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Siren: Blood Curse (Action-Adventure) – Siren: Blood Curse

Re-Imagination: Das modische Synonym für Remake steht derzeit hoch im Kurs. Vor allem die TV-Bosse in Hollywood holen gerne ihre ollen Kamellen aus der Versenkung, frischen sie mit neuen Gesichtern auf und verkaufen das Ganze als innovativen Retro-Trip. Manchmal geht die Rechnung auf – wenn im Fall von Battlestar Galactica z.B. über eine neue Figurenkonstellation eine vollkommen andere Geschichte erzählt wird. Manchmal entpuppt sich das Ergebnis allerdings als plumper Wiederholungstäter, der schon im Original keinen Oscar gewonnen hätte – wie im Fall Siren: Blood Curse eben.

© Sony Japan / Alvion / Sony

Und… Action!

Gut gedacht ist hingegen der geteilte Bildschirm, während ihr euch in dieser „Gegner-Sicht“ befindet: Rechts seht ihr dann die Welt aus den Augen des gewählten Shibito, während ihr links weiter euer Alter Ego beobachtet. Bis zu drei Feinde dürft ihr im rechten Fenster untereinander anzeigen lassen – nur einen könnt ihr verfolgen, während ihr euch links ganz normal bewegt. Eher schlecht gemacht ist allerdings die niedrige Bildrate, wenn ihr bei gleichzeitiger Gegner-Sicht durch Hanuda schleicht. Das zähe Bild macht ein normales Bewegen zumindest so anstrengend, dass separates Kundschaften und Anpirschen sinnvoller ist. Die gute Idee verpufft damit zur schön anzusehenden Spielerei, spielerisch ändert sich zum Original damit wenig.

Wobei auch das nicht die ganze Wahrheit ist. Wo die zähe Steuerung und die happigen Untoten auf PS2 nämlich für einige bockschwere Passagen verantwortlich zeichneten, haben beide Aspekte auf PS3 endlich ihren unfreiwilligen Schrecken verloren. Das bedeutet jedoch nicht, dass euch gut spielbare Stealth-Action mit unheimlichen Gegnern erwartet. Denn weil Blood Curse so

Widerlich! Die gelungene Gestaltung der Shibito ist wahrlich Furcht einflößend.

flüssig von der Hand geht, sind die Shibito plötzlich nur noch selten eine echte Bedrohung. Gefährlich sind Abschnitte, in denen ihr ohne die richtige Waffe keine Chance gegen die Untoten habt – zum plumpen Action-Spektakel verkommt das Spiel allerdings, sobald ihr das richtige Werkzeug (Bierflasche, Vorschlaghammer, Gewehr usw.) gefunden habt. Dann reicht das rhythmische Bearbeiten der einzigen Angriffstaste, um ans Ziel zu gelangen. Gelegentlich müsst ihr euch zwar um das Wohlergehen eines Begleiters kümmern und könnt ihm oder ihr Befehle zum Folgen, Warten und Verstecken geben, doch das ändert nichts an der generellen Vorgehensweise. Bisher wurden die wenig cleveren Feinde durch die unhandliche Steuerung und einen exorbitanten Schwierigkeitsgrad zu einer echten Gefahr – doch auf diesen Kniff verzichtet Blood Curse. Sollte Sony eine (echte) Fortsetzung planen, müssen entweder deutlich mehr Shibito als Kanonenfutter herhalten (Gruß an Resident Evil!) oder die wenigen Untoten sich nicht wie plumpe Zombies aus dem Genre-Kino der 60er Jahre aufführen. Im Kern ist das vorsichtige Erkunden und Umgehen klasse! Im Detail entpuppt sich das neue Siren aber als recht typischer Survival-Horror mit den üblich doofen Hindernissen.

Madige Monster

Was ihrem IQ nicht gelingt, schafft allerdings das Aussehen der Untoten – und zwar mit Leichtigkeit! Will heißen: Bei den vor allem an „Die Fliege“ erinnernden Mutationen, fühlt sich die Magengrube schnell mal extrem schwer an. So hat das neue Siren seine packendsten Augenblicke vor allem dann, wenn ihr euch gerade noch in einen Kleiderschrank retten konntet und unter hörbarem Herzklopfen abwartet, ob die fiese Brut nur ziellos herumstreicht oder längst weiß, wo ihr steckt…

Gelegentlich nutzen die Entwickler auch ihre Gegner-Sicht sehr geschickt, um Spannung aufzubauen. Müsst ihr z.B. einen bestimmten Gegenstand finden, solltet ihr erst beobachten, wohin die Shibito sehen, denn oft findet sich das gesuchte Objekt im Blickfeld der Einwohner. Einer eurer Charaktere kann außerdem in die Vergangenheit schauen und dort Erinnerungen finden, die euch den weiteren Weg vorgeben:

Blood Curse ist immer dann stark, wenn es den buchstäblichen 

Blick ins Innere des Bösen erzählerisch oder spielerisch

Erzählerisch schöpft Blood Curse leider nicht aus dem Vollen – zu oberflächlich bleiben Hintergründe und Charaktere.
nutzt.

„Das nächste Mal sehen Sie:“

Abgesehen davon sorgen geplante Momente für Spannung, wenn eure Begleiterin z.B. plötzlich von mehreren Shibito umringt wird oder ihr die Untoten mit bestimmten Aktionen aus ihrem Schlupfwinkel locken müsst. Echte Rätsel erwarten euch allerdings nicht, weil der Lösungsweg stets vorgekaut wird. Damit beschränkt sich der Ablauf meist auf ein geradliniges „Gehe von A nach B und mache dort XYZ.“ Ihr müsst zwar oft Schlüssel o.ä. erst suchen, doch das aufmerksame Erkunden der Umgebung hält sich in Grenzen. Immerhin könnt ihr 50 Fundstücke sammeln, die euch einen Hauch mehr Hintergrundwissen zur Geschichte und ihren Charakteren geben.

Letztlich schleicht ihr trotz einiger aufregender Momente aber wie auf Schienen durch zwölf beklemmende Episoden, die im Rest der Welt übrigens häppchenweise per Download erschienen. Ob Sony die Geschichte dabei in ein Dutzend Stücke unterteilt oder nicht, spielt keine Rolle – die Perspektive wechselt schließlich selbst innerhalb der Episoden regelmäßig. Das übliche „Das nächste Mal sehen Sie“ und „Zuletzt bei Siren: Blood Curse“ hätte man sich vielleicht schenken können, es stört aber auch nicht. Eine deutsche Synchronisation hätte dem Spiel allerdings trotz des günstigen Preises gut getan, zumal die Entwickler u.a. mit der Tatsache spielen, dass sich englische und japanische Figuren untereinander nur schlecht verstehen. Versteht man aber ohnehin keine der beiden Seiten, geht dieses Stilmittel leider unter.