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Pro Evolution Soccer 6 (Sport) – Pro Evolution Soccer 6

Die Faszination naht. Es wird wieder Fußball auf höchstem Niveau zelebriert. Seid ihr schon unterwegs zum Händler? Oder ist eure Vorbestellung schon eingetroffen? Dann viel Spaß mit diesem Kick, denn besser kann man den Ballzauber nicht simulieren. Falls ihr noch unentschlossen seid, hilft euch dieser Test. Denn man sollte genau hinschauen, welche Version man sich zulegt: Konamis Wundertüte aus Dribblings, Lattenkrachern & Co ist nicht überall gleich prall gefüllt.

© Konami / Konami

Buh-Rufe aus der Xbox-Kurve

Und diesmal wird man auch mit lauten Buh-Rufen leben müssen, wenn man in den Fanblock der Xbox 360 reinhört, denn die bekommen zwar ein schöneres, aber auch im Offline-Modus ab und zu ruckelndes und um viele Funktionen kastriertes Spiel. Für Microsofts Konsole hat Konami an allen Ecken und Enden abgespeckt: Es gibt keinen grafischen Editor, mit dem man Wappen, Trikots, Gesichter oder Schuhe

Pavel Nedved beim Freistoß auf der Xbox 360: Neu ist die schnelle kurze Variante, bei den Distanzschüssen bleibt alles beim Alten. (360)

den eigenen Wünschen anpassen könnte. Sprich: Man kann nichts verändern außer Namen. Es gibt auch tatsächlich keine Torspeicherfunktion, was völlig unverständlich ist. Wer also auf der Xbox 360 seine Meisterliga spielt, wird seine Traumtore nicht aufzeichnen und Freunden zeigen können – wieso geht das bloß nicht auf einer Next-Generation-Konsole? Argh, das ist wirklich ärgerlich…

Außerdem gibt es hier keinen Shop und keine Trainingsherausforderungen – lediglich das Ecken-, Freistoß-, Schuss- und freie Training sind dabei. Allerdings ohne die wertvollen Beispiele inklusive Praxistest, inklusive Zielscheibenschuss und Hütchenslalom, die euch gezielt in die Steuerungsfinessen einweihen. Das ist gerade für Einsteiger ein Nachteil, die werden also eher auf PS2 und PC ordentlich üben können und auch nur dort Belohnungen einheimsen, um neue Bälle, Spieler oder Stadien freizuschalten.

Davon gibt es auf der Xbox 360 nur magere acht – im Vergleich zu über 30 für PS2 und PC. Die Liste lässt sich leider fortsetzen: Es gibt keinen WM-Karrieremodus, der euch erstmals in die Rolle eines Teamchefs versetzt, um von der Qualifikation bis zum Finale mit Kaderbenennung, Verletzungen und Formschwankungen zu kämpfen. Dieser Modus ist ähnlich aufgebaut wie die Meisterliga und nur auf PC bzw. PS2 spielbar. Außerdem gibt es auf der Xbox 360 keine Zufallsmatches, die euch schnell einen offenen Kader zusammenstellen. Auf den anderen Plattformen könnt ihr z.B. einen Kontinent wie Europa wählen und euch auf Wunsch ein Team aus zufällig gewählten Profis servieren lassen, um gegen eine südamerikanische Mannschaft anzutreten, die eurem Gegner z.B. neben Messi auch Ronaldo serviert.

Das ist eine so große Liste an Kürzungen, dass Konami hier erstmals in unserer Wertungshistorie den Platin-Award für PES verspielt. Natürlich kann man wie in jedem anderen 360-Titel seine Gamerscore füllen, wenn man Pokale gewinnt, online erfolgreich ist oder in der Meisterliga glänzt, aber das sind nur virtuelle Placebos. Gold vergeben wir, weil trotz des kastrierten Drumherums die Spielseele mit üppiger Tiefe begeistert. Aber immerhin zahlt der Käufer da draußen mehr für sein 360-Spiel und bekommt im Gegenzug viel weniger. Können die bessere Grafik und der Online-Modus das ausgleichen? Nein. Die Kulisse sieht zwar vor allem dank des an Filz erinnernden Rasens, der vielen erweiterten Animationen (z.B. bei der Ballannahme) und der plastischer wirkenden Fußballer besser aus, aber die

Auf der Xbox 360 gibt es zwar weniger Spielmodi, aber dafür mehr Animationen: Schussbewegung, Ballannahme und die komplette Fußspitzenfreiheit gehören dazu. (360)

Zuschauer und das Stadiondrumherum bleiben fast so enttäuschend wie zu PS2-Zeiten – da hat Microsofts Konsole mehr zu bieten. Und natürlich auch der PC: Obwohl er technisch selbst die 360 übertrumpfen könnte, bleibt es auch hier bei grafischem Mittelmaß und Texturmatsch in der Fan-Frontale. Für die nächste Ausgabe hat uns Konami übrigens im Interview schon Besserung versprochen.

Erfahrungen mit der Xbox-Steuerung

Wie steuert sich das Spiel eigentlich auf der 360? Als wir den Journalisten-Cup in Dublin ausgespielt haben, wollte niemand auf der besser aussehenden Next-Gen-Konsole ran, weil sich der Kick dort anders anfühlt. Bevor man PES6 hier so punktgenau beherrscht wie auf Sonys Plattform, braucht es eine Zeit. Man muss sich nach jahrelanger PS2-Praxis umgewöhnen, denn das Gamepad ist einfach nicht dasselbe und die Koordination der Buttons eine andere: Man sprintet mit dem rechten Bumper, die analoge Schultertaste gab es gab es gar nicht. Immerhin kann man die Steuerung individuell anpassen. Und spätestens nach einem halben Dutzend Matches geht das Spiel mit all seinen Stopp- & Dribbelfinessen genau so in Fleisch und Blut über wie auf der PS2.

Aber es fühlt sich immer noch anders an. Konami hat zwar dieselbe Datenbibliothek genutzt wie für die PS2, aber die enthaltenen 4000 bis 5000 Animationen erweitert und angepasst – die frühe Annahme, die voll bewegliche Fußspitze, die Schusstechnik. All das führt dazu, dass man auf der Xbox 360 zwar kein anderes, aber ein leicht verändertes Spielerlebnis hat. Wir haben sogar das Phänomen beobachtet, dass jemand mit Holland auf der PS2 fast immer gegen Deutschland gewinnt, aber mit Holland auf der Xbox 360 nicht so gut klarkommt. Liegt das nur an der anderen Steuerung? Wie dem auch sei: Wir haben uns mittlerweile an beide Fassungen gewöhnt.

Erfahrungen mit Xbox Live

Schon im Menü der PS2-Fassung zeigt sich, wie viel üppiger Käufer hier bedient werden: Zufalls-Match, Editor, internationaler Wettbewerb – all das gibt es auf der 360 nicht. Selbst das Speichern von Toren ist nicht möglich.

Und online? Die Japaner wollten sich ja auf Xbox Live konzentrieren. Konami präsentiert hier allerdings ein wirklich mageres Menü: keine Lobby, keine Turniere, keine Ligen, kein Chat, keine Rückspiele, keine Ablehnung von Spielern. Sprich: Ihr legt ein Match an und könnt den Herausforderer nicht ablehnen, weil er z.B. schlechtes Feedback bekommen hat. Ihr könnt auch nicht seine Verbindungsqualität erkennen, sondern lediglich die bisherigen Statistiken durchstöbern. Vergleicht man das mit dem üppigen Komfort eines NHL 2K7 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=10123′)“>

, ist das einfach enttäuschend. Natürlich gibt es eine Rangliste, die ihr nach Freunden oder Zeitraum sortieren könnt, aber die gab’s schon bei PES5.

Auch Frühabbrecher haben zu viel Freiraum: Wer will, kann seine Auswechselzeit einfach runterlaufen lassen und trotzdem bleibt das Spiel unterbrochen. Ihr führt 2:0 und kurz vor Schluss müsst ihr mit ansehen, wie jemand aus Frust künstlich unterbricht, ohne weiter zu machen. Theoretisch kann er jetzt duschen gehen und die Xbox 360 laufen lassen, während ihr auf den eingefrorenen Bildschirm schaut. Das ist ärgerlich, denn es geht erst weiter, wenn er das Spiel verlässt. Erst dann bekommt ihr die Punkte für den Sieg und ein 3:0 zugesprochen. Hätte man das nicht mit einem Zeitlimit verkürzen können?

Aber wichtig ist bekanntlich nur auf dem Platz. Wie sieht das Online-Erlebnis aus? Konami wollte den Netzcode verbessern. Das ist in Ansätzen gelungen, denn es spielt sich einen Tick sauberer als mit PES5 im Netz, aber im Resultat ist es noch nicht ganz befriedigend. Wir erinnern uns: Wenn man PES5 auf der Xbox 360 online gespielt hat, gab es bei schlechter Verbindung Unterbrechungen innerhalb eines Zuspiels. Also: Ich spiele einen Pass, der Ball friert kurz ein, überspringt unsichtbar ein paar Meter und kommt dann beim Mitspieler an. Man musste damals manchmal schon im Voraus drücken, um die Verzögerung zu umgehen.

Das gibt es so nicht mehr, denn in PES6 wird selbst bei schlechter Verbindung alles gezeigt. Sprich: Man spielt einen Pass, der Ball rollt ohne Unterbrechung zum Gegner. Allerdings wird bei schlechter Verbindung die Geschwindigkeit des Spiels dermaßen heruntergefahren, dass man manchmal das Gefühl hat, in Gelee oder unter Wasser zu spielen – alles wirkt plötzlich sehr pomadig. Natürlich gibt es immer noch saubere Spiele, vor allem in einer Halbzeit, denn Host und Client wechseln sich ab. Aber die volle Kontrolle vermisst man bei dieser künstlichen Verlangsamung.

Schon beim Abschlag bewegt sich der Torhüter oft wie in Zeitlupe und die Feinjustierung der Schussenergie bei Ecken oder Freistößen ist kaum möglich. Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass auch für PES6 das gilt, was für alle Sportspiele im Konsolen-Netz gilt: Man kann Glück haben und ein flüssiges Match erleben, aber man wird nie dieselbe punktgenaue Kontrolle erfahren wie mit Freunden vor einem Bildschirm. Konami hat die Darstellung des Spiels jetzt von künstlichen Brüchen befreit, sich um eine homogene Darstellung bemüht, aber es gibt noch viel Luft nach oben.