses wankelmütig erscheinende Feature-Hin-und-her-Geschubse in einer Review eurer Testpolitik negativ in die Endnote einfließen lassen würdet.
Ich bitte um Verzeihung, wenn ich mit diesem Statement einen allzu nassforsch-arroganten Eindruck hinterlassen sollte - ich mag euer Magazin trotz allem sehr. Aber ich kann mir vorstellen, dass in der von mir angesprochenen Thematik viele eurer Leser ratlos sind.