Veröffentlicht inTests

Sonic Boom: Feuer & Eis (Plattformer) – Rückkehr aus dem Wertungskeller?

Segas Maskottchen schwächelt schon seit geraumer Zeit, doch Sonic Boom: Lyrics Aufstieg markierte vor zwei Jahren einen traurigen Tiefpunkt.
Kann Entwickler Sanzaru mit Sonic Boom: Feuer & Eis den Karren
wieder aus dem Dreck ziehen? Dass die Kalifornier ein Händchen für
Plattformer haben, bewiesen sie bereits mit dem Vita-Spiel Sly Cooper:
Jagd durch die Zeit.

© Sanzaru Games / SEGA / Nintendo


Beim zweiten Mal wird alles besser?

Bevor Missverständnisse aufkommen: Für den Totalschaden auf Wii U war Sanzaru nicht verantwortlich. Das Team lieferte seinerzeit den 3DS-Ableger Sonic Boom: Der Zerbrochene Kristall ab, der mit seiner etwas hakeligen Steuerung ebenfalls zu den schwachen Teilen der Seriengeschichte zählt, allerdings deutlich weniger enttäuschte als das Wii-U-Desaster. Offenbar hatten Sega und Nintendo keine Lust auf weitere Image-Schäden: Das Ergebnis wirkt zumindest so, als hätte Sanzaru diesmal deutlich mehr Zeit für Level-Design und Polishing bekommen, um ein ordentlich flutschendes Sonic-Spiel auf die Beine zu stellen. Schon die Steuerung geht von Beginn an etwas entspannter von der Hand und wurde besser auf das Level-Design abgestimmt. Wenn ein Spiel eine Zeichentricktrickserie zum Vorbild hat, sollte man eigentlich davon ausgehen, dass auch die Zwischensequenzen halbwegs professionell wirken.

[GUI_STATICIMAGE(setid=80866,id=92534289)]
Wer jetzt nicht aufs Schockfrosten umschaltet, landet in den tödlichen Stacheln unter Wasser. © 4P/Screenshot

Dem ist leider nicht so, stattdessen unterbieten sich Sonic und seine Mitstreiter mit Dialogen, die selbst mir als Freud platter Wortspiele zu dämlich sind. Als Wissenschafts-Spezi Tails z.B. über die Zusammensetzung des gefährlichen neuen Elements Ragnium referiert, kommentiert Knuckles das mit Sätzen wie „Wieso Zusammensetzung? Wer sitzt denn da zusammen?“ Vielleicht hat der massive Anabolika-Konsum die grauen Zellen geschädigt – er wirkt zumindest wieder um einiges mehr aufgepumpt als früher.

Strahlende Aussichten


Als Dauerschurke Dr. Eggman vom gefährlichen neuen Element erfährt, macht er sich das Ragnium natürlich zunutze, um sich eine Armee aus äußerst flinken Robotern zu erschaffen, die selbst Segas blauen Blitz überholen können. Außerdem hat sich „D-Fekt“, einer von Dr. Eggmans Ragnium-Dieben, selbständig gemacht und zerstört die idyllische Spielwelt, in der plötzlich überall bedrohliche Strahlenwirbel aus der Erde zwirbeln. Sonic und seine Freunde müssen der Zerstörung ein Ende setzen und den Frieden auf der Insel Ragnarück wiederherstellen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=80866,id=92534301)]
Treffer! © 4P/Screenshot

Wie im Vorgänger wechsle ich mitten in der Action frei zwischen den Figuren, um ihre Spezialfähigkeiten zu nutzen: Sonic kann sich schwungvoll in die Höhe schleudern, Tails überquert Abgründe mit dem bekannten Rotor-Schweif und zerbröselt Schalter sowie Gegner mit seinem langsam nachladenden Blaster. Auch der Rest der Crew wird schön ins Leveldesign eingebunden: Immer wieder stoße ich ich am Rande eines Areals auf einen Geheimraum, vor dem ich Sticks‘ Bumerang gefühlvoll um die Ecke gegen einen Schalter steuern muss. Weniger subtil wirken die Säulen, die sich mit Amys Hammer absenken lassen: Wo das entsprechende Symbol zu sehen ist, kloppt man drauflos und schon ist meist der Weg frei.

Wilder Wechsel


Der überschaubare Mix aus Spezialaktionen sorgt innerhalb der Levels meist für einen schönen Spielfluss: Zuerst geht es mit Sonic in die Luft, dann schwebe ich mit Tails auf eine entfernte Plattform, um von dort aus mit Sticks‘ Bumerang einen verborgenen Schacht zu öffnen und mich schließlich mit Knuckles durch einen Erdtunnel zu buddeln. Da sich der Ameisenigel unaufhörlich voran gräbt, ist auch hier das passende Timing nötig. Eine zentrale Technik ist zudem der stetige Wechsel zwischen Feuer und Eis-Zustand. Da auch Sonic und sein Freunde sich die Macht des neuen Elements zunutze machen, sprinten sie entweder lodernd oder mit alles gefrierenden Eiskräften durch die Levels. Ich zische über einen See mit tödlichen Stachel-Algen? Schnell R drücken und schon schliddere ich sicher über die schockgefrostete Eisfläche. Sogar Fontänen lassen sich in nützliche Rampen verwandeln. Andersherum ramme ich im Feuerzustand mit dem passenden Timing durch Eisblöcke in versperrte oder verborgene Bereiche.

[GUI_STATICIMAGE(setid=80866,id=92534304)]
Zwischendurch stehen Robo-Rennen auf dem Programm. © 4P/Screenshot

Wer den richtigen Rhythmus raus hat, zischt flüssig durch die Welt. Ab und zu funkt allerdings ein Mangel an Präzision dazwischen. Die Steuerung fühlt sich eine ganze Ecke genauer an als im Vorgänger, manchmal blieb ich aber nach wie vor hängen, weil der Sprungknopf oder das Umschalten der Elemente in der Eile nicht verlässlich genug reagierte. Schade auch, dass Sonics klassische Kugelform so selten eine sinnvolle Option ist. Meist ist es hilfreicher, sich mit der automatischen Zielsuch-Attacke von Gegner zu Gegner zu hangeln. Andererseits haben die Entwickler mit Hilfe von Sonics modernem Steuerungs-Schema einen sinnvollen Kompromiss erreicht, bei dem auch auf dem kleinen 3DS-Schirm nur selten die Übersicht verloren geht. Die Reise führt durch einen typischen Mix aus Sonic-Themen wie einer Strand-Idylle, vereisten Wäldern, feurigen Grotten oder alten Maya-Tempeln. Der Soundtrack hat mich mit seinen gutgelaunten Melodien immer wieder zum Mitwippen animiert und verströmt in temporeichen Momenten einen schönen japanischen Oldschool-Techno-Vibe.

  1. Hi,
    ich versuche mich mal an der Beantwortung... ;)

    ISuckUSuckMore hat geschrieben:Wieso wurde das Spiel denn nicht auch auf der New 3DS getestet?
    Nicht jeder Redakteur ist mit jeder Hardware ausgestattet, insbesondere im Handheld-Bereich.
    Das ist allerdings dann kein Problem, wenn wir als Testversion die modulbasierte Fassung bekommen.
    Wenn jedoch (wie in diesem Fall) "nur" eine an Account und Gerät gebundene eStore-Version zur Verfügung steht, lässt sich das Spiel nicht auf einem zweiten Gerät (in diesem Fall New3DS) testen.
    Das Problem liegt im User- bzw. Rechtemanagement, das Nintendo seinen Handhelds verpasst hat.
    Bei Ps4 und Pro bzw. One und Scorpio wird doch bestimmt auch mit der aktuelleren Hardware gearbeitet!
    Das ist richtig. Sobald wir Pro und nächstes Jahr Scorpio hier haben, werden die Spiele entsprechend auf Unterschiede von "Premium"- zu Standard-Konsole geprüft. Da man aber bei Sony und Microsoft seine Nutzerkonten auch auf mehreren Geräten verwalten kann, wird das hier keine Probleme geben.
    Cheers,

  2. DonDonat hat geschrieben:Der Test klingt nicht wirklich begeisternd, klar nicht so schlecht wie die letzten Teile aber wirklich vom Hocker hauen tut mich die Schilderung der Qualität des Titels nicht. So wird es diesem Teil wahrscheinlich so ergehen wie den letzten X Teilen davor: er verschwindet in der Versenkung :(
    Mich würde ja echt freuen wenn man endlich mal wieder ein qualitativ sehr gutes Sonic auf die Beine stellen würde, allerdings sehe ich diesbezüglich leider wirklich schwarz: eher wird EA noch ein "gutes" NFS bringen als dass Sonic mal wieder ein gutes Spiel bekommt....
    Nächstes Jahr kommt Sonic Mania (ein 2D Spiel im Mega Drive Stil) und ein Hauptspiel von den Entwicklern von Sonic Colors und Generations (was zwei sehr gute Sonic Spiele waren).

  3. Der Test klingt nicht wirklich begeisternd, klar nicht so schlecht wie die letzten Teile aber wirklich vom Hocker hauen tut mich die Schilderung der Qualität des Titels nicht. So wird es diesem Teil wahrscheinlich so ergehen wie den letzten X Teilen davor: er verschwindet in der Versenkung :(
    Mich würde ja echt freuen wenn man endlich mal wieder ein qualitativ sehr gutes Sonic auf die Beine stellen würde, allerdings sehe ich diesbezüglich leider wirklich schwarz: eher wird EA noch ein "gutes" NFS bringen als dass Sonic mal wieder ein gutes Spiel bekommt....

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.