Veröffentlicht inTests

NASCAR 09 (Rennspiel) – NASCAR 09

NEXTEL heißt jetzt Sprint, ansonsten hat sich in der NASCAR-Welt nicht viel getan. Die Namensänderung geht nicht mal auf den Wechsel des Hauptsponsors zurück – Telekommunikationsprofi Sprint NEXTEL ändert lediglich sein Image. Und wenn man auf die PS2-Version schaut, passiert auch hinter EA Sports‘ virtuellen Kulissen verdammt wenig: The same procedure as every year. Oder? Um Himmels Willen, vergesst die PS2-Version!

© EA Sports / Electronic Arts

Vergiss es!

Vergesst die ausrangierte Fahrphysik, mit dem die PS2-NASCAR über den Asphalt schleicht! Vergesst die Gummiband-Kontrahenten, denen ihr auf PS2 locker von dannen zieht! Vergesst den unsinnigen Tastendruck zum „Einschüchtern“, um den Vordermann überhaupt überholen zu können! Vergesst die fehlenden Online-Rennen, vergesst die knapp bemessenen Setup-Möglichkeiten und vergesst das faule Aufpolieren der Vorjahresversion! „Gentlemen, start your engines!“: Diesen 

Vergesst den mäßigen PS2-Aufguss dieses Jahres: NASCAR 09 gibt richtig Gas – in Deutschland leider nur auf PS3.

Satz bekommt ihr zwar auch im PS3-Cockpit nie zu hören –

doch wenn der Starter die grüne Flagge schwenkt, dröhnen 43 fast perfekt simulierte Boliden an der Haupttribüne vorbei!

Stimmt: Viele Altlasten hatten die Entwickler schon im vergangenen Jahr entsorgt. Besonders der Fahrphysik merkte man auf Xbox 360 und PS3 ihre realitätsnahen Wurzeln an – endlich konnte man die Wucht der anderthalb Tonnen spüren, die ein NASCAR-Pilot durch die Kurven zwingt. Im Gegenzug mussten Vorjahresfahrer auf eine Karriere verzichten; sie mussten erst eine Reihe kurzer Herausforderungen meistern, bevor sie sich endlich im Rennen beweisen konnten. Auch das Mitdenken der Kontrahenten ließ zu wünschen übrig. Die bestanden nämlich so beharrlich auf ihrer Linie, dass sie selbst einen nur wenig langsameren Vorausfahrenden munter von der Strecke schossen. Diese Schrauben musste EA unbedingt nachziehen, wenn man NASCAR 09 als komplette Simulation präsentieren wollte…

Langweiliges Runden-Drehen?

Sie haben nachgezogen, und wie! Tatsächlich räumen sie alle wesentlichen Bedenken scheinbar mühelos aus dem Weg; der virtuelle Motorsport wirkt jedenfalls wie aus einem Guss. Nicht nur wegen des hervorragenden Fahrgefühls gehört diese zu den derzeit besten Simulationen für Konsolenraser! Die Steuerung ist z.B. deutlich weniger nervös als zuletzt und das Verhalten der Kontrahenten hat sich so drastisch verbessert, dass man ihren IQ zu den höchsten seiner Art zählen muss. Sie schieben, sie drängeln, sie bestehen auf ihrer Linie – das müssen sie, wenn sie im dicht gedrängten Fahrerfeld nach vorne kommen wollen. Aber sie verzeihen auch Fehler; vor allem jene, die man wegen der im Vergleich zur Wirklichkeit eingeschränkten Umsicht macht. Oder solche, die wegen der geringen Lenkfreiheit des Analogsticks passieren. Pistensäue werden natürlich

bestraft: Wer seine Spur partout nicht halten 

Zwei Trailer, drei Spielvorstellungen und zwei Tutorials: Alle Videos zu NASCAR 09 findet ihr unter diesem Link.

kann, kracht in den Vorder- oder Seitenmann. Wer aber nur Geschwindigkeit verliert oder einen kleinen Schlenker macht, dem weichen die Gegner meist geschickt aus.

Und ihr werdet Geschwindigkeit verlieren. Wer Ovalrennen für langweiliges Runden-Drehen hält, ist hier fehl am Platz, das Spiel fordert selbst gestandene Piloten: Wer sich nur eine Sekunde lang nicht konzentriert, könnte den Anschluss an die Vorausfahrenden verlieren. Und ist man auf dem Speedway erst mal ohne den Windschatten eines Vorder- oder Hintermanns unterwegs, fehlt schnell eine ganze Sekunde pro Runde. Vom Chaos, das ein Crash inmitten von 42 Gegnern auf einem der kleinen Ovale anrichten kann, ganz zu schweigen…  Umso befriedigender das Gefühl, wenn sich die Anspannung nach zwei packenden Stunden in Daytona endlich löst und sich der Wagen als guter Zehnter über die Ziellinie schiebt!

Profi oder Anfänger?

Mir ist natürlich bewusst, dass solche Ausdauerläufe nicht jedermanns Sache sind – und keine Angst: EA weiß das auch. Deshalb dürft ihr den Grad der Herausforderung detailliert zurückfahren. So könnt ihr nicht nur Länge der Rennen sowie Geschwindigkeit der Gegner herunterschrauben, sondern auch automatische Bremshilfe, Lenkhilfe, Traktionskontrolle usw. einschalten. Wer will, nutzt sogar eine Option, mit der er jedes Rennen mindestens im Mittelfeld beginnt – selbst dann, wenn er den Qualifikationslauf überspringt. NASCAR 09 hilft sogar, euer anfängliches Können richtig einzuordnen, indem es euch beim ersten Spielstart nach Michigan schickt. Dort könnt ihr zwischen 

Einsteiger oder Veteran? EA macht es jedem leicht, ein Rennen zu gewinnen.

einem normalen und einem fortgeschrittenen Fahrmodell wählen, jeweils zehn Runden drehen und euch anschließend für die erste oder die zweite Variante entscheiden. Selbstverständlich dürft ihr die Einführung auch überspringen

und das Fahrmodell jederzeit wechseln. Im Grunde bedeutet die „normale“ Variante auch nur, dass die meisten Fahrhilfen stets aktiviert bleiben – sie nimmt also vor allem blutige Anfänger an die Hand. Die verdienen dann allerdings weniger Reputations-Punkte, denn jede Einschränkung des Realismus‘ schraubt einen Bonus für diesen Wert nach unten.

Doch wieso sollte euch eure Reputation überhaupt am Herzen liegen? Im Online-Rennen spielt euer Ruf schließlich keine Rolle und im Solo-Rennzirkus kennt euch ohnehin niemand. Oder? Oder! Denn nur, wenn ihr nach guten Ergebnissen ausreichend Punkte aufs „Ruf-Konto“ schaufelt, bieten euch Sponsoren und Teams Verträge an. Und damit ändert sich nicht nur der Aufkleber auf eurer Motorhaube; je nach Vertrag (ein besserer Ruf bedeutet selbstverständlich bessere Angebote) erhaltet ihr vor allem weitere Reputations-Punkte sowie Leistungs-Punkte. Leistungs-Punkte? Wofür braucht ihr die nun wieder?