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NHL 07 (Sport) – NHL 07

Nicht nur auf PC, PS2, Xbox und GameCube, sondern auch auf der Xbox 360 bietet Electronic Arts dieses Jahr Eishockey an. Bisher wurde kein NHL der hauseigenen Reihe in der Next-Generation-Arena gespielt. Zur Premiere lässt man den Puck komplett über die Analogsticks laufen – Buttons sind passé, ähnlich wie bei Fight Night Round 3 erhofft man sich ein frisches, ein „revolutionäres“ Spielgefühl. Wir haben die Kufen kratzen lassen.

© EA Sports / Electronic Arts

Rückwärts skaten, vorne einnetzen!

Dafür gibt es endlich eine neue Rückwärtskontrolle namens „Vision“: Über die linke Schultertaste könnt ihr sowohl in der Offensive als auch der Defensive mit jedem Profi herrlich nach hinten skaten und nach vorne blicken – ein Feature, das bisher nur NHL 2K6 ausgezeichnet hat. Dadurch läst sich das Tempo aus einem Angriff rausnehmen und Platz für einen Schuss schaffen; außerdem kann man hinten überlegter passen. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber NHL 07 auf den anderen Plattformen und es sieht richtig elegant aus.

Die Zielscheiben-Markierungen der Vorgänger sind passé: Ihr visiert nach Augenmaß an. Der linke Stick bestimmt die Richtung, der rechte feuert…

Aber diese Bewegungen sind nur auf den ersten Blick eine Augenweide, wenn man die herrlichen Stolperszenen, Seitenchecks oder die großartigen Torwartmanöver sieht. Die Goalies retten in spektakulären Bewegungen sicher geglaubte Schüsse und legen sich akrobatisch auf den Rücken, um den Puck hinter sich zu sichern. Auf den zweiten Blick sind die Animatonen eine kleine Enttäuschung, was Vielfalt, Situationsbezogenheit und Geschmeidigkeit angeht.

Animationen & Wiederholungen

Erstens sieht man viel zu oft dieselben Stolperszenen beim 1vs1 gegen den Torwart. Zweitens kann es passieren, dass die Profis einen Direktschuss aufs Tor abgeben, aber dabei in die entgegen gesetzte Richtung schauen – oder gar ins Publikum. Hier zeigt ein Blick übrigens echte Polygonfiguren, unterschiedlich klatschende Fans, aber leider immer noch viele geklonte Sitzreihen.  Drittens wirkt alles noch zu abgehackt: Die Phase vom Ausholen zum Schuss bis zur Puck-Kollision, das Drehen des Schlägers, das Umkurven des Goalies. Man merkt gerade in den alles entlarvenden Zeitlupen, dass das hier das erste Next-Gen-Eishockey für das Team ist. Insgesamt kann man den Jungs jedoch ein besseres Zeugnis ausstellen als Visual Concepts nach der NHL2K6-Premiere.

Obwohl die Physik wesentlich mehr Varianten beim Abprallen des Pucks bietet, wirkt vieles noch wiederholungsanfällig und in Sachen Toreffizienz nicht nachvollziehbar: Wenn man einfach aus der Mitte heraus einen Handgelenkschuss etwas höher auf den Goalie jagt, passiert es öfter, dass er den Puck nicht unter Kontrolle bringt, der Puck über ihn fliegt und langsam hinten im Kasten landet – das sieht beim ersten Mal noch cool aus; ist eben Pech. Aber ich habe in zehn Spielen etwa zehn Mal Tore auf diese Art geschossen, wo der Puck erst am Goalie abprallt und dann über ihm reingeht. Noch frustrierender sind die Schüsse, die gerade Richtung Kasten fliegen und einfach reingehen – ohne Reaktion des Keepers. Natürlich gibt es

Akrobatischer Maskenmann: Manche Torwartbewegungen gehören zum Besten, was man derzeit auf Next-Gen-Konsolen sehen kann…

auch klasse Paraden, herrliche Abwehrleistungen, satte Schlagschussvarianten oder krachende Direktschüsse – aber das Verhältnis zwischen bizarren und nachvollziehbaren Toren stimmt noch nicht ganz.

Online & Physik

Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Puck immer noch wie ein Magnet am Schläger klebt, teilweise wird er aus zehn Zentimetern Entfernung wie magisch angezogen. Das ist nichts Neues, aber auf einer Next-Generation-Konsole kann man mittlerweile auch echte Next-Generation-Physik erwarten. In FIFA 07 wurde für die Xbox 360 extra ein System entwickelt, das Ball und Spieler als getrennte Körper berechnet, die aufeinander einwirken. So etwas sollte man sich auch für NHL 08 überlegen.

Obwohl die Bedienung des Online-Menüs herrlich klar und einfach ist und man sogar in diversen Lobbys samt Ranking nach geeigneten Spielern stöbern kann, bleibt das Online-Erlebnis durchwachsen. Wieso sind so verdammt wenige Spieler online? Wenn ich das mit den PC-Lobbys vergleiche, ist das noch kümmerlich.  Man kann selten relativ flüssig spielen, wenn man einen Partner mit hervorragender Leitung erwischt. Aber selbst wenn das Icon für die Verbindungsqualität des Partners die höchste Performance anzeigt, ruckelt das Spiel teilweise so stark, dass es keinen Spaß mehr macht. Außerdem vermisst man neben einfachen Matches die Möglichkeit, Turniere oder eine Saison mit Freunden zu bestreiten – all das bietet NHL 2K7. Das Lag-Problem teilen zwar nahezu alle Sportspiele, aber der Netzcode ist verbesserungswürdig: Es passiert immer wieder, dass man mitten aus dem Online-Spiel heraus wieder zum Bully platziert wird oder alles einfriert und zum Neustart zwingt. 

WM & Dynasty

…andere wiederum wirken abgehackt und noch nicht weich genug in den Übergängen – das Skaten, der Schlagschuss. Hier muss EA noch Feinschliff ansetzen.

Ansonsten gibt es offline wenig zu tun: Keine Saison, kein freies Training, keine Minispiele, kein 2on2 oder Ähnliches. Echte Fans können sich lediglich in der WM und im Dynasty-Modus austoben. Erstere wird leider wenig packend inszeniert: Anstatt dass man schon den Weg ins Finale mit kleinen Höhepunkten wie Schlagzeilen oder Rivalitäten unter den Teams spickt, spielt man sich ohne Feedback bis zum Pokal. Hat man den erobert, winkt immerhin eine ausgiebige Zeremonie samt Shakehands, Nationalhyme und Siegerehrung und Mannschaftsfoto. Wer Gamerpoints sammelt, wird übrigens als Weltmeister in die Röhre gucken: es gibt keine für diesen Turniersieg – schade.

Letzterer versetzt euch in die Rolle eines Team-Managers, der seinen Verein über Jahre hinweg wirtschaftlich und sportlich führt. Ihr könnt Spieler kaufen und verkaufen, um den Stanley-Cup spielen etc. – alles schon bekannt aus dem letzten Jahr. Allerdings gibt es eine sinnvolle Neuerung: Eine Begrenzung beim Spielertransfer. Ihr könnt nicht mehr einfach alle Superstars verpflichten, sondern müsst mit einem „Salary Cap“ leben – sprich: Ihr dürft pro Saison nur eine bestimmte Summe an Dollars für Spielergehälter ausgeben. Das sichert die Transferbalance in der Liga.