Es ist nicht viel, aber es ist ehrliche Arbeit
Wie genau ihr eure Tage verbringt, ist euch überlassen. Für den Fall, dass ihr noch nicht viele Berührungspunkte mit Farmsimulationen habt, stellen wir euch einmal unseren typischen Alltag exemplarisch vor:
Morgens suchen wir erst einmal alle Hühner, die wir bei gutem Wetter fröhlich über die Farm hüpfen lassen, knuddeln sie durch und sammeln die gelegten Eier ein. Danach geht es in den großen Stall, wo die Futterbehälter aufgefüllt, Kühe gemolken, Schafe geschoren und alle Tiere gestriegelt werden. Dann werden die Felder bewässert, etwaige reife Früchte geerntet und alles Vielversprechende in die Verkaufskiste gelegt. Darauf folgt ein Abstecher zum zukünftigen Ehepartner – in unserem Fall haben wir uns für den grummeligen Matthew entschieden, der auf dem anderen Hof des Tals aushilft – um ein wenig zu plaudern und ihm ein Geschenk zu bringen, schließlich folgt die Liebe einem straffen Zeitplan.
Damit uns nicht die Puste ausgeht, sammeln wir fleißig Rezepte, die wir von den Bewohnern oder den drei Naturgeistern bekommen, und kochen zwischendurch Mahlzeiten mit der eigenen Ernte. Je nach Lust und Laune machen wir noch einen Abstecher in die Mine, ins Dorf oder sähen neues Gemüse aus. Ziemlich früh geht es dann wieder ins Bett, um fit für den nächsten Tag zu sein. Manchmal quatschen wir noch mit den Dorfbewohnern oder machen Ausflüge in die nächste Stadt, die allerdings nur einen Satz auf einem schwarzen Bildschirm umfassen und sechs Stunden Zeit vergehen lassen.
Mit einer Spielstruktur dieser Art unterscheidet sich Story of Seaons: A Wonderful Life im Grunde nicht von anderen Farming-Games. Was 20 Jahre nach dem ursprünglichen Release im Vergleich zu den neuen Werken direkt auffällt, ist das bescheidene Gameplay und die geringe Größe der Spielwelt. In Pioneers of Olive Town zum Beispiel seid ihr selbst für den Aufbau eures Hofes verantwortlich und könnt diesen ebenfalls durch Zäune und andere baubare Ausstattung selbst gestalten. Hier könnt ihr jedoch nur wenige Entscheidungen bezüglich des Hofes und seiner Einrichtungen treffen.
Vor allem am Anfang habt ihr dadurch ziemlich wenig zu tun, schließlich müssen die Pflanzen erst einmal wachsen und große Tiere wie Kühe oder Schafe anzuschaffen kostet Geld, das ihr zu Beginn nicht im Überfluss habt. Sobald die ersten Jahreszeiten ins Land ziehen, die immer zehn Tage andauern, entsteht mit der Suche nach einem heiratswilligen Junggesellen plötzlich fast schon Zeitdruck – zumindest, wenn ihr selbst später die Initiative ergreifen wollt.
Früher war nicht alles besser
Das schlichte Gameplay möchten wir in diesem Zuge zwar kritisieren, dem Remake jedoch nicht als schlechtes Design ankreiden. Es ist nun mal eine Neuauflage eines alten Spiels und somit verständlich, dass es sich anders anfühlt als die modernen Ableger. Wenn ihr das Original nicht gespielt habt und jetzt mit diesem Titel liebäugelt, seid euch dem geringen Umfang in Sachen Abwechslung und Aufgabenvielfalt bewusst. Die Kombination mit der Lebenssimulation ist sozusagen das Aushängeschild von A Wonderful Life.
Nichtsdestotrotz sorgt die Einfachheit des Alltags mit der Zeit für Langeweile. Aufgelockert wird das Ganze manchmal durch kurze Sequenzen, in denen ihr euch mit den Dorfbewohnern unterhaltet oder ein Gespräch untereinander mitbekommt. Besonders gut geschrieben sind diese allerdings nicht und wirken durch das zufällige Aufploppen, während ihr in der kleinen Ortschaft unterwegs seid, häufig deplatziert.
Was dagegen genau wie früher schon positiv hervorsticht, ist das Fortschreiten der Zeit. Da ihr in sechs Kapiteln verschiedene Lebensphasen durchlauft und euer Kind aufwachsen seht, verbringt ihr im Laufe der Geschichte eine ganze Weile auf eurer Farm. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es daher Zeitsprünge von mehreren Jahren.
Ich hab‘ ein Haus, ein Hündchen und ein Pferd
Im Gegensatz zu einem Remaster, bei dem zumeist nur die Grafik etwas aufgehübscht und leichte Verbesserungen umgesetzt werden, bietet ein Remake die Chance, mehr Veränderungen zu verwirklichen. Das ist bei Story of Seasons: A Wonderful Life vor allem beim Stil geschehen. Im Gegensatz zum Original wirken sowohl die Spielwelt als auch die Charaktere sehr viel bunter, Chibi-artiger und sehen insgesamt mehr nach Comic aus.
Zur Optik bleibt nur der klischeehafteste Satz des Videospieljournalismus zu sagen: Muss man mögen. In dem Spiel aus 2003 sah alles, von der verständlicherweise deutlich schlechteren Qualität abgesehen, realistischer und vor allem gedeckter, wenn nicht sogar trostlos aus. Dem Vergessenen Tal wurde also nicht nur neues, sondern auch mehr Leben eingehaucht, das ihr außerhalb von Gebäuden in 3D-Perspektive bewundern dürft.
Die stilistischen Veränderungen zeigen sich auch bei den Tieren, wollen dort jedoch nicht so recht zusammenpassen. Die Kühe sehen beispielsweise im Vergleich zum Rest der Reihe anatomisch recht korrekt aus, während das Pferd mit seinen kurzen Beinchen und die von pinker Wolle überladenen Schafe eher nicht auf der Nachbarsweide im echten Leben anzutreffen wären.
Auch die beiden Hunde, zwischen denen ihr auswählen dürft, sehen eher witzig als besonders niedlich aus. Als Meisterwerk würden wir die Grafik also nicht bezeichnen, aber sie macht vor allem auf der Nintendo Switch, auf der wir getestet haben, einen soliden Eindruck. Wenn ihr die Tierchen für die Ewigkeit festhalten wollt, schnappt euch die Kamera aus dem neuen Fotomodus. Ob der nötig war, sei mal dahingestellt, aber es gibt ihn jetzt.
Wobei das Spiel hier halt auch ganz andere Schwerpunkte setzt. Bei A Wonderful Life ist die Farmsimulation eigentlich nur Beiwerk und nicht der Anreiz. Wem es darum geht einen erfolgreichen, großen Bauernhof zu bewirtschaften und optimieren, ist mit anderen SoS/HM oder Dritttiteln wie SV tatsächlich besser aufgehoben.
In erster Linie geht es hier statt dessen eben um das Familienleben, darum den eigenen Nachwuchs großzuziehen und beim Wachsen zuzusehen, während man selbst - und das Dorf um einen herum - älter wird. Das zeigt sich auch schon daran, dass das Spiel eben grundsätzlich vom Spieler fordert sich nach dem ersten Jahr zu vermählen, sonst Game Over.
Ganz schön hoch bewertet. Fand die Story of Seasons Teile bisher alle durch die Bank weg ziemlichen Schrott. Unfassbar hässlich anzusehen und das Spielprinzip sehr dröge.
Dann doch lieber zum 100x Stardew Valley.
Ganz ehrlich, sowohl Harvest Moon, als auch Story of Seasons finde ich mittlerweile enttäuschend.
Die Remakes / Remasters sind bestenfalls hingeschnudelt und leiden im schlimmsten Fall durch die damals begrenzten Features.
Die neuen Teile hingegen finde ich schon konzeptional (SoS) oder grafisch (HM) ziemlich schwach.
Ich glaub es ist so, wie der einstige HM-Schöpfer mal bezüglich zu Stardew Valley sagte:
Die Entwickler haben schlicht den Kern der Reihe außer Augen verloren.