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Outriders (Shooter) – Kugelschwamm und Selbstjustiz

Loot-Shooter, aber kein Service-Spiel: Das ist die Prämisse, unter der Outriders vorgestellt wurde, sodass es ebenso an Destiny und The Division erinnert wie an Borderlands 3 und natürlich Gears of War. Denn tatsächlich hat sich People Can Fly, das zuletzt Gears of War: Judgment in Eigenregie entwickelt hat, den namhaften Deckungsshooter zum Vorbild genommen und zu einem Spiel erweitert, dessen Rasanz und Beuteausschüttung am ehesten Destiny entliehen scheinen. Wie genau diese Welten hier zusammenkommen, haben wir im Test herausgefunden.

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Dabei hat die Kulisse durchaus Vorzüge, die besonders im späteren Verlauf richtig stark zur Geltung kommen. Manches Panorama sowie Teile der Architektur sehen jedenfalls klasse aus! Ich frage mich zwar, was People Can Fly geritten hat, ausgerechnet den wichtigen Einstieg in ein abstoßendes Einheitsbraun zu tauchen, doch zum Glück gelangt man mit fortschreitender und übrigens angenehm langer Kampagne in immer schönere, teils richtig beeindruckende Umgebungen. Technisch reißt Outriders keine Bäume aus, zumal es einen Großteil der Rechenkraft vermutlich für das Darstellen des Effektgewitters benötigt. Alles in allem sind viele Kulissen aber verdammt schick…

Ein paar Leichen hier und da

… das Spiel in ihnen aber auch ungemein einförmig. Man erledigt ja gerade mal zwei Arten immer wiederkehrender Nebenaufgaben. Manchen Personen tut man kleine Gefallen, die Geschichten dazu sind aber selten der Rede wert und es gibt abgesehen von den klar markierten Auftraggebern partout nichts zu entdecken. Environmental Storytelling? Ein paar Leichen hier und da. Viel mehr als diese Zaunpfahl-Dramatik erlebt man leider nicht, obwohl das Szenario deutlich mehr hergeben könnte. Stattdessen rennt man alle klar erkennbaren Winkel ab, um ein paar Ressourcen abzubauen und Kisten zu öffnen. Gut versteckte Geheimnisse oder gar interessante Interaktionen mit der Umgebung? Schön wär’s.

Noch schlimmer wirken Fehler, die vor allem den Fortschritt betreffen. Denn wer Pech hat, darf schon mal den Missionsstrang in einem großen Gebiet neu beginnen, nachdem sie oder er die Partie eines Freundes verlassen hat. Zweimal ist uns das passiert und auch manche Nebenmission musste ich wiederholen, obwohl sie schon als abgeschlossen eingetragen war. Ein anderes Mal waren Tore plötzlich verschlossen, die ich zuvor geöffnet hatte, während gleichzeitig die Schnellreisepunkte nicht funktionierten, sodass ich auch da große Teile des Levels wiederholen durfte.

Ein letztes Aufblitzen

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Cool: Die Zeitblase der Assassinen verlangsamt das komplette Geschehen . (PS5) © 4P/Screenshot

Immerhin macht es sich nach Abschluss der Kampagne noch mal bezahlt, dass Outriders immer dann kurz Spaß macht, wenn es mächtig blitzt und donnert: nämlich dann, wenn man in so genannten Expeditionen Einsätze gegen die Zeit erledigt. Man sammelt dort besonders gute Ausrüstung, um starke Mods freizuschalten und die eigene Spezialisierung zu perfektionieren. Außerdem kann man sämtliche Nebenaufgaben beliebig oft wiederholen – und trotzdem war meine Motivation an diesem Punkt doch recht schnell erloschen.

Das Erspielen eines Rüstungs-Sets reicht mir hier jedenfalls nicht, um noch mehr fade, immer gleiche Missionen zu erleben. Zumal man nicht gezielt bestimmte Gegenstände farmen kann. Und selbst wenn: Besonders coole Vorteile zieht man aus den Sets für mein Empfinden ohnehin nicht. Nun steht die Ausrüstung hier ohnehin nicht im Vordergrund, da People Can Fly sich hauptsächlich auf das Justieren der Fähigkeiten konzentriert. Trotzdem ist mir aufgefallen, dass mich die Suche nach neuer Ausrüstung relativ kalt gelassen hat und ich seit Dutzenden Stunden sogar schon dieselben Waffen nutze. Das ist weder mit Borderlands 3 noch Division 2 oder einem ähnlichen Shooter vergleichbar.

Facepalm: The Game

Und noch eine Schwäche muss dringend erwähnt sein, denn die Erzählung wird den Ansprüchen an hochwertige Unterhaltung überhaupt nicht gerecht. Dabei ist die Handlung eine durchaus gelungene Anspielung auf eine traurige Episode der menschlichen Geschichte und im besten Sinne überraschend – würde es doch nur nicht so wirken, als hätten Teenager ein paar Phrasen und Klischees aus mittelprächtigen Actionfilmen aneinandergereiht, um mit bierernster Mine Dialoge wie sinngemäß diesen vorzutragen: „Sind ihre Visionen real?“ „Ich habe Visionen davon, dass eine Nutte meinen Willy lutscht, aber die sind auch nie echt.“ Ich weiß nicht, wann ich zuletzt dermaßen oft sprachlos vorm Fernseher saß.

Der Kühlschrank… der Kühlschrank war in Ordnung. Damit erschöpft es sich aber auch schon.

Kommentare

220 Kommentare

  1. 55?? Das Game ist supergeil. Spiele Singleplayer. Tolle Story! Bester Shooter!
    Gebe 94/100 Punkten. Stand 8. Dez 2021.
    Ist locker 60 Euro Wert.
    Auf Wiedersehen 4Players. Habe euch gemocht, wegen den Alternativen Bewertungen.
    Bei Dragon Age Inquisition und Outriders bin ich anderer Meinung.
    Alles Gute!!

  2. Spiele meinen Techno mit einem Freund zusammen und die anderen 3 Klassen alleine. Bin jetzt bei 103 Stunden angekommen und keiner der Chars hat LvL 30 erreicht, oder auch die Story beendet. Also ich habe mit dem 55er Titel ne Menge Spaß!

  3. Remnant fand ich ja großartig. Zwar sind die Figuren ein Witz und die Story etwas unbefriedigend, aber das ganze Artdesign und das Waffengefühl haben im Koop stark begeistert.

  4. NoCrySoN hat geschrieben: 25.07.2021 15:41 Ist das Spiel eigentlich schon "tot"oder kommt da noch was an Inhalt? Solche Spiele leben doch von gutem Endgame.
    Na, laut Aussage Square Enix soll da noch was kommen. Ich hoffe auf DLCs im Style von denen von Remnant: From the Ashes, dann bin ich happy.

  5. NoCrySoN hat geschrieben: 25.07.2021 15:41 Ist das Spiel eigentlich schon "tot"oder kommt da noch was an Inhalt? Solche Spiele leben doch von gutem Endgame.
    das spiel war laut entwickler komplett und wie gut es läuft sieht man ja am letzten patch. zu wenig, zu spät.

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