Nachdem wir die PC-Version von Raziels zweitem Rachefeldzug gegen Kain bereits auf dem Prüfstand hatten, stellt sich nun auch die PS2-Fassung unseren kritischen Augen. Mit dem rundum gelungenen PSone-Vorgänger im Rücken, einem handlichen Gameplay und zusätzlichem Bonusmaterial auf der DVD, will Eidos die Kritikpunkte der PC-Version vergessen machen. Ob das gelingt oder ob auch der PS2-Raziel Federn lassen muss, erfahrt Ihr in unserem Test…
Willkommene Extras
Kenner des Legacy-of-Kain-Universums erinnern sich wahrscheinlich noch gut an die feige Flucht des Obervampirs Kain am Ende von Soul Reaver 1, an welche der zweite Teil nahtlos anknüpft. Alle anderen können die zurückliegenden Ereignisse aber auch in der Nosgoth-Chronik nachlesen, die sich ebenso wie zahlreiche Artworks, Skizzen, Render-Studien, Storyboards, Trailer und Musikstücke als Bonusinhalt auf der multilingualen Soul-Reaver-2-DVD befindet.
Im Gegensatz zu anderem Bonusmaterial wie etwa bei Silent Hill 2 haben jedoch Spiel und Bonusinhalte auf einem gemeinsamen Silberling Platz, wobei ein Großteil der Extras allerdings erst freigeschaltet wird, wenn man das Spiel gemeistert hat. So entfällt für Jünger bester Bildqualität zumindest das Umstöpseln zwischen RGB- und S-Video-Kabel. Ein weiterer Vorteil der mehrsprachigen DVD ist, dass man trotz der ausgezeichneten, wenn auch nicht lippensynchronen deutschen Fassung, das Spiel auch im englischen Original erleben kann.
Zudem sind deutschlandspezifische Zensuren wie im Vorgänger ausgeblieben. Egal, ob Ihr Raziel Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch sprechen lasst, das Blut fließt überall in sattem Rot, während makabere Pfählungen, Enthauptungen, Verbrennungen und Zweiteilungen den Weg Eures gnadenlosen Rachefeldzugs säumen. Allerdings habt Ihr auch die Möglichkeit gentlemanlike auf brutale Finishing-Moves zu verzichten und Eure kampfunfähigen Opfer einfach verbluten zu lassen, bevor ihr deren Seelen verspeist…
Zwischen Intrigen und Schicksal
Bevor es jedoch in den Kampf zieht, sorgt die Einleitungssequenz für reichlich Verwirrung, die im weiteren Spielverlauf teils sogar noch größer wird. Raziels eigentliches Ziel, sich an seinem Peiniger Kain zu rächen, tritt durch eine Reise in Nosgoths Vergangenheit immer mehr in den Hintergrund, denn scheinbar lauert ein noch größeres Übel darauf, ganz Nosgoth ins Verderben zu stürzen. Wer bei dem ganzen Intrigenspiel jedoch die Fäden zieht, bleibt lange Zeit völlig ungewiss und ihr werdet unfreiwillig zum Spielball des Schicksals.
Der ungewohnt melancholische Vampirfürst Kain, der hinterhältige Zeitstromlenker Moebius, die ängstliche Säulenwächterin Ariel, der geheimnisvolle Altvampir Vorador und viele andere undurchsichtige Charaktere scheinen allesamt Raziels Weg durch die verschiedenen Zeitepochen Nosgoths mit Argusaugen zu beobachten und ihn für ihre Absichten zu manipulieren. Jeder scheint eine Rolle in einem undurchsichtigen Spiel zu spielen, dessen Auflösung sich Raziel fest entschlossen zum Ziel gesetzt hat.
Vertrauen könnt Ihr dabei zunächst niemandem. Doch das braucht Euch weiter nicht zu kümmern, denn Raziels Weg, sprich die Handlung ist fest vorgegeben, Einfluss nehmen könnt Ihr darauf leider nicht. Trotzdem sorgen zahlreiche Überraschungen und ungeahnte Wendungen dafür, dass die komplexe Story stets spannend bleibt und schaurige Unterhaltung bis zum Ende garantiert wird.
Ich bin der Meinung, dass man aus dem zweiten Teil deutlich mehr hätte rausholen können, denn der zweite Teil für die PS2 ist Gameplaymäßig leider durchwachsen, weil es:
1. die Teleporter nicht mehr gibt
2. die taktischen Bosskämpfe fehlen
3. der erste einfach Kult war: Raziel, du bist würdig...
Meiner Meinug nach ist der 2. Teil trotz des Generationenwechsels (PS1 zu PS2) technisch etwas hinter Teil 1, wovon mich im 2. Teil lediglich der Soundtrack und die geniale Story überzeugen konnten und das Verlangen danach zu wissen, wie es mit der Geschichte weitergeht.
Ich habe Soul Reaver 2 sowohl auf dem PC als auf der PS2 gespielt, wo es noch um eine Spur interessanter ist, da es ausschließlich in der PS2 Version zusätlichen Bonusinhalt gibt und die Steuerung mit dem Gamepad deutlich präziser ist, als mit der Maus und der Tastatur.