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Pro Evolution Soccer 6 (Sport) – Pro Evolution Soccer 6

Die Faszination naht. Es wird wieder Fußball auf höchstem Niveau zelebriert. Seid ihr schon unterwegs zum Händler? Oder ist eure Vorbestellung schon eingetroffen? Dann viel Spaß mit diesem Kick, denn besser kann man den Ballzauber nicht simulieren. Falls ihr noch unentschlossen seid, hilft euch dieser Test. Denn man sollte genau hinschauen, welche Version man sich zulegt: Konamis Wundertüte aus Dribblings, Lattenkrachern & Co ist nicht überall gleich prall gefüllt.

© Konami / Konami

Kastriert, aber faszinierend!

Nach all der Kritik zurück auf den Rasen, zurück zur Faszination auf allen Plattformen: Gab es die im letzten Jahr nicht auch schon? Warum soll man sich das wieder geben? Ist das nicht immer dasselbe blöde Toreschießen? Muss man das wieder

Bei der Gegneranalyse könnte Konami im nächsten Jahr noch zulegen: Man sieht nur das System, bekommt aber keine taktischen Hinweise. (PC)

kaufen? Das ist eine böse Frauenfrage, die man selbstverständlich strikt verneinen muss – auch, wenn ein Körnchen Wahrheit drin steckt. Es ist nur so, dass die Japaner an so vielen kleinen Schrauben gedreht und gewerkelt haben, dass – mal wieder- ein völlig neues Spielgefühl entstanden ist. Wer einmal PES6 gespielt hat, will nie mehr PES5 spielen und denkt an PES4 höchstens in nostalgischer Ehrfurcht wie an den C64.

Das zeigt sich sofort in der Meisterliga, in der man jetzt die Alterung der Profis abschalten kann: Selbst Kenner von PES5 werden sich auf der vierten der fünf Schwierigkeitsstufen richtig schwer tun, die KI zu besiegen. Nicht nur, weil man mit einem relativ schwachen No-Name-Team antritt, sondern weil man sich erstmal wieder einfühlen und andere Taktiken anwenden muss. Kleiner Tipp für schnellere Erfolgserlebnisse: Spielt die Meisterliga am besten auf der dritten Stufe, dabei nicht die alte Standardmannschaft mit Espimas, Ximelez & Co wählen, sondern die neue, die deutlich bessere Spielerwerte besitzt. Allerdings sind die Jungs hier teilweise weit über 30, haben auch in der Statistik ihren Zenit überschritten und deshalb man sollte die ersten Transfers recherchieren…

Wer die neuen Stärken entdecken will, muss gar nicht genau hinschauen, denn vieles ist bereits nach einem Match offensichtlich: Im Vergleich zum Vorgänger laufen die Spiele flüssiger ab, weil die Schiedsrichter endlich nicht mehr so penibel pfeifen. Jetzt könnt ihr Tacklings einleiten und die Doppeldeckung aktivieren, ohne dass gleich für einen Freistoß unterbrochen wird. Und wenn es tatsächlich einen Pfiff gibt, kann man das Spiel mit dem neuen schnellen Freistoß wieder überraschend einleiten. Dieser angenehme Fluss fehlte in PES5.

Schuss- & Ballphysik

Aber das ist nur die Oberfläche, auch darunter haben die Japaner einiges spürbar verbessert. Man nehme die Ballphysik:

Der Meister in Dublin: Shingo „Seabass“ Takatsuka eröffnete die offizielle EM und stand uns im Interview Rede und Antwort.

Vor allem das Abziehen aus der zweiten Reihe sowie die Direktabnahmen wurden aufgewertet. Schüsse aus der Distanz machen jetzt endlich Sinn. Wenn ein schussgewaltiger Spieler aus 25 bis 30 Metern draufhält, beschreibt das Leder schon mal eine flache Flugkurve und senkt sich tödlich in den Winkel. Das sind wunderbare Momente, die das Spiel um eine ganz neue Gefährlichkeit aus der Ferne bereichern.

Hinzu kommen diese knackigen Halb- und Vollvolleys: War es in PES5 noch im wahrsten Sinne des Wortes ein Himmelfahrtskommando, den Ball aus der Luft Richtung Tor zu zimmern, können Spieler mit hohem Technik- und Schusswert jetzt fantastische Raketen Richtung Kasten zünden. Natürlich gibt es immer noch Schüsse gen Flutlicht, aber jetzt hat man wesentlich öfter gute Chancen aus Dropkick & Co Kapital zu schlagen.

Apropos Direktabnahmen und Technik: Erstklassige Spieler wie van Nistelroy zeigen ganz neue Kabinettstückchen. Nach einer halbhohen Flanke nimmt der Holländer den Ball mit dem linken Oberschenkel direkt an, lässt ihn gezielt auf seinen rechten Fuß fallen und zimmert ihn dann Volley aufs Tor – herrlich! Diese beidbeinigen Bewegungsfinessen bereichern das Spiel um Feinheiten, die man gar nicht alle aufzählen kann.

Vielleicht zwei Kleinigkeiten für Kenner: In PES5 konnte man Flankenwechsel bei voll durchgedrückter Schussenergie sehr sicher vollziehen, ohne abgefangen zu werden. Jetzt ist es so, dass sie häufiger von den gegnerischen Mittelstürmern unterbrochen werden können, wenn sie nicht gut getimt sind oder über den Druck des rechten Bumpers sehr hoch geschlagen werden. Das sorgt für eine weitere unberechenbare Note und verhindert sterile Flankenwechsel mit Landungsgarantie. Außerdem wurde der Lupfer wieder aufgewertet: In PES4 konnte man den Torwart elegant und komfortabel überlupfen, in PES5 war das aufgrund der erhöhten Sensibilität der Schuss-Stärke kaum möglich, und jetzt ist es endlich wieder praktikabel – entweder mit hoher oder flacher Flugkurve.

Es ist vor allem dieser üppige Katalog an Animationen, der aus jedem Spiel selbst nach hunderten Matches immer wieder ein einzigartiges macht: Das Sichern des Balles mit dem Körper, der sich jetzt regelrecht in den Gegner dreht und ihn abprallen lässt. Als Ball führender Spieler könnt ihr jetzt auf elegante Absatzkicks zurückgreifen, die die Ferse deutlich nachpendeln lassen. Auch die Dribblings wirken flüssiger, sind bei Top-Spielern wie Ronaldinho ein ansehnlicher Garant, um die Verteidiger zu umkurven. Man hat jetzt viel öfter das Gefühl, dass diese Techniker ihren Gegenspielern den Ball quasi durch die Nase ziehen können.