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Need for Speed: Most Wanted (Rennspiel) – Need for Speed: Most Wanted

Wii U hat momentan nicht nur mit einer Release-Flaute zu kämpfen. Bei Multiplattform-Titeln zieht man zudem häufig technisch den Kürzeren, man denke nur an Mass Effect 3 oder Call of Duty – Black Ops 2. Doch vielleicht können die Rennspiel-Spezialisten von Criterion mit Need for Speed Most Wanted U das Ruder herumreißen?

© Criterion Games / Electronic Arts

Was zählt, liegt auf der Straße

Wenn man mit Vollgas über den Asphalt hetzt, verfliegt der aufkeimende Ärger jedoch bald. Zwar verrennt sich die KI (vor allem bei den 1:1-Duellen gegen die zehn Meistgesuchten) zu sehr im Gummiband-Verhalten, doch Spannung, Hochgeschwindigkeit und Action lassen mich immer wieder verzeihen, dass Criterion sich auf dieses plumpe Mittel zurückfallen lässt.

Was darf's denn sein? Eine andere Tageszeit, kein Verkehr auf den Straßen oder vielleicht die Polizei mit Problemen?
Was darf’s denn sein? Eine andere Tageszeit, kein Verkehr auf den Straßen oder vielleicht die Polizei mit Problemen? © 4P/Screenshot

Dennoch: Wenn man mit einem neben fahrenden Boliden Funken sprühend Lack austauscht oder die Gegner ausbremst und geschickt in die Leitplanke drängt, wird unwillkürlich ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert und man fühlt sich unbesiegbar. Allerdings nur bis zu dem Moment, in dem bei Tempo 350 die Feinmotorik versagt und die geschätzten Millimeter Abstand zum entgegen kommenden Fahrzeug knapper ausfallen als erwartet und man plötzlich mit einem lahmen „Crash“-Einspieler zum Stillstand kommt, bevor es weitergeht. Natürlich haben sich die Konkurrenten wieder an einem vorbei gemogelt. Egal, ich kriege sie schon wieder – und dann Gnade ihnen Mad Max. Gerade weil die Burnout-Qualitäten (Speed, Action, Kontrolle) hier mehr als deutlich zu spüren sind, ist es schade, dass Solisten letztlich so wenig Abwechslung geboten bekommen.

Chaotisches Mehrspieler-Vergnügen

Natürlich kann man argumentieren, dass man dank Autolog 2.0 auch asynchrone Duelle mit seinen Freunden ausfechten kann: Für jede Radarfalle und jede durchsprungene Werbetafel speichert das Spiel die Leistung und gleicht sie mit der der Freunde ab. Besser noch: Hat der Kumpel eine bessere Leistung als ich abgeliefert, prangt sein Mii auf den Werbetafeln in „meinem“ Fairhaven.  Und natürlich führt dies zwangsläufig zu einem „Na warte, deine Punktzahl schlage ich noch, bevor ich aufhöre“, das meist bis in die Nachtstunden dauert. Doch das bieten andere Spiele auch, wie zuletzt Forza Horizon, das nicht nur in dieser Hinsicht die Nase vorn hat.

Der Mehrspieler-Modus ist das Eintrittsgeld beinahe alleine wert. Bis zu sechs Spieler können sich auf den Straßen der Stadt herumtreiben, Schabernack anstellen, auf Rekordjagd gehen oder sich gegenseitig jagen. Interessant wird es jedoch in dem Moment, wenn die so genannten „Speedlists“ abgerufen werden. Dahinter verbergen sich Wettbewerbe, die von Usern zusammengestellt werden können. Zwar kann man keine eigenen Strecken abstecken, doch mit unterschiedlichen Herausforderungen, Rennen und Teamwettbewerben bekommt man hier genau die Abwechslung, die man in der weitgehend trockenen Kampagne vermisst.

Auch auf Wii U kann man sich an halsbrecherischer Geschwindigkeit erfreuen.
Auch auf Wii U kann man sich an halsbrecherischer Geschwindigkeit erfreuen. © 4P/Screenshot

Und das Beste: Alles ist erlaubt und wird gefördert. Denn bevor der jeweilige Wettbewerb gestartet wird und man hier um Punkte für den Sieg kämpft, müssen erst einmal alle zum Zielpunkt rasen. Und auch hier kann man mit einem frühen Eintreffen Punkte einheimsen. Und schon geht das Chaos los. Schon bevor es eigentlich losgeht, wird geschubst, gerammt und „getakedownt“, dass man das Gefühl hat, auf dem Schrottplatz zu sein – herrlich. Vor allem, wenn danach ein Wettbewerb ansteht, bei dem man genau demjenigen, der einen gerade noch unsanft aus dem Weg geräumt hat, zur Seite stehen muss, obwohl man ihm den Takedown eigentlich zurückzahlen möchte. Doch das muss warten. Die Reise zum nächsten Treffpunkt wird kommen – und damit meine Rache. Genau in diesen Momenten wird Criterion dem Ruf gerecht, keine Rennspiele im eigentlichen Sinne, sondern Action auf vier Rädern zu inszenieren.