Irgendwo in einer amerikanischen Kleinstadt. An irgendeiner vernachlässigten Highschool. In der Sporthalle perfektioniert Modell-Athlet Kenny noch fleißig seine Freiwürfe, während sich seine geduschten Kollegen bereits müde verabschieden. Nach ein paar Körben klingelt sein Handy in der Umkleidekabine. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Kenny hat genug für den Abend, hetzt zu seiner Sporttasche, nimmt ab und beruhigt seine Freundin. Ja, er werde gleich da sein. Nein, er wird sich nicht verspäten. Als er auflegt und sein Duschzeug sucht, bemerkt er, dass seine Sachen weg sind. Aber sie waren doch gerade noch da! Wer hat sie gestohlen? Plötzlich schwingt die Hallentür zu, Kenny hetzt genervt hinterher und verliert sich im düsteren Schlund der schulischen Katakomben.
Basketballer vermisst
Obscure lässt euch ohne Tutorial direkt in die Rolle Kennys schlüpfen. Ihr spielt quasi den ganzen Prolog inklusive der Korbwürfe, des Anrufs und der späteren Verfolgung des mysteriösen Räubers, so dass der erlebte Rückblick nahtlos in die eigentliche Story rund um fünf eingeschlossene Schüler übergeht. Die wundern sich nämlich später darüber, dass der Basketball-King nach seinem Training nicht mehr auftaucht.
Die Filme sind sehr gut arrangiert, von gehobener Spielgrafikqualität und wirken dank natürlicher Gestik, Mimik und Dialoge sehr stimmungsvoll.__NEWCOL__Schade ist jedoch, dass man bereits im Prolog etwas zu viel vom Horror hinter den schulischen Kulissen erfährt und gleich einigen Monstren in düsteren Kellern begegnet. Dadurch verschenkt die Dramaturgie bereits zu Beginn ihre Überraschungsjoker, denn jetzt weiß man, was auf einen zukommt.
Schule am Abgrund
Kennys Freunde ahnen jedoch erst, dass sich irgendetwas in ihrer maroden Highschool abspielt: Schon immer hallten seltsame Schreie durch die Flure und seit Jahren kursieren Gerüchte von vermissten Schülern. Natürlich lacht man darüber und reißt die üblichen Alien-Witze, aber als Ken verschwindet, will man der Sache endlich auf den Grund gehen und lässt sich in der Penne einschließen. Als der Hausmeister die letzten Türen verriegelt, schlägt der Puls höher.
Trotz des in Sachen Regie cleveren, aber dramaturgisch plumpen Einstiegs verströmt Obscure eine gruselige Atmosphäre zwischen jugendlicher Coolness und erwachsenen Schockmomenten. Die Entwickler von Hydravision spielen geschickt mit Elementen aus bekannten Teenie-Horrorfilmen – egal ob „Scream“ (1996), „The Blair Witch Project“ (1999) oder vor allem „The Faculty“ (1998). Einige Situationen kommen einem daher schnell vertraut vor: Das Warten der anderen auf die mutigen Entdecker, die Erleichterung beim Wiedersehen, das gegenseitige Filmen mit blöden Sprüchen, um die eigene Angst zu überspielen, das nervöse Ahnen des Grauens.