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Puzzle Quest: Challenge of the Warlords (Logik & Kreativität) – Puzzle Quest: Challenge of the Warlords

Ob sich Alexey Pajitnov in einer ähnlichen Notlage befand, als er vor über 20 Jahren Tetris erschuf? Die australischen Entwickler bei Infinite Interactive erdachten ihre Notlösung jedenfalls erst, nachdem kein Publisher ihre aufwändigeren Projekte finanzieren wollte. Also vermengten sie Knobelei und Rollenspiel wie einst Pajitnov Pentomino und Reaktionsspiel, vereinten die zwei Elemente auch im Namen – wie es damals mit Tetra und Tennis geschah – und waren selbst überrascht, als Puzzle Quest im Handumdrehen zum Straßenfeger wurde. Genau so, wie es Alexey Pajitnov einst erging.

© Infinite Interactive / Deep Silver

Böser Bane!

Zugegeben: Die Geschichte um Bösewicht Bane, der das Land Etheria heimsucht, haben die Entwickler im RPG-Fanshop um die Ecke gekauft. Sie führt an sicherer Hand durch das Abenteuer – ihr fehlen aber überraschende Wendungen, außergewöhnliche Höhepunkte oder eine reizvolle Charakterisierung der Figuren. Schön wäre auch gewesen, wenn die wenigen Entscheidungen, die ihr während einer Mission treffen müsst (liefert ihr die Königstochter ihrem vom Vater gewählten Gemahl aus oder lasst ihr sie ziehen) spielerische Folgen hätten und es mehr solcher Verzweigungen gäbe. Immerhin findet ihr in den Tavernen

Die Geschichte wird auf allen Systemen in unbewegten Bildern erzählt (DS)

der Städte viele Informationen zum Hintergrund der Geschichte. Zudem begegnen euch hin und wieder amüsante Gestalten, die einige der zahlreichen freiwilligen Aufgaben auflockern. In solchen Momenten verleiht die Sprache des Drehbuchs den Akteuren auch eine Eigenständigkeit, welche die Unterhaltungen sonst missen lassen. Infinite weiß übrigens um diesen Makel; er soll in Zukunft nicht mehr auftauchen

Nein, Puzzle Quest ist kein Epos – doch das schadet ihm nicht. Denn so könnt ihr euch darauf konzentrieren, die offene Welt frei zu erforschen (euer Alter Ego bewegt sich auf einer vorgegebenem Schiene zum ausgewähltem Ziel), Nebenaufträge zu erledigen, Runen den Klauen mächtiger Wächter zu entreißen und zu Waffen zu schmieden, Reittiere zu fangen und zu dressieren, Monster zu bändigen und ihre Zauber zu erlernen, eure Zitadelle zu erweitern, Städte zu belagern und stärkere Ausrüstung zu kaufen. Spätestens an diesem Punkt wird klar: Dies ist kein simples Knobeln. Im Grunde ist Puzzle Quest ein ausgewachsene Taktik-Rollenspiel – nur dass es seine Spieler nicht mit dem Regelwerk vom Umfang eines Lexikons überrollt.

Pimp your ride

Denn das Trainieren von Reittieren, also das Verbessern ihrer Fähigkeiten, oder das Lernen der Zaubersprüche von Monstern sowie das Erstellen neuer Waffen aus aufgelesenen Runen ist den Kämpfen z.B. sehr ähnlich. Allerdings geschieht dies mit einer jeweils anderen Variation des zugrunde liegenden Prinzips. Schließlich müsst ihr gegen die gefangenen Tiere unter Berücksichtigung eines knappen Zeitlimits kämpfen, eine bestimmte Anzahl an Mana plus nur hier vorkommende Schriftrollen sammeln sowie eine vorgegebene Anzahl auf dem Spielfeld verteilter Hämmer und Ambosse abräumen. Die Herausforderungen sind mitunter ausgesprochen knifflig und lockern den Heldenalltag spürbar auf – eine hervorragende Idee!

Doch bevor ihr überhaupt so aktiv werden könnt, müsst ihr eure Zitadelle um neue Gebäude erweitern: u.a. eine Höhle, die als Gefängnis dient, und eine Schmiede, in der ihr die Runen verarbeitet. Seid ihr an zusätzlichem Einkommen interessiert, solltet ihr außerdem eine Belagerungshalle bauen, denn nur dann stehen euch Katapulte zur Verfügung, mit denen ihr Städte angreifen könnt. Eine knifflige Aufgabe, denn besonders in den ersten Stunden gehören die Städte zu den stärksten Widersachern. Doch wer siegreich ist, streicht anschließend die Steuern des eroberten Gebietes ein! Und davon erhalten Abenteurer nicht nur frische Kettenhemden, Helme, Schuhe oder Schwerter; gegen Geld dürfen sie auch ihre 

Der Trailer vermittelt einen kurzen Eindruck des genialen Spielprinzips.

Werte aufbessern – falls der nächste Stufenaufstieg wieder einmal in zu weiter Ferne liegt.

Allzu umfangreich fällt die Entwicklung des eigenen Charakters

allerdings nicht aus; schon allein deshalb, weil die vier Charakterklassen (Druide, Krieger, Magier, Ritter) lediglich die Grundausstattung der Klischeekiste abdecken. Zudem lassen sich die Figuren nur begrenzt den eigenen Vorlieben anpassen, da jede Klasse im Verlauf des Abenteuers einen vorgegebenen Satz an Zaubersprüchen lernt.

Immerhin wird jeder Spieler ein ihm eigenes Set an Zaubersprüchen mit in den Kampf nehmen, sobald er sich für ein Reittier entscheiden und aus seinem später großen Vorrat an Zaubern höchstens sechs auswählen muss.

Vom Kleinsten auf die Größte

Bleibt nur die Frage, inwiefern sich die Versionen für PSP, DS  360, Wii sowie PS2 voneinander unterscheiden.

Auf dieser Weltkarte steuert ihr eure zahlreichen Ziele an. (360)
Grundsätzlich erhaltet ihr dabei auf allen Plattformen dasselbe Spiel. Systembedingt müssen DS-Taktiker allerdings auf einige Finessen verzichten. Dabei handelt es sich um das auf Wii, PSP und 360 übersichtlichere Spielfeld (wegen des ins Vollbild gestauchten PS2-Bilds hier nur mit Einschränkungen), schönere Charakter- und Landschaftszeichnungen, einige Stücke der aufwendigen, melancholischen bis kämpferischen Orchestermusik samt Chor sowie eine bequeme Handhabung über die Richtungstasten. Warum sich Puzzle Quest auf dem Nintendo-Handheld ausschließlich per Touchscreen steuern lässt, bleibt ein Rätsel, denn die kleinen Symbole kosten spätestens auf wackligen U-Bahn-Fahrten einige „Unerlaubte Züge“, was nicht nur dem Gegner einen Zug schenkt, sondern auch fünf Punkte von der Lebensenergie abzieht. PSP-Spieler können über die kurzen Ladezeiten nörgeln, die vor dem Anzeigen der Effekte einiger Zaubersprüche anfallen, wogegen sich Konsolen-Besitzer über eine Hand voll zusätzlicher (englischer) Sprachaufnahmen freuen. In Sachen Nunchuk und Remote trauen sich die Entwickler übrigens wenig: Puzzle Quest lässt sich zwar ähnlich wie am PC per „Mausschlenker“ steuern, die Kontrolle über das Digipad ist allerdings wesentlich schneller und komfortabler.

Die einzigen spielerischen Unterschiede sind zum einen das Set vorherbestimmter Spielfelder für jedes DS-Monster und zum anderen die an wenigen Punkten verbesserten Regeln für einige Zauber der Konsolenvarianten. Neu ist z.B. die Wartezeit von besonders starken Sprüchen vor ihrem nächsten Einsatz. Vorteile haben Besitzer der Microsoft-Konsole, weil sie mit 1200 Punkten deutlich günstiger wegkommen als andere Spieler und nicht nur im gleichen Raum gegen einen Kumpel antreten, sondern sich auch online mit Freunden und Unbekannten messen dürfen.