Veröffentlicht inTests

Secret of Mana (Rollenspiel) – Verschenkte Chance

Zum 25-jährigen Jubiläum des Super-Nintendo-Klassikers Secret of Mana schickt Square Enix eine 3D-Neuauflage mit moderner Grafik, neuen Zwischensequenzen und überarbeiteter Soundkulisse ins Rennen. Das Spielgefühl und den Charme des Action-Rollenspiels wollten die Entwickler aber bewahren, so war jedenfalls der Plan. Im Test zeigt sich, dass er nicht wirklich aufging.

© Square Enix / Square Enix

Bugs und Abstürze

Es kommt noch schlimmer: Die 3D-Neuauflage ist in einem überraschend unfertigen Zustand veröffentlicht worden. So ist mir das Spiel auf dem PC zweimal grundlos abstürzt und mehrmals froren die Animationen der Charaktere und der Gegner komplett ein. Nur wenn man das Gebiet verlässt und eine der sehr, sehr, sehr häufigen Ladepausen aufpoppt, reparierte sich der Fehler – oder wenn man neu lädt. Glücklicherweise wird an vielen Passagen automatisch gespeichert, aber ein technisch so simpel wirkendes Remake eines über 25 Jahre alten Titels darf solche Fehler nicht haben.

Das Kampfgefühl

Während Grafik, Sound und Stabilität ernüchtern, gelingt es Square Enix zumindest, das Spielgeschehen und das Spielgefühl des Klassikers mit seinen Echtzeit-Kämpfen adäquat einzufangen – sogar die bekannten Ungenauigkeiten im Kampf und Eigenarten sind

[GUI_STATICIMAGE(setid=83331,id=92560122)]
Pogupuschel gibt es nicht mehr. Sie heißen fortan Mümmler – oder Mümmlerchen je nach Farbvariation. © 4P/Screenshot

ins Remake eingebaut worden. Auch der 100%-Balken, der sich zwischen den Angriffen auflädt, um ein Dauerdrücken der Attacken zu verhindern, ist ebenso vorhanden, wie das zeitfressende Aufladen der Spezialattacken der acht Waffen. Verglichen mit aktuellen Spielen wirkt der Kampf durch dieses 100%-System mit dem typischen „Blib“, wenn die Attacke voll aufgeladen ist, verhältnismäßig langsam und träge. Waffen sowie Zauber steigen wie gewohnt durch die aktive Nutzung im Level auf und werden dadurch besser. Beides artet vor allem später in Grindarbeit aus (speziell bei der Magie).

Der Sprung in die dritte Dimension hat einige kleine und doch gravierende Änderungen auf das Kampfgeschehen, abgesehen davon, dass man häufig an irgendwelchen Levelobjekten festhängt. Während beim Klassiker die Angriffe nur in die acht vorgegebenen direktionalen Bewegungsrichtungen gemacht werden konnten, können die Attacken nun aus allen Richtungen erfolgen. Dadurch ist es einerseits leichter die Gegner zu treffen (die ersten Bosskämpfe sind ein Witz), aber anderseits können insbesondere Fernkampfgegner ätzend gegen die computergesteuerten Mitstreiter sein. Bogenratten im Hexenwald oder Poseidonkröten schaffen es, binnen weniger Sekunde die KI-gesteuerten Kollegen zu töten und wenn noch ein Betäubungszauber auf den Hauptcharakter wirkt, ist Hopfen und Malz verloren. Hier wäre es angebracht gewesen, die Balance abseits des Originals noch zu verbessern, denn manche Kreaturen richten einfach unverhältnismäßig viel Schaden in kürzester Zeit an.

[GUI_STATICIMAGE(setid=83331,id=92560123)]
Mithilfe des Ringmenüs werden die Zauber ausgewählt. © 4P/Screenshot

Außerdem sind nicht alle Gegner im Gegensatz zum Klassiker, sobald sie einmal getroffen wurde, kurzzeitig immun gegen andere Angriffe. Dauerhaftes Betäuben (Stun Lock) ist möglich, wobei die Dauer vieler Kontrolleffekte ohnehin arg lang ist – gleiches gilt auch bei den eigenen drei Charakteren. Dafür sind Ziele, auf die Magie gewirkt wird, kurzzeitig in der Zeit „eingefroren“. Manchmal überrascht sich die Spielmechanik sogar selbst. Beispiel: Primm beginnt einen Heilzauber, der auf die gesamte Gruppe wirken soll. Vor dem Ende des Zaubers tötet ein Gegner Popoi – ein entsprechender Text wird eingeblendet. Dann wirkt Primm den Heilzauber. Dieser heilt trotzdem alle Charaktere, weil die bei der Auswahl so der Fall war und holt Popoi wieder zurück ins Leben, obwohl das normalerweise kein Heilzauber kann.

Doofe Mitstreiter und das Ende der Pogupuschel

Als Solo-Spieler kann man zwischen den Charakteren Randi, Primm und Popoi jederzeit wählen und wenn man nicht mit anderen Mitspielern ausschließlich lokal spielt (Online-Multiplayer fehlt), muss man eine gehörige Frusttoleranz mitbringen, denn die Computerintelligenz der Mitstreiter ist richtig mies. Die Mitstreiter bleiben an Ecken und Kanten hängen, greifen nicht automatisch an oder laufen direkt ins Verderben. Das Schachfeld-Menü, in dem man im Original festlegen könnte, wie passiv oder aggressiv die Mitstreiter kämpfen sollen, würde übrigens durch wenige Kommandos wie „Greife mein Ziel an“ oder „Greife alles an“ ersetzt. Schade.

[GUI_STATICIMAGE(setid=83331,id=92560115)]
Werden die beiden Mitstreiter von der KI gesteuert, bleiben sie oftmals an irgendwelchen Passagen hängen und kommen nicht weiter. © 4P/Screenshot


Inventar, Waffen, Zauber und Co. werden wieder mit dem klassischen Ringmenü gesteuert – wobei sich zusätzlich noch (wenige) Hotkeys definieren lassen. Dafür vergisst das Ringmenü bei jedem Aufruf, wo man es beim letzten Mal beendet hatte und warum es invertiert zu steuern ist, weiß wohl nur Chef-Entwickler persönlich. Und nein, wenn man Gegenstände bei einem Händler kauf, wird nicht direkt angezeigt, ob diese Gegenstände eine Verbesserung für den Charakter wären oder nicht – man kann lediglich sehen, wer das Item nutzen kann – noch eine vertane Chance.

Die deutsche Übersetzung (nur in Textform) hat Square Enix komplett neu aufgelegt. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Goblins Lindenstraße geschaut haben oder Pogupuschel über die Landschaften gesprungen sind. Im Remake gehen die Goblins jetzt „Tanzen“. Die Pogupuschel hörten fortan auf den Namen „Mümmler“ – eine Gewöhnungssache. Auch die Namen von den Charaktere und Orten wurden abgeändert. Die aktuelle Übersetzung soll näher an der Originalvorlage sein.

  1. Brotkorb77 hat geschrieben: 22.02.2018 11:47
    Dennisdinho hat geschrieben: 22.02.2018 11:38 Was ist das bloß für ein scheußlicher Grafikstil? Sieht aus wie ein 0815-Spiel für's Mobiltelefon.
    SNES, etwas aufgehübscht.
    Wenn du das nicht wiederekennst war das vermutlich vor deiner Zeit. ;)
    Ich denke eher das du nie die SNes-Version gespielt hast.....die Grafik des Remakes hat nichts mit der Originalgrafik zu tun (die war und ist nämlich besser).

  2. Hans_Wurst80 hat geschrieben: 05.03.2018 12:28 Schade wie Square Enix seine Klassiker behandelt.
    Das auf jeden Fall. Aber wahrscheinlich sieht man daran auch das selbst wenn man versucht ein solches Spiel Jahre Später zu entwickeln oder zu verbessern, es einfach nicht mehr klappt. Einfach weil sich die Werkzeuge der Programmierer so verändert haben oder sie es einfach nicht mehr (in der Qualität) können.
    Gab doch auch dieses andere Kickstarter Projekt was an diese Games anknüpfen wollte und es auch nicht geschafft hatte. Hier sieht man dann doch sehr gut warum Remakes nicht immer das selbe sind und mehr oder weniger gut gelingen. Konami konnte ja auch nicht mehr an die alten Metal Gear Teile anknüpfen, aber da hat sich wohl gleich das ganze Unternehmen zerlegt.
    Wenn einem so ein Kleinod über den Weg läuft sollte man direkt zugreifen und versuchen es zu bewahren und pfleglich damit umgehen.
    Bin wirklich gespannt wie es FF7 erwischt. Die Engine von FF15 fand ich eigentlich ganz ok. Aber ein wenig Angst hab ich schon. Aber gut auch an SoM-2018 saßen halt nur Mobil-Entwickler und kein AAA-Team. Aber selbst Rockstar hat ein besseres GTA San Andreas für Android abgeliefert ...

  3. Kann mich zum Glück nicht allzu sehr schocken. Mein SNES aus dem Jahr 1994 läuft nach wie vor ohne Probleme, das Modul von Secret of Mana steht samt Guidebuch, was es damals direkt mit dazu gab, warm und trocken im Schrank. Also für mich selbst kein Problem.
    Für alle, die das Spiel damals verpasst haben und mit dieser Gurke hier leben müssen, tut es mir natürlich aufrichtig leid. Schade wie Square Enix seine Klassiker behandelt.

  4. Niemand sollte dieses Remake kaufen! Das ermuntert SE nur weiter so mit seinen Marken umzugehen. Man sprach im ersten Trailer noch vollmundig von "einem der besten RPGs aller Zeiten" - ja, dann behandelt das Spiel mit dem Remake auch entsprechend. So ein Verhalten darf man einfach nicht goutieren.

  5. Aua, das tut so weh dieser Schmerz! So ein Vandalismus. Von wegen Moderne Zeit und bessere Technik. Auf Bildern sieht man es nicht aber schon beim Intro gibt es keine Gesten. Der eine schaut mit einer gefrorenen Grinse Fresse drein und kaut seine Textbox runter. Square E., ist jemand zuhause? Das hätte jeder Modder oder Fan besser hin bekommen!
    Da wären Bilder besser oder ein Pixel Optik wie bei Crossing Souls. Ja sogar ein Indie Studio hätte das besser gemacht :(
    So traurig. Als Entschädigung bitte die Switch Collection mit deutscher Sprache und Ton synchronisieren und das Spiel sonst bitte nicht anrühren. Danke.
    Na gut bei aller Kritik, zu dritt auf einem TV macht es immer noch spaß. Aber da gibt es bessere Coop Spiele, aber keine Adventures. mir fehlt aber ein Onlinemöglichkeit ohne Screen Sharing. Das kann sogar der PC Snes Emulator besser. :/
    WTF wo finde ich das Bonbon zum Heilen wenn ich nicht im Kampf bin. Irgendwie fehlt mir das Inventar.
    Edit: Die Ringmenüs lassen sich ja wenn sie ein mal Aufgerufen wurden mit Steuerkreuz Oben und Unten durch schalten.
    Dank der blöden KI ist es nicht möglich den ersten Tigerboss zu besiegen. Sicher das war auch schon im Original schwierig, aber dieses "Nur angreifen wenn X angreift" ist absolut dämlich.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1