Auch wenn sowohl der solide Joystick als auch die sechs Knöpfe (Start, Select, A, B, C, D) passabel verarbeitet scheinen und die Anordnung trotz anfänglicher Skepsis auch nach längeren Sessions keinen Krampf verursacht, sollte man sich eines der beiden im Vergleich zum ursprünglichen Release jetzt beigelegten Kontrollgeräte schnappen – dies entspricht einer Ersparnis von etwa 60 Euro, so dass die unverbindliche Preisempfehlung der in limitierter Auflage hergestellten Geräte mit 139 Euro im Vergleich zu den seinerzeit aufgerufenen 119 Euro durchaus akzeptabel ist. Dies Controller sind den gelungenen Pads nachempfunden, die seinerzeit beim Neo Geo CD zum Einsatz kamen. Das Kabel ist in etwa zwei Meter lang, die Farbe der Pads ist abhängig von der Edition, die man ergattern kann und die alle auf Charakteren der Prügelspiel-Serie beruhen: Die Haohmaru-Variante ist weiß. Wer es rot möchte, sollte nach der Nakoruru-Fassung Ausschau halten, die uns zur Verfügung gestellte Ukyo-Tachibana-Version ist blau, während die Kuroko-Edition in schwarz-transparentem Plastik daher kommt. Da hier proprietäre Anschlüsse verwendet werden, kann man keine anderen Gamepads oder Joysticks anschließen. Apropos Anschaffung: Wieso SNK beim Neo Geo Mini weiterhin keinen Standard-HDMI-Anschluss verwendet wie alle anderen Mini-Systeme, sondern einen Mini-HDMI-Ausgang nutzt, für den man im Zweifelsfall ein weiteres Kabel braucht, entzieht sich nach wie vor meiner Vorstellungskraft.
Schwache TV-Leistung
Allerdings sollte man sich die Anschaffung ohnehin gut überlegen, da die Darstellung am Fernseher eher enttäuscht. Selbst bei ausgeschalteter „Bildoptimierung“ sowie der Wahl eines nicht-gestreckten 4:3-Bildes innerhalb der spartanischen Optionen wirkt das Bild ungewöhnlich verwaschen.
Wo sowohl NES als auch SNES oder C64 in ihren Mini-Varianten mit ihren ungeschönten Pixeln protzen, versagt ausgerechnet SNK. Wenn ich Metal Slug oder King of Fighters spiele, kann ich auf weichgezeichnete Kanten verzichten – ich möchte die Pixelkunst in ganzer Pracht genießen. Doch das geht auf dem Neo Geo Mini nur auf dem eingebauten Bildschirm – schade! Insbesondere da die Akustik aus den Standardlautsprechern eher schwachbrüstig ist und Bässe vermissen lässt. Mit den 40 installierten sehr sauber umgesetzten Titeln (einer pro Jubiläumsjahr), die sogar an den gleichen Stellen Slowdowns zeigen wie die Originalmodule, hat man zwar eine ansprechende Auswahl an Spielhallen-Klassikern in ihrem Urformat zur Verfügung. Dennoch stellt sich zu schnell eine gewisse Ernüchterung ein. Und das nicht nur, weil Veteranen die meisten davon vermutlich von anderen Systemen kennen – u.a., da seit fast drei Jahren viele SNK-Klassiker von Hamster Corp. unter dem Label „ACA NeoGeo“ wieder in den digitalen Stores aufgelegt werden.
Immerhin: Im Vergleich zur ersten „internationalen Version“ des Neo Geo Mini hat SNK hier das Programm munter durchgewürfelt. Die Dominanz von Metal Slug, von dem hier nur noch die ersten drei Teile zur Verfügung stehen, ist der Namen gebenden Samurai-Shodown-Serie gewichen, die mit sechs Titeln vertreten ist. Selbstverständlich ist der neueste Ableger, der jüngst auf PS4 und One erschien, nicht mit von der Partie. Ein direkter Vergleich ergibt 15 Spiele, die in der Shodown-Edition neu dabei sind. Darunter finden sich Titel wie Soccer Brawl (quasi der Vorläufer von Midways Red Card Soccer), das Action-Adventure Top Hunter Roddy & Cathy, das Parallelen zu Rare-Spielen aus dieser Ära zeigt sowie das Versus-Shmup Twinkle Star Sprites. Die mechanische Bandbreite der teilweise nur auf Japanisch zur Verfügung stehenden Titel ist im Vergleich zum ersten Neo Geo Mini gestiegen, hat aber immer noch einen großen Fokus auf Prügler. SNK hat seinerzeit neben Capcom und Namco den Beat-em-up-Markt dominiert. Mir gefällt das Repertoire dieser Hardware mit seiner höheren Abwechslung auf jeden Fall besser als vor gut einem Jahr beim Original-Mini. Dennoch kann man weiterhin zurecht kritisieren, dass Spiele wie Windjammers, Pulstar, Nam-1975, Aero Fighters oder Viewpoint fehlen. Auch jegliche Rennspiele wie Neo Drift Out oder Riding Hero glänzen durch Abwesenheit, während das ursprünglich auf Neo Geo seine Premiere feiernde Puzzle Bubble (auch bekannt als Bust-a-Move) eigentlich am schmerzlichsten vermisst wird.
In Zeiten von aufwendigen CRT-Shadern, die allesamt mehr Rechenpower benötigen als die eigentliche Emulation des Spiels, stellen derartige Emulationskonsolen leider einen traurigen Kompromiss dar.
Hier mal ne Empfehlung für einen richtig guten Shader: http://emulation.gametechwiki.com/index.php/CRT-Royale
Wobei man der Fairness halber erwähnen sollte, dass man auf Röhren auch nicht jeden Pixel zählen konnte, selbst auf den meist sehr hochwertigen eines Arcade-Automaten nicht.
Trotzdem wäre eine Option ohne Filter nicht verkehrt. So ein Ding müsste ich mir mal in echt ansehen, denn wenn die Filter nicht gut sind, wäre es für mich ebenfalls ein KO-Kriterium.
Also das mit dem Filter ich jetzt echt doof und ein ko Kriterium. Schade...warte ich mal wie es mit dem Mega Drive Mini bald aussieht.
Mal ne Frage:
Wenn man sich so ein Ding kauft (oder auch andere Mini-Konsolen, welche nen Emulator nutzen), ist man dann legaler Besitzer der Roms? D.h. kann ich dann die auf dem System abgelegten Roms auch in anderen Systemen legal verwenden?
Thx