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NieR: Automata (Rollenspiel) – Die Suche nach Menschlichkeit

Angetrieben von Yoko Taros Erzählstil sowie einer düsteren, mitunter beklemmend-skurrilen Atmosphäre hat das 2010 veröffentlichte Nier mittlerweile Kultstatus erreicht. Jetzt steht die Fortsetzung Nier Automata in den Startlöchern, bei der Platinum Games mit seiner technischen sowie spielmechanischen Expertise die markante Regie ergänzen will. Ob die Kämpfe mit der Androidin 2B überzeugen, verraten wir im Test.

© PlatinumGames / Square Enix

Bayonettas kleine Schwester

Aber so facettenreich und emotional der dramaturgische Rahmen auch ist, steht die Action in der weitgehend offenen Welt weiterhin im Vordergrund. Und da hätten sich Yoko Taro und Yosuke Saito in der Tat kaum jemand Kompetenteren ins Boot holen können als Platinum Games. Seit Bayonetta mehr oder weniger der Inbegriff des modernen japanischen Action-Spiels hat man u.a. mit Anarchy Reigns sowie Lizenztiteln wie The Legend of Korra oder Transformers Devastation bewiesen, dass man flinke Nahkampfaction aus dem Effeff beherrscht. Nicht zu vergessen Metal Gear Rising: Revengeance, das ebenfalls eine packende Erzählung bot und dessen Kampfsystem ein Garant für den Erfolg war. Und Takahisa Taura, der auch Raiden zu frischem Glanz und eleganter Action verhalf, sorgt hier dafür, dass sich die Gefechte mit 2B, 9S, 2A sowie all den anderen Figuren gut anfühlen.

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Ist man mit 9S unterwegs, kann man die Gegner auch in einem Minispiel hacken und so zerstören bzw. übernehmen. © 4P/Screenshot

Wie Titel aus dem Bereich der stylischen Action (Bayonetta, DmC Devil May Cry) setzt auch Nier: Automata auf eine Mischung aus Nah- und Fernkampf, wobei die Projektile von einem „Pod“ abgefeuert werden, einer Hilfseinheit, die jeden Androiden begleitet. Und damit man aus der Nähe austeilen kann, gibt es ein breites Spektrum an aufrüstbaren Waffen, von denen man allerdings nur zwei Sets mitführen kann. Der Clou: Eine der Waffen ist nur für leichte Angriffe zuständig, die zweite wird exklusiv für schwere Kombos eingesetzt, wobei es natürlich auch möglich ist, zu variieren. Zusammen mit Sprungattacken sowie geschmeidigen Ausweichbewegungen samt anschließender Konter-Option ergibt sich ein schnelles, dynamisches Kampfballett, das sich einfach kontrollieren lässt und zu sehenswerten Ergebnissen führt. Mitunter kommt die Kamera zwar ins Schleudern, wenn die meist gut funktionierende optionale Zielaufschaltung einen Feind hinter einem ins Visier nimmt.

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Nier Automata wechselt nicht nur erzählerisch ständig die Perspektive. Auch die Kamera ändert sich dynamisch von klassischer Schulteransicht über seitwärts scrollend bis hin zur Vogelperspektive. © 4P/Screenshot

Doch über einen Großteil der Zeit kommt man in den zahlreichen Auseinandersetzungen in einen angenehmen Fluss, der sich auch dank der 360-Grad-Steuerung der Pod-Geschosse irgendwo zwischen 3D-Brawlern und Bullet-Hell-Shootern einpendelt. Dabei kommt dem Pod mit seinen unterschiedlichen Bewaffnungsoptionen sowie freischaltbaren Sonderangriffen eine besondere Bedeutung zu. Doch auch die anderen spielbaren Androiden bringen Abwechslung in die Gefechte: 9S z.B. kann als Aufklärer nur leichte Angriffe nutzen, dafür aber per Hacking in die Maschinen eindringen. Ist man im als Zweistick-Shooter verkleideten Minispiel erfolgreich, detoniert der Gegner, später hat man sogar die Option, ihn zu steuern oder als Wache mitlaufen zu lassen. So spielen sich die Gefechte mit ihm erfreulich anders. Abwechslung kommt ebenfalls durch die Perspektivwechsel, die man schon aus dem Vorgänger kennt. Mal klassisch 3D, dann noch klassischer als Seitwärts-Scroller oder gar mit Vogelperspektive werden die Auseinandersetzungen immer schick in Szene gesetzt.

Klonarmeen und Speicherplatzmangel

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Es warten auch klassische Shmup-Abschnitte. © 4P/Screenshot

Dass man hier gegen maschinelle Klonarmeen antritt, lässt sich durch die Massenfertigung der Roboterwesen erklären und spielt daher im Vergleich zu anderen Action-Titeln keine all zu große Rolle. Dennoch hätte man auf Dauer für mehr Abwechslung bei den Gegnern sorgen können. In den ersten Stunden gibt es immer wieder das eine oder andere Modell, das neu ist und für das man sich erst einmal eine Angriffstaktik zurechtlegen muss. Doch spätestens wenn man mit A2 in die Geschichte eingreift, sind es nur noch die teils fantastisch inszenierten Bosse, die einen fordern. Der Rest wird zu Kanonenfutter – selbst die Feinde, mit denen man beim ersten Aufeinandertreffen massive Probleme hatte.

Das ist insofern schade, da den Kämpfen so eine gewisse Grundspannung verloren geht. Andererseits kann es mit dem erzählerischen Unterbau auch als Bild dafür verstanden werden, dass die Maschinenwesen nicht lernen, die Androiden als Ebenbild der sie gestaltenden (und spielenden) Menschen hingegen schon. Und das wortwörtlich: Denn mit einem Erfahrungspunktsystem, das in Levelaufstiegen gipfelt, hat man nicht nur einen Vergleich zur Stärke der Gegner. Zusätzlich kann man die Androiden auch noch mit erbeuteten oder teuer erkauften Chips ausstatten, die einem Vorteile wie z.B. eine höhere Ausweichdistanz, automatische Heilung nach sechs Sekunden ohne kassierten Treffer oder erhöhte Zeitlupendauer nach einem perfekten Ausweichen verschaffen.

  1. gott sei dank hab ich den test erst jetzt gelesen nachdem ich nier automata viel zu spät gespielt habe. wie kann man nur so krass spoilern ? nicht jeder kennt den vorgänger bzw drakengard und weiss was passiert. und genau das gehört zum erlebnis. und hier wird alles vorweg genommen ist das hart :D

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