Cloud Gaming
Spätestens beim Gleiten durch voluminöse Wolkentunnel, die bauschig am Spieler vorbeihuschen, oder beim Eintauchen in den wattigen Dunst, hat mich Sky in grafischer Sicht komplett verzückt. Dazu gesellt sich eine äußerst harmonische, vielschichtige Beleuchtung – diffuse Lichteffekte und sanfte Strahlen sorgen auch auf einem Handy-Display für eine enorme Räumlichkeit. Ich habe Sky: Kinder des Lichts auf einem Mate 20 Lite gespielt, einem 2018er Huawei-Smartphone im Mid-Price-Segment, mit Android-10-Betriebssystem. Während meiner insgesamt bestimmt fünf, sechs Spielstunden verabschiedete sich das Spiel locker zehn Mal ins Nirvana, dazu gesellten sich etliche ruckellastige Passagen – eine vermehrte Anfälligkeit für Abstürze stellte ich fest, nachdem ich meinen Switch-Pro-Controller via Bluetooth mit dem Telefon verband. Die Android-Version von Sky unterstützt nämlich, wie schon auf iOS, einen Controller, lässt sich dann elegant mit den Analogsticks lenken und lagert auch die Touchscreen-Interaktionen beim Kommunizieren gut auf die Buttons aus. Allerdings ist die Latenz nicht gerade optimal und die gesteigerte Absturz-Häufigkeit der App kann den Genuss des Spielerlebnisses trüben. Aber natürlich kann das bei eurem Setup je nach Smartphone, Betriebssystem-Version und eventuell Bluetooth-Controller ganz anders sein…
Warum Sky: Kinder des Lichts ein derart wundervolles Spielerlebnis ist, lässt sich – wie schon bei Journey – mit Worten nur unzureichend wiedergeben. Von den anmutigen Bewegungen über die wundervolle Beleuchtung und die tolle Farbwahl bis hin zur Ausgestaltung der Szenarien ist Sky ein sinnliches Spiel voller Magie und Poesie. Es weckt die Entdeckerlust und befriedigt sie im nächsten Moment mit purer Schönheit, es lässt einen, wie die Filme von Studio Ghibli, die naive Freude kindlichen Spielens und Kommunizierens ebenso nachvollziehen wie den Traum vom Fliegen erleben. Auch die wohldosierten Spielmechaniken sind durchdacht konzipiert und klug eingesetzt: Regelmäßig folgt man den Lichtspuren von Geistern, die sehr vage Kurzgeschichten erzählen, mal gilt es, dem Blick eines düsteren Himmelsdrachen zu entgehen, mal muss das Licht der Spielfigur vor prasselndem Regen bewahrt werden – herausfordernd ist das nie, aber immer interessant und lohnenswert.
Spielspaß für lau?
14,99 Euro kostete das PS3-Märchen Journey bei seinem Launch anno 2012. Sky: Kinder des Lichts hingegen steht gratis zum Download bereit. Das wird erkauft von einer Schwemme an Mikrotransaktionen, die nicht nur nervig ist, sondern auch das gesamte Spielerlebnis verkompliziert: Wo thatgamecompany sonst so stark auf Einfachheit setzt, wird es im Spiel nicht gut kommuniziert, wofür man sein Echtgeld einsetzen sollte. Für beim normalen Zocken aufgesammeltes Licht erhält man nämlich Kerzen als zentrale Währung in Sky. Mit diesen kauft man Gesten, Bindung zu Geistern, neue Outfits und Frisuren oder auch Herzen; die Herzen braucht man wiederum auch für einige Dinge. Mit echter Kohle kaufen kann man aber nur die Kerzen (z.B. 190 Stück für 55 Euro!) – und wer darauf keinen Bock hat, muss schon ziemlich viel Zeit in Sky investieren, um optische Modifikatoren für die Spielfigur (Frisur, Mantel, Gesicht, Instrument auf dem Rücken) zu erspielen. Ich habe dann ganz einfach auf derlei Gimmicks verzichtet – das beeinträchtigt zwar nicht die Spielbarkeit, trotzdem habe ich mich auf unangenehme Weise um ein Spielelement beschnitten gefühlt. Dass es obendrein saisonale Events und zeitbasierte Zusatzziele, ja sogar Saisonkerzen gibt (heute ist die „Season of Enchantment“ gestartet), steigert zwar die Langzeitmotivation, trägt aber gleichzeitig zur Verwirrung von Gelegenheitsspielern bei – ich hätte derlei Features auf jeden Fall nicht gebraucht.
Das gemeinsame Erlebnis mit Online-Spielern hingegen ist meist bereichernd: Zwar ärgert man sich mal für ein paar Sekunden, dass hektisches Voranpreschen anderer Spieler für eine zu rasche Aktivierung von Lichtschaltern oder Geistersilhouetten sorgt, im Allgemeinen fühlt es sich aber gut an, die Silhouetten anderer Wanderer in der Spielwelt zu sehen. Man kann ihnen Licht spenden, sich gegenseitig Freundschaften anbieten (durch Verneigen und Offerieren einer Kerze), gemeinsam musizieren, an Bänken kleine Nachrichten hinterlassen und einige wuchtige Türen im Team aufsperren. Grundsätzlich ist Sky in eine Hubwelt und sieben thematisch angenehm unterschiedliche Areale eingeteilt – dort gibt es dann jeweils einen kleinen Bereich, wo man Outfits ändern oder die Bindung zu Geistern erhöhen kann, bevor es in den „Action-Teil“ der Levels geht. Verliert ihr mitten in einem Abschnitt die Lust, geht eurem Smartphone der Saft aus oder verabschiedet sich die App, bleibt der Spielstand stets erhalten: Über ein Portal in der an ein buntes Stonehenge erinnernden Hubwelt könnt ihr jederzeit genau dort weitermachen, wo ihr eure Reise zuletzt unterbrochen habt.
Sorry, dass es so lang gedauert hat mir der Antwort. Zum Thema Mikrotransaktionen bei Sky:
Das ist jetzt kein Gamebreaker und kostet das Spiel vielleicht, so genau kann man das ja nie abschätzen, 5 Prozentpünktchen. Auch die vielen Abstürze, die suboptimale Bildrate und ein paar nicht so gute Aspekte der Wegführung haben vom Platin-Siegel abgeknabbert.
Konkret ist es nicht so, dass das Spiel einen alle paar Meter mit Einblendungen zubombt, aber es ist schon so, dass das Kaufen der Kerzen in krassem Gegensatz zum seeeehr langsamen normalen Sammeln des Lichts steht. Bei vielen Geistern, bei den Kostümen, bei den Frisuren, also am Anfang und Ende jedes Levels wird mir deutlich vor Augen geführt, was es jetzt alles gäbe, wenn ich nur bereit wäre Kohle zu investieren - das hat mir tatsächlich deutlich an der Immersion gekratzt.
Ich denke die Punkte
- Der Shop ist penetranter Bestandteil der Menüs oder Benutzerführung.
- Man wird durch Grind animiert die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
sind definitiv gegeben.
Und
Käufe beeinflussen das Spieldesign stark.
ist natürlich etwas subjektiver- ich empfand es auf jeden Fall als störend. Aber natürlich nichts auf Mario Kart Tour Niveau... Daher die immer noch richtig gute Wertung.