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Patrizier 4 (Simulation) – Patrizier 4

Auch in Patrizier IV dreht sich alles darum, ein echter Pfeffersack zu werden, der sich dann in die lokale Politik der Hanse einmischt. Die bei Kalypso erschienene Wirtschaftssimulation setzt dabei auf Evolution statt Revolution – große Veränderungen scheint es auf den ersten Blick nicht zu geben. Kann der im Detail modernisierte Trip ins Mittelalter trotzdem motivieren?

© Gaming Minds Studios / Kalypso Media

Logistik in früheren Zeiten

Im Mittelalter gab es eigentlich nur einen sicheren Handelsweg – den per Schiff. 

Man kommt ganz schön rum im mittelalterlichen Europa. Neben dem Meer kann man auch Flüsse wie den Rhein befahren, der einen nach Köln führt. 

Mangels gescheiter Straßen war der Wasserweg der einzige, mit dem sich auch größere Mengen auf weitere Entfernung transportieren ließen. Für Schüttgut wie Getreide oder sperrige Waren wie Holz war der Landweg auch deshalb ungeeignet, weil er unzuverlässig war. Die Handelsstraßen waren seit der Römerzeit nicht mehr erneuert worden und zwischen den befestigten Orten lauerte Gesindel, das einem das letzte Hemd raubte. Was blieb waren Meer, Seen und Flüsse – die nur von wenigen Piraten heimgesucht wurden und zudem kostenlos zur Verfügung standen. Kein Wunder also, dass die Hanse hauptsächlich aus See- und Binnenhäfen bestand. Keine Regel ohne Ausnahme – so wurde das schmucke Einbeck 1368 Mitglied der Hanse, obwohl es an keinem großen Fluss lag.

Alle 300 Städte, die jemals Mitglied der berühmten Handelsorganisation waren, kommen in Patrizier IV zwar nicht vor. Aber man kann die 32 wichtigsten Häfen von London über Bergen, Hamburg, Danzig bis Riga anlaufen. Die bedeutendste Hansestadt an der Ostsee war Lübeck, wo auch die einzige Kampagne des vierten Teils beginnt. Leider darf man nur im freien Spiel einen anderen Heimathafen wählen, denn Lübeck bietet eigentlich bis auf seine zentrale Lage zwischen den Meeren wenig. Es gibt zwar Salz, Nahrung und Bier, aber das so wichtige Holz für die Schiffsbauten muss man von weit her holen. Das heute polnische Thorn ist da schon besser dran, da es mitten im Wald liegt, Pech, Honig und Holz produziert und sogar ab und an Gewürze auftauchen.

Rückkehr an vertraute Gestade

Von der erste Minute an kommt einem vieles vertraut vor: Die mittelalterlichen Handelswaren wie Stockfisch, Hanf oder Tuche,

Unter der Fuchtel der Gilde. Für alles und jedes braucht man eine oft teure Erlaubnis der Kaufmannsvereinigung.

der lukrative Ostwest-Handel mit Luxuswaren wie Pelze, Wein und Gewürze oder die sofortige Investition des Profites in Produktionsstätten und Wohnhäuser. Das Wiedersehen ist durchaus freudig, denn man hat das Szenario vermisst. In keinem anderen Spiel ließ sich der Aufstieg vom einfachen lokalen Händler zum Eldermann der Hanse derart eingängig nachvollziehen. Wer erinnert sich nicht gerne an seine erste eigene Kogge, die Belagerung des Landesfürsten oder die Wahl zum Bürgermeister, das so etwas wie der Ritterschlag für Händler darstellte?

Das meiste davon lässt sich jetzt wieder erleben, denn das Spiel wurde nur ganz behutsam verbessert. Dafür haben die Gaming Mind Studios gesorgt, bei denen Leute arbeiten, die auch schon für die Vorgänger und Port Royale verantwortlich waren. Zudem hatten die Entwickler immer ein Ohr für die Patrizier-Fans, deren Vorschläge einflossen. So gibt es nun Konkurrenten, die man hinter sich lassen muss, um beliebtester und reichster Händler zu werden. Leider konnte hier nicht alles umgesetzt werden, so dass bislang noch interessante Dinge wie die eigene Familie oder auch ein Multiplayer fehlen. Einiges davon soll aber per Patch nachgeliefert, wie das erste Update beweist. Aber auch ohne diese Zusatzinhalte macht Patrizier IV durchaus Spaß.

Vereinfachter Warenaustausch

Eine Konzession an die neue Zeit ist, dass der Handel etwas einträglicher ist,

Salz in der Suppe: In jedem Hafen gibt es was zu handeln. Was die einen im Überfluss haben, fehlt anderen wieder gänzlich.

so dass man nicht mehr so lange braucht, bis sich der Geldbeutel spannt. Zwar gibt es immer noch dieselben Waren und Handelsstädte wie beim Vorgänger, aber selbst kürzere Fahrten lassen die Kasse klingeln. Man kann zwar immer noch Felle von Nowgorod nach Hamburg fahren, was auch viel einbringt. Meist reicht es aber, wenn man sich anschaut, was eine Stadt produziert und was sie benötigt. So fehlt in London fast immer Wolle, in Lübeck Holz und in Stockholm wird viel Bier getrunken. Auf der anderen Seite wollen alle Salz, Met und Korn, so dass man einträgliche Routen planen kann. Wem das ewige Hin und her zu mühsam ist, der kann seine Schiffe auch automatisch fahren lassen, was allerdings ein wenig komplex zum Einstellen ist.

Zwar gibt es nicht alle zeitgenössischen Waren, aber dafür spielen Gewürze eine zentrale Rolle, denn sie kann man irgendwann per Expedition aus fernen Landen holen. Auch die Jahreszeiten machen sich bemerkbar, denn im Winter kommt es fast regelmäßig zu einer Knappheit von Getreide im Norden. Leider legt sich eine Eisschicht übers Land und mancher Hafen friert sogar zu, so dass man die benötigte Nahrung gar nicht nach mehr hinschippern kann. Nicht nur die Preise werden nach Angebot und Nachfrage bestimmt, es kommt auch zu Ereignissen wie Missernten oder Belagerungen, die den Preis erhöhen. Zum einen wird man fast als Held gefeiert, wenn man die seit Wochen ersehnte Ware endlich liefert. Andererseits sinkt das Ansehen, wenn man Waren kauft, die in der Stadt selbst knapp sind. Blinklichter sorgen dafür, dass man weiß, was man „gefahrlos“ kaufen kann.
                             

  1. Habe gestern die Demo von P4 angespielt und bin wirklich darüber erschüttert,
    was aus patrizier gemacht wurde. Die Grafik ist lieblos hingestellt,
    das gameplay läßt jede mögliche Aufregung vermissen und die
    für Patrizier typische Stimmung hatte mich auch nicht gepackt.
    Erster Eindruck: Dat game is komplett daneben.

  2. Schade um Ascon, die brachten so manche Software-Perlen auf dem Markt (ua Der Patrizier, Anstoss), waren aber in ihrer Firmengeschichte auch 2 X Pleite :!:
    R.I.P. :(

  3. Ich habe mal gehört das die das Addon "Aufschwung der Hanse" bereits als Patrizier 3 im Ausland verkauft hätten. Was bei uns also das Addon für P2 war, wurde im Ausland als Brandneues Spiel verkauft. Stellte sich im Nachhinein als kontraproduktiv heraus ;)

  4. Haremhab hat geschrieben:Gut dass du es sagst, es gab faktisch nie ein "Patrizier 3". Patrizier 4 ist faktisch der dritte Teil der Simu-Saga!
    Eben ... und warum damals Ascaron auf die Schnappsidee kam und die "Nicht - Deutschen - Versionen" von Patrizier 2 dann eben mal einfach als Patrizier 3 zu bezeichnen, das weiß der Geier .... :wink:
    P.S.
    Irgendwer hatte mal irgendwann aus meinem tief vergrabenen Erinnerung gesagt, dass Ascaron dieses hätte aus irgendwelchen rechtlichen Gründen tun müssen, weil die Amigasversion von Patrizier 1 beim PC schon als Patrizier 2 in einigen anderen Staaten hätte bezeichnet werden müssen, obwohl es immer noch inhaltlich Patrizier 1 war. Keine Ahnung ob das stimmt, will ich nur erwähnen ....

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