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Silverfall (Rollenspiel) – Silverfall

Bislang dachte man bei Action-Rollenspielen eher an Titel wie Dungeon Siege, Titan Quest oder Sacred. Doch auch in Frankreich, genauer gesagt bei Monte Cristo, hat man sich die Mechanismen gut angeschaut. Doch reicht ein einzigartiger Grafikstil, um mit den großen Hack&Slayern gleichzuziehen? Oder ist Silverfall vielleicht sogar noch mehr als das?

© Monte Cristo / Koch / Take 2 (PSP)

Auch das Party-System ist an sich gut und vom Ansatz her besser als in der Dungeon Siege-Serie. Nicht nur, dass ihr eure Mitstreiter ausrüsten und ihnen rudimentäre Anweisungen geben könnt, die von der KI gut umgesetzt werden – auch jeder eurer Mitläufer hat eine eigene kleine Geschichte, die mit eurem und dem Schicksal Silverfalls verknüpft ist. Und doch schafft es Monte Cristo nicht, mit dem offensichtlichen Vorbild Bioware gleichzuziehen. Denn wo in Knights of the Old Republic die NPCs untereinander auch noch persönliche Vorlieben und Abneigungen hatten, ist es in Silverfall vollkommen egal, wer an wessen Seite kämpft. Im Zweifelsfall könntet ihr die Heilerin auch neben ein Stück Brot stellen – das Konversationspotenzial wäre dadurch nicht geringer… Chance vertan!

Ihr könnt eure Party-Mitglieder (zwei aus bis zu acht möglichen Mitstreitern) frei ausrüsten!

Spätestens seit Diablo 2 ist angesichts einer steten Gegenstands-Flut ein durchdachtes Teleport-System gang und gäbe. Mittlerweile braucht man wie in Titan Quest nicht einmal mehr irgendwelche Tränke zu kaufen. Doch von Benutzerkomfort scheint man in Frankreich noch nicht viel gehört zu haben. Dass die leer geräumten Gebiete nach einem Neustart des Spieles wieder voll mit Gegnern sind, stört mich nicht – das war bei Diablo 2 nicht anders. Diese werden übrigens von Monstern bevölkert, die innerhalb eines bestimmten Bereiches mit euch mitleveln und damit immer eine angemessene Herausforderung darstellen.

Doch dass ich nur von bestimmten Punkten, die natürlich erst entdeckt werden müssen, zu bestimmten Locations teleportieren kann, stößt mir extrem sauer auf. Denn da die entsprechenden Teleport-Stellen nicht an strategisch sinnvollen Punkten, sondern mal dünner mal dichter über die Karte geworfen wurden, kann es passieren, dass ich meine Zeit in der Anfangsphase mehr damit verbringe, meine Gegenstände durch die Pampas zu tragen und sie beim Händler zu verschachern als der Story zu folgen.
Später wird das Teleportproblem mit zunehmenden Punkten zwar kleiner, doch andererseits wird auch der Gang zum Händler irgendwann überflüssig. Denn spätestens mit 300.000 Goldstücken im Gepäck interessiert es euch einen feuchten Goblindreck, ob ihr die Waffe noch aufsammeln müsst/könnt/dürft/braucht oder nicht… Chance vertan.

Inventar-Nachhilfe nötig

Und wo wir gerade dabei sind: Für das Inventarsystem gehört Monte Cristo gestraft – vorzugsweise mit dem Spielen von Titan Quest (das es auch nur unwesentlich besser machte) oder Loki, das schon in einer frühen Vorabversion mehr Potenzial in dieser Hinsicht zeigte.

Auf dern ersten Blick konventionell ausreichend, auf den zweiten und dritten indiskutabel: Das Inventar- und Gegenstands-System…

Positiv anzumerken ist, dass ihr weder Gewichtsbeschränkungen in Kauf nehmen noch Sorgen haben müsst, dass ein Gegenstand zu groß für das Inventar ist. Ein Dolch nimmt genauso viel Platz ein wie eine Zweihand-Axt. Eine grundsätzlich gute Entscheidung – und leider die einzig gute, wenn es um das Inventar geht.
Denn nicht nur, dass die differenzierten Geschwindigkeitseinteilungen der Waffen für Verwirrung sorgen – oder kann mir jemand erklären was „ausreichend schnell“ oder „eher langsam“ bedeutet? Im Zusammenspiel mit zahlreichen Modifikatoren, die sich durch weitere Gegenstände oder Eigenschaften aus dem Fähigkeitenbaum ergeben, verliert man schnell den Überblick, welche Waffe jetzt letztlich unter dem Strich besser ist.

Und als ob das nicht reichen würde, finden sich immer wieder Ungereimtheiten innerhalb der scheinbar nach dem Zufallsprinzip auf die Waffen, Rüstungen und Gegenstände verteilten Eigenschaften. Wenn mir jetzt noch jemand erklären kann, wieso ein Armrüstungsteil der Stufe 19 mit „guter Qualität“ einen Schutz von 91 bietet, während ein identisches Stück der Stufe 22 mit „besonderer Qualität“ nur einen Schutz von 70 bietet, dafür aber völlig irrelevante Resistenzboni gibt oder einem später Level 33-Handschuhe begegnen, die einen sagenhaften Schutzfaktor von fünf bieten: nur her damit. Ich bin für alle Vorschläge offen.

Doch über all das kann ich irgendwie irgendwo noch hinweg sehen, denn irgendwann findet sich schon eine neue Waffe oder ein neues Ausrüstungsstück, das ich stolz am Körper trage. Was das Fass allerdings zum Überlaufen bringt, ist das vollkommene Fehlen jeglicher Sortierfunktion: Wäre es wirklich so schwer gewesen, einen kleinen Algorithmus zur Verfügung zu stellen, der die aufgesammelten Gegenstände im Inventar zu Gruppen zusammenfasst und die Vergleiche mit den angelegten Items zumindest zeitlich etwas erleichtert? Chance definitiv vertan!

      

  1. Ach du meine Güte gebt dem Autoren ein paar Antidepressiva. Wieso flennt der 3 Seiten lang über ein Spiel und gibt ihm dann trotzdem 75 Punkte?
    Zudem finde ich das Spiel hätte 80 Punkte ferdient schon alleine wegen der Schönen Umgebung

  2. woran liegt es eigentlich, dass die wertung der lokalisierten versionen im schnitt ca. 10 prozentpunkte höher ist als die der französischen?
    war das spiel im original, was bugs angeht auf gothic-3-niveau? ist es das jetzt noch?
    irgendwie komisch, dass europäer bei rollenspielen sehr gute konzepte haben, aber am ender nur durchschnitt oder flickwerk rauskommt...

  3. schöner artikel aber schade um den titel! hatte mich eigentlich auf silverfall gefreut. speziel das natur-technik szenario finde ich interressant. ich finde aber auch 80% hättens ruhig sein dürfen...

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