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Multiwinia: Survival of the Flattest (Taktik & Strategie) – Multiwinia: Survival of the Flattest

Stille. Regungslose Ampelmännchen schweben lautlos über einfarbigen Maschendrahtzaun. Plötzlich ein Knall und tausend Pixel zerplatzen mit einem mechanischen Stöhnen. Jetzt beginnt das Rattern und Zischen. Hunderte Lasergeschosse blitzen auf eine Hand voll Geschütztürme zu. Nur als eine heulende Sirene einen Atomschlag ankündigt, hält das minimalistische Spektakel kurz die Luft an. Dann fliegen plattgedrückte Pappraketen in großen Ellipsen auf die ebenso flachen Protagonisten zu. „Überleben des Flachsten“ untertitelt das Hauptmenü: Multiwinia bedeutet Krieg!

© Introversion Software / Introversion Software

Damals

Es ist ja nicht das erste Mal, dass die britischen Underdogs Introversion ein Kriegs-Szenario digitalisieren: Erst im zwei Jahre alten Quasi-Vorgänger Defcon <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=10553′)“>

 warfen sich Online-Feldherren nukleare Sprengköpfe um die Ohren. Jetzt folgt auch Multiwinia dem Konzept des reinen Mehrspieler-Titels, so dass jeweils zwei, drei oder vier Generäle – jeder gegen jeden oder aufgeteilt in zwei Teams – in den Online-Pixelkrieg ziehen. Solisten dürfen dies zwar auch gegen den Computer tun, gehen sonst aber leer aus.

Moment mal: Quasi-Vorgänger? Stammt Multiwinia nicht vom Kritiker-Darling Darwinia <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=5489′)“>
ab? Und das hat mit dem fast schon deprimierenden Defcon immerhin nicht viel gemein. Denn wo

Defcon mit trockener Kehle verlorene Menschenleben zählte, war Darwinia die sowohl visuell als auch spielerisch erfrischende 

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Introversion erklärt Multiwinia: Hier steht der „Blitzkrieg“ im Blickpunkt.
Hommage an eine Ära, in der Fotorealismus noch mit „Ph“ geschrieben wurde. Allerdings war Darwinia auch so altmodisch, dass es jedwede Mehrspieler-Komponente missen ließ – und genau die liefern die Entwickler mit Multiwinia nach. Ist Letzteres also nichts weiter als die Multiplayer-Erweiterung zu Darwinia? Im Grunde stimmt das so. Welche Daseinsberechtigung hat es dann als eigenständiges Spiel?

Introversions Massensprint

Es gibt gleich mehrere Punkte, mit denen sich Multiwinia von seinem Solo-Vater abhebt. Da wäre nämlich eine beachtliche Anzahl an Karten, von denen die meisten exklusiv auf eine der sechs Spielvarianten zugeschnitten wurden. Abgesehen davon sind sechs Modi ohnehin eine stattliche Anzahl – und mit sieben bis neun der einzigartigen Schauplätzen zudem gut ausgestattet. Abgesehen davon funktioniert das Taktieren per Internet nahezu störungsfrei. Kommt es doch mal zu einem kurzen Verbindungsengpass, stört das den Ablauf kaum. Nicht zuletzt wartet Multiwinia mit einer Vielzahl kleiner Änderungen auf, die den Mehrspieler-Gefechten einen ganz eigenen Spielfluss verleihen.

Vom Prinzip her geht es in Multiwinia dabei um das einfache Ziel, die Vorherrschaft auf dem Schlachtfeld zu behalten. Leider trifft das auf jede der sechs Varianten zu, denn egal, ob Domination, King of the Hill, Capture the Statue, Blitzkrieg, Roket Riot oder Assault: Wer strategische Punkte kontrolliert, gewinnt die Runde. Auf der einen Seite gibt es zwar eine Hand voll Finessen, die man beherrschen sollte, auf der anderen Seite gibt Introversion seinen Feldherren aber so wenig taktische Mittel in die Hand, dass diese

Sympathisch, aber mit wenig Handlungsspielraum: Die Multiwinianer greifen an!

nur einen eingeschränkten Handlungsspielraum haben. Gerade im Vergleich zu den ausdauernden Defcon-Geplänkeln in mehreren Etappen wirkt Multiwinia wie ein kurzer Massensprint von tausend einfarbigen Leichtathleten.

Taktische Leichtathletik

Diese „Leichtathleten“, Multiwinianer genannt, sind eure Armee, andere Einheiten gibt es leider nicht. Meist startet ihr mit ein paar Dutzend Reservisten, später schieben Brutpunkte oder ein Teleporter in eurer Basis ständig Nachschub hinterher. Die Soldaten verstehen nur einen einzigen Befehl: Gehe dorthin, wo ich klicke. Sie greifen automatisch an, Formationen dürft ihr nicht festlegen, Gruppen könnt ihr zwar bilden, aber nicht per Nummerntaste aufrufen und wer mit mehreren Gruppen zum gemeinsamen Angriff blasen will, hat deshalb ein organisatorisches Problem. Schade: Ein oder zwei Standards der Echtzeitstrategie hätten selbst dem ungewöhnlichen Independent-Titel gut gestanden!

Ganz besonders deshalb, weil man gruppierte und ungruppierte Armee-Häufchen auch nicht durch Einrahmen mit der Maus anwählen darf. Stattdessen werden ungruppierte Multiwinianer dann selektiert, wenn ihr die Maustauste in ihrer Mitte gedrückt haltet. Ein größer werdender Kreis markiert dann die Krieger, denen ihr genau einen Befehl geben könnt – anschließend wird die Auswahl wieder aufgehoben. Das ist vielleicht einzigartig und passt deshalb zum Independent-Image der „Introvertierten“; mit Sicherheit ist es allerdings furchtbar umständlich! Hinzu kommt, dass Kameraschwenks an die Mausbewegung gebunden sind. Spezialaktionen können deshalb auch nur nach umständlichem Durchschalten per Tastendruck ausgelöst werden. Zum Einen wäre die Steuerung mit einem freien Mauszeiger komfortabler gewesen und zum Anderen hätte eine unabhängige Perspektive mehr Übersicht geschaffen.